Pictet rät von amerikanischen Assets ab

Schweizer Bank empfiehlt Aktien und Bonds aus China und anderen Schwellenländern

Pictet rät von amerikanischen Assets ab

ku Frankfurt – Die schweizerische Privatbank Pictet rät dazu, amerikanische Assets in den kommenden fünf Jahren zu meiden. Dies ist eine der Schlussfolgerungen der Strategen der Bank, die sie im Rahmen ihrer neuen säkularen Langfristprognose erarbeitet haben.Die Welt und die Finanzmärkte würden durch die Covid-19-Krise in den kommenden Jahren stark verändert, sagt Luca Paoloni, Chief Strategist der Bank. Sie wirke als ein Beschleuniger von Entwicklungen, die es bereits vorher gegeben habe. Das Umfeld, in dem sich die Märkte befänden, werde – wie schon vor der Krise erkennbar – durch niedriges Wachstum und auch zumindest in den kommenden vier bis fünf Jahren durch eine niedrige Inflation gekennzeichnet sein. Bereits vor der Krise hätte sich eine ganze Reihe von Märkten in einem nicht besonders guten Zustand befunden. Demgegenüber habe sich der Bullenmarkt insbesondere in den USA auf sehr wenige Bereiche konzentriert, vor allem auf die großen Technologieaktien. Extremformen der GeldpolitikKünftig werde es eine deutlich größere Rolle des Staates in allen ökonomischen Bereichen geben. Die Akzeptanz einer neoliberalen Austeritätspolitik durch die Öffentlichkeit habe stark nachgelassen. In der Folge werde es wohl zu nochmals mehr geldpolitischer Stimulierung der Volkswirtschaften kommen, wobei auch extreme Formen der geldpolitischen Stützung nicht mehr undenkbar seien. Es sei auch mit einer direkten Kontrolle der Zinsstrukturkurve durch die Staaten zu rechnen. Außerdem werde es eine verstärkte Nachfrage der Öffentlichkeit nach Sozialausgaben der Staaten geben. “In dieser Hinsicht gibt es aber kein Free Lunch”, warnt Paolini. Zu erwarten sei neben einer starken Verschuldung, dass die nochmals stärkere Versorgung der Märkte mit Liquidität durch die Zentralbanken die Bewertungen noch weiter in die Höhe treiben. Dies führe auch zu einer finanziellen Repression, die er definiert als den Zustand, in dem die Bondrenditen deutlich unterhalb des Wirtschaftswachstums verharren. Aus jetziger Sicht würden die Anleihezinsen wohl quasi “für immer niedrig” bleiben.In diesem Umfeld rät er von US-Aktien insbesondere aus dem Technologiesektor stark ab. Denn es sei noch nie der Fall gewesen, dass der führende Sektor eines zu Ende gegangenen Bullenmarktes auch die nächste große Hausse angeführt habe. Gegen US-Assets spreche auch, dass sich der Dollar in einem säkularen Abwärtstrend befinde. Sämtliche Faktoren würden gegen den Greenback sprechen. So betrage das Haushaltsdefizit in den USA rund 20 %, bei hohen politischen Risiken. Und aktuell stehe der Dollar etwa 10 bis 15 % über seinem langfristigen Trend. Auch für amerikanische (und europäische) Staatsanleihen spreche wenig. Die Risiken der Papiere nähmen zu, die Renditen hingegen ab. Da diese Staatsanleihen keine festen Einkommen mehr generierten, hätten sie sich praktisch zu spekulativen Anlagen gewandelt.Für besonders attraktiv hält er Assets aus den Emerging Markets mit besonderer Betonung Asiens und vor allem Chinas. Als sehr interessant sieht er chinesische Staatsanleihen an. Diese wiesen einen rekordhohen Spread zu US-Treasuries auf, während aber in China die Inflation unter Kontrolle sei und es keinerlei exzessives Ausgabeverhalten des Staates gebe. Ähnlich positiv sieht er chinesische Aktien. Er rät dabei zu Aktien mit Bezug zu den Ausgaben chinesischer Konsumenten, weil dort die Mittelklasse im Gegensatz zu Europa und den USA wachse. Zu diesen Titeln zählt er auch die Bereiche Bankwesen und Immobilien.Paolini empfiehlt auch die Anlage in Gold, für das er ein Ziel von 2 500 Dollar je Feinunze postuliert. Für das Edelmetall sprächen der längerfristig sinkende Außenwert des Dollar und die niedrigen Realzinsniveaus.