Betriebliche Altersvorsorge

Pensionsfonds setzen verstärkt auf Alternatives

Pensionseinrichtungen begründen ihr Engagement vor allem mit dem attraktiven Risiko-Rendite-Verhältnis und der Möglichkeit zur Portfoliodiversifizierung. Dies ergab eine Umfrage des BAI.

Pensionsfonds setzen verstärkt auf Alternatives

la Frankfurt

Deutsche Pensionskassen, Pensionsfonds und Pensions-Treuhandlösungen in Form des Contractual Trust Arrangement (CTA) setzen verstärkt auf alternative Investments. Verglichen mit allen anderen institutionellen Anlegern in Deutschland sind sie mit einem Anteil von 22,9% leicht überdurchschnittlich in diese Assetklasse investiert. Das habe die BAI-Anlegerumfrage 2021 gezeigt, teilt der Bundesverband Alternative Investments (BAI) mit.

Ihr starkes Interesse an Alternatives begründen die Pensionseinrichtungen vor allem mit dem attraktiven Risiko-Rendite-Verhältnis und der Möglichkeit, alternative Anlagen zur Portfoliodiversifizierung zu nutzen. Diese Gründe nannten jeweils mehr als 80% der Befragten. Ein weiteres zentrales Motiv sind die Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien, die alternative Investments bieten und die ein wichtiger Faktor für die Rendite der betrieblichen Altersversorgung sind, vor allem bei niedrigen Zinsen. Inflationsabsicherung spielte als Motiv zum Zeitpunkt der Umfrage noch keine Rolle. Das dürfte sich nun aber mit dem sich verändernden makroökonomischen Umfeld ändern, so der BAI.

Verglichen mit den übrigen deutschen institutionellen Investoren sind die Pensionseinrichtungen stärker in die traditionelleren Anlageklassen unter den Alternatives investiert. Das sind Hedgefonds, liquide Alternatives und Immobilienaktien. Kryptoanlagen dagegen haben sie im Prinzip nicht im Portfolio.

Die Pensionseinrichtungen legen darüber hinaus laut Umfrage einen etwas stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit als die übrigen Institutionellen in Deutschland. Als Hauptgrund werden Reputationsrisiken genannt, an zweiter Stelle folgen gleichauf die eigene Überzeugung, also die intrinsische Motivation, und die Bedeutung der ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance) für das Risikomanagement.

Zweitgrößter Markt

Auch wenn die deutschen Pensionseinrichtungen im Schnitt stärker in Alternatives investiert sind als die übrigen Institutionellen hierzulande, im europäischen Vergleich hinken sie anderen Ländern noch hinterher. Und das, obwohl Deutschland EU-weit der zweitgrößte Markt für betriebliche Altersversorgung – mit großem Abstand nach den Niederlanden ­– sei, so der Branchenverband. Während Deutschland 10,8 % des Kapitalstocks der betrieblichen Altersvorsorge in Europa hält, entfallen auf die Niederlande 73,8 %. Schweden belegt mit 7,5 % Platz 3. Das geht aus Daten von EIOPA, der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen, hervor. Mit Blick auf die Niederlande gebe es also erhebliches Aufholpotenzial, betont der BAI.

Was die verschiedenen alternativen Anlageklassen betrifft, haben die deutschen Pensionseinrichtungen im europäischen Vergleich lediglich bei Private Equity eine überdurchschnittliche Allokation: Der Anteil beträgt 1,6%, das sind 0,47 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Allerdings gibt es Länder wie Österreich oder Spanien, die deutlich höhere Allokationen in Private Equity haben als Deutschland. Führend ist in dieser Assetklasse Finnland mit einem Anteil von 5,3%.

Bei Immobilien, Infrastruktur und anderen alternativen Investments ist die deutsche betriebliche Altersversorgung dagegen unterdurchschnittlich. Bei Immobilienfonds liegt sie mit einem Anteil von 3,3% deutlich hinter dem europäischen Schnitt von 5,2%. Das Gleiche gilt für alternative Fonds, bei denen die Allokation in Deutschland lediglich 1,2% beträgt im Vergleich zu 1,85 % im europäischen Durchschnitt. Die Niederlande liegen hier ebenfalls mit 6,2% an der Spitze.

Am wenigsten beliebt sind Infrastrukturfonds mit nur 0,1% in Deutschland und 0,65% im europäischen Durchschnitt. Hier hat die Befragung aber ergeben, dass die deutschen Pensionseinrichtungen die Allokation erhöhen wollen.

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