Chinas Währung

Peking ringt mit Baissedruck auf dem Yuan

Chinas Zentralbank stößt auf wachsende Schwierigkeiten, der laufenden Abwertung des Yuan gegenüber dem Dollar Einhalt zu gebieten.

Peking ringt mit Baissedruck auf dem Yuan

nh Schanghai

Chinas Zentralbank stößt auf wachsende Schwierigkeiten, der laufenden Abwertung des Yuan gegenüber dem Dollar Einhalt zu gebieten und das Marktsentiment im Devisenhandel zu beeinflussen. Am Montag setzte die People’s Bank of China (PBOC) beim Fixing des Yuan-Referenzkurses zum Dollar erneut eine demonstrativ starke Marke bei 6,9396 Yuan je Dollar, konnte damit aber nicht verhindern, dass der Yuan im Handel weiter an Boden verlor. Im Onshore-Handel in Schanghai gab der Yuan um bis zu 0,6% gegenüber dem Dollar nach und notierte am Abend etwa 0,4% schwächer bei 7,055. Bereits am Freitag hatte der Yuan-Dollar-Kurs erstmals seit Juli 2020 wieder die Marke von 7 Yuan je Dollar überschritten.

Devisenhändlern fällt dabei auf, dass sich die PBOC mit ihrem täglichen Fixing des Mittelkurses, um den der Yuan im Spot-Handel dann 2% schwanken kann, immer weiter von den Vorgaben entfernt, aus denen die Analysten und Devisenhändler eine den Marktgegebenheiten entsprechende Referenzkursprognose entwickeln. Nach Angaben von Bloomberg betrug der Abstand am Montag 694 sogenannte Pips, was einen neuen Abweichungsrekord darstellt. Mit einem Pip bezeichnet man eine Veränderung von 1 bei der vierten Nachkommastelle des Yuan-Dollar Wechselkurspaars.

Die ungewöhnliche Verhaltensweise der PBOC beim Kursfixing zeigt Marktteilnehmern zufolge eine gewisse Hilflosigkeit der chinesischen Notenbank beim Versuch einer gezielten Abbremsung des in diesem Jahr sehr prononcierten Schwächetrends des Yuan auf. Dabei scheint auch eine am Donnerstag wirksam gewordene Senkung der Mindestreserve für Fremdwährungsguthaben chinesischer Geschäftsbanken, mit der sich theoretisch die Liquidität für den Yuan indirekt stützende Devisengeschäfte erhöht, nicht die erwünschte Wirkung gezeigt zu haben.

Ebenfalls am Donnerstag hatte die Zentralbank bei der monatlichen Zuteilung von Geldern im Rahmen der Medium-Term Lending Facility (MLF) trotz geschwächter Konjunkturlage auf einen Zinssenkungsimpuls verzichtet. Zuvor im August hatte die PBOC den MLF-Zins um 10 Basispunkte auf 2,75% zurückgenommen und damit eine starke Reaktion am Devisenmarkt hervorgerufen, mit der sich der Druck auf den Yuan wesentlich verschärft hat. So macht der gegenläufige Zinstrend in den USA und China großen Eindruck auf globale Investoren, die sich tendenziell aus Yuan-Aktiva weiter zurückziehen.

Aktuell könnte der von der Zinskonstellation herrührende Druck weiter zunehmen, wenn die US-Zen­tralbank in Reaktion auf hartnäckig hohe Inflationsraten die Leitzinsen erwartungsgemäß weiter anheben wird. In Staatsmedien werden laufend Vertreter der Notenbank oder des Devisenreserveverwalters zitiert, die von einem „grundsätzlich stabilen“ Yuan sprechen und betonen, dass die maßgeblichen Faktoren bereits eingepreist sind und Baissespekulationen keinen Sinn ergeben.

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