Platz an der Sonne für Spaniens Hotels
Trotz Sonne im Überfluss: Spanische Hotelbetreiber haben seit 2007 heftige Rückschläge erlitten. Nach Ansicht der UBS geht es jetzt aber wieder aufwärts, die Umsätze zögen wieder an. Zum Kauf geraten wird aber nur bei Meliá, das Votum für NH Hotels lautet jetzt nur noch “Neutral”.amb Frankfurt – Spanien scheint wieder auf die Füße zu kommen, die Wirtschaft zieht an. Davon profitieren auch spanische Hotelketten, die unter der Krise heftig gelitten hatten. Nach Ansicht der UBS haben sich die Aussichten für spanische Hotelkettenbetreiber wie Meliá und NH Hotel Group mittlerweile deutlich verbessert – allerdings seien die Aktien nach dem rasanten Kursanstieg der vergangenen Monate nun zum Teil schon angemessen bewertet. Zum Kauf empfiehlt die Schweizer Bank in einer Studie daher nur Meliá, die NH Hotel Group wird hingegen von “Buy” auf “Neutral” zurückgestuft. Die Gewinnschätzungen je Aktie werden für beide Unternehmen aber um rund 20 % erhöht. Damit liegt die Bank nach eigenen Aussagen über den Konsensschätzungen. Auch die Kursziele werden nach oben gesetzt.Den spanischen Hotelketten kommt die allmähliche Erholung der heimischen Wirtschaft zugute, wie Analyst Bosco Ojeda in der Studie schreibt, für dieses Jahr werde mit einem BIP-Wachstum von 3 % gerechnet, nach 1,4 % 2014. Zwischen 2008 und 2013 hatte das Land gleich zwei heftige Rezessionen durchlaufen, insgesamt war das BIP um 8 % eingebrochen. Die Arbeitslosigkeit ist immer noch extrem hoch, aber auf dem Rückzug. Stützend für die Hotelbranche wirkt laut Studie vor allem der schwache Euro, der Urlaub in Spanien für Touristen von außerhalb der Eurozone verbilligt. In Urlaubshotels liege die Belegungsrate mittlerweile schon wieder nahe den Rekordniveaus vor der Krise, in Stadthotels, stärker abhängig von Geschäftsreisenden, steige sie zumindest deutlich an.Das ermögliche den Hoteliers erstmals seit langer Zeit, die Zimmerpreise wieder anzuheben, heißt es in der Studie. Die seien seit Beginn der Finanzkrise 2007 bis zum vergangenen Jahr nämlich um rund 25 % zurückgegangen. Der Anstieg sei sogar stärker als erwartet, erklärt Ojeda. Er geht daher davon aus, dass der in der Branche wichtige Maßstab RevPAR, also der Erlös pro verfügbarem Zimmer (Revenue per available room), 2015 um 11 % und 2016 um weitere 7 % anziehen wird.Vorteilhaft auswirken werde sich für die Hotelketten auch ihre Kostenstruktur mit hohen fixen und niedrigen variablen Kosten. Dazu komme das stagnierende Zimmerangebot in Spanien. Zwar mache sich die Konkurrenz durch Online-Plattformen wie Airbnb bemerkbar, dennoch könnten auch die etablierten Hotelketten noch wachsen. Sowohl Meliá als auch die NH Hotel Group werden der Bank zufolge im kommenden Jahr wieder zweistellige Gewinnmargen erzielen – früher als bislang erwartet. InvestitionsoffensiveDoch macht die UBS auch Unterschiede aus: Etwa sei bei der NH Hotel Group wegen der laufenden Neupositionierung vorerst nicht mit höheren Cash-flows zu rechnen. Die Spanier haben eine große Investitionsoffensive gestartet, zahlreiche Hotels wurden bereits modernisiert, weitere sollen folgen. Zudem wurde die neue Premiummarke NH Collection lanciert, mit, so das Unternehmen, “Hotels in außergewöhnlichen Gebäuden und architektonischen Schmuckstücken mit einem ganz eigenen Flair”. Meliá erwirtschafte hingegen einen hohen Cash-flow, die Analysten halten Dividendenerhöhung durchaus für möglich. Insgesamt sähen die Bilanzen beider Unternehmen mittlerweile aber besser aus, zudem stiegen die Marktbewertungen für die hoteleigenen Immobilien wieder. An der Börse blieb die Erholung in der Hotelbranche nicht unbemerkt: Beide Aktien sind seit Jahresanfang kräftig gestiegen, Meliá um 45,9 %, NH Hotels um 35,4 %. Daher seien beide Titel mittlerweile nicht mehr billig. Allerdings sind die während der Finanzkrise erlittenen Verluste längst noch nicht wieder wettgemacht: Die Aktie von Meliá kostete 2007 zum Beispiel über 18 Euro und brach in den Folgejahren auf 2 Euro ein, die Aktie der NH Hotel Group fiel von über 17 auf unter 2 Euro.Für Meliá wird das Kursziel von 13,10 auf 15,00 Euro (aktuell 12,93 Euro) angehoben, die Empfehlung bleibt bei “Buy”. Begründet wird das unter anderem mit der im Kennziffernvergleich niedrigen Bewertung: Das EV/Ebitda liege für 2016 bei 10, der Branchendurchschnitt hingegen bei 12,2. Pluspunkt bei Meliá sei unter anderem die Konzentration auf Spanien und Europa, wo 70 % der Umsätze erzielt würden. Die Hotelkette, die insbesondere Häuser im Heimatland, aber etwa auch in Kuba, Kroatien, Deutschland, Portugal und Brasilien betreibt, konzentriert sich auf Urlaubs- und Strandhotels, zum Portfolio gehören aber auch Hotels für Geschäftsreisende.Die Bank geht davon aus, dass der Erlös pro verfügbarem Zimmer bei Meliá zweistellig wachsen wird, und zwar in Urlaubs- und Stadthotels. Die Belegungsraten für die Gruppe befänden sich jetzt wieder auf Vorkrisenniveau, Preiserhöhungen seien daher möglich. Vorteilhaft sei auch die sinkende Verschuldung des Hotelkettenbetreibers. Die Gewinnprognosen für 2015 werden von 0,35 Euro auf 0,43 Euro je Aktie, für 2016 von 0,43 Euro auf 0,50 Euro und für 2017 von 0,45 Euro auf 0,56 Euro erhöht. Schon fair bewertetDas Potenzial bei der NH Hotel Group ist nach Ansicht der UBS hingegen schon fast ausgereizt, das EV/Ebitda liege bereits bei 12,6: Der Aktie werden jetzt 6,30 statt bislang 5,25 Euro zugetraut. Nach dem jüngsten Kursrutsch an den Börsen bleibt damit aber immer noch Luft nach oben (aktuell 5,38 Euro). Mit den Quartalszahlen des Unternehmens, das Hotels in Europa, Lateinamerika und Afrika betreibt und vor allem auf Geschäftsreisende ausgerichtet ist, zeigen sich die Analysten sehr zufrieden: Der Erlös pro Zimmer sei um 11 % nach oben geklettert, nach einem Plus von 6 % im ersten Quartal. Hintergrund seien steigende Preise, die Belegungsraten seien kaum gestiegen. Besonders gut habe die NH Hotel Group in ihrem Heimatland abgeschnitten, wo sich die Umsätze pro Zimmer im Jahresvergleich um 19 % verbessert hätten. Auch in Italien laufe das Geschäft gut, hier sei ein Plus von 17 % erreicht worden.Die Analysten erhöhen ihre Schätzungen für die NH Hotel Group, schon 2016 werde das Ebitda-Ziel von 200 Mill. Euro erreicht werden, heißt es, zwei Jahre früher als geplant. 2017 werde die Ebitda-Marge auf 17 % klettern. Die Gewinnschätzungen je Aktie werden für 2015 von 0,11 Euro auf 0,12 Euro, für 2016 von 0,19 Euro auf 0,21 Euro und für 2017 von 0,24 Euro auf 0,31 Euro angehoben. Konkurrenz verbessertAuch Aktien anderer Hotelketten haben sich in diesem Jahr sehr gut entwickelt. So ist die Aktie von Accor seit Jahresanfang von 37,55 auf 44,28 Euro geklettert. Die Franzosen, zu deren Portfolio Luxushotels wie Sofitel, Mittelklassehäuser wie Novotel und Mercure und Billighotels wie Ibis und Hotel F1 gehören, konnten ihr operatives Ergebnis im ersten Halbjahr um fast ein Viertel auf 263 Mill. Euro steigern, der Umsatz erhöhte sich um 5,1 % auf 2,73 Mrd. Euro. Vor allem im ersten Quartal legte auch die Aktie der britischen Hotel- und Restaurantkette Whitbread zu, zu deren Portfolio die Café-Kette Costa Coffee sowie die Hotelkette Premier Travel Inn gehören. Die britische Intercontinental Hotels Groups IHG hat ihre Kursgewinne aus den ersten Monaten dieses Jahres hingegen schon wieder abgegeben.