Geld oder Brief Seit einem Jahr an der Börse

Politik bewegt die Renk-Aktie

Angesichts von Kriegen und Terror haben Rüstungsunternehmen ihren zweifelhaften Ruf verloren. Das gibt auch der Renk-Aktie Auftrieb. Entspannungssignale aus der Politik setzen den Kurs bisweilen aber unter Druck.

Politik bewegt die Renk-Aktie

Geld oder Brief

Politik bewegt die Renk-Aktie

Von Joachim Herr, München

Die Richtung für die Kurse von Rüstungsaktien zeigt die Politik auf. Donald Trump gab die Impulse gleich zu Jahresbeginn. Der in dieser Woche vereidigte Präsident der USA schraubte kurzerhand das 2%-Ziel aus seiner ersten Amtszeit nach oben: Nach seinen Vorstellungen sollen die Staaten der Nato nun 5% ihres Bruttoinlandsprodukts jedes Jahr für Verteidigung ausgeben. Das trieb auch die Aktie des Augsburger Unternehmens Renk an. Seit Beginn dieses Jahres hat der Kurs etwa ein Fünftel zugelegt.

Renk ist vor allem als Produzent von Panzergetrieben bekannt, beliefert zudem die Marine und auch die zivile Seefahrt. Zum Angebot gehören darüber hinaus Fahrzeugantriebe, Federungssysteme, Gleitlager und Kupplungen. Für die Energiewirtschaft stellt das Unternehmen schnelllaufende Turbogetriebe her.

Mit den Aktienkursen der Rüstungsfirmen geht es abhängig von der Politik manchmal auch abwärts. Der Sturz des syrischen Diktators Baschar al-Assad Anfang Dezember und bisweilen Meldungen über ein Bemühen um Verhandlungen für ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine setzen die Aktienkurse der Rüstungsunternehmen unter Druck.

Zweifelhaften Ruf verloren

Über ein wenig Hoffnung auf Frieden dürften sich jedoch alle freuen. Es wäre unmenschlich und zynisch, wenn Investoren deshalb Kursverluste beklagen sollten. Letztlich wäre ein Waffenstillstand oder Kriegsende wohl auch für die meisten Unternehmen und die Finanzmärkte eine Befreiung.

Das würde freilich nichts daran ändern, dass die Rüstungsunternehmen ihren zweifelhaften Ruf abgelegt haben – sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Kreis von Aktieninvestoren. Die Aggression von Russlands Präsident Wladimir Putin und der Terror der Hamas machen deutlich, dass sich ohne eine starke Landesverteidigung Frieden, Freiheit, Demokratie und das eigene Leben nicht sichern lassen. Schon vor Trumps jüngstem Vorstoß hatte unter anderem Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, an die Mitgliedsstaaten appelliert, die Ausgaben für Rüstung massiv zu steigern.

Stattliches KGV

Krieg und Terror haben die Bewertungen der Unternehmen der Branche in den vergangenen Jahren steil in die Höhe getrieben – allen voran den Aktienkurs von Rheinmetall. Renk ist erst seit ziemlich genau einem Jahr an der Börse. Am 7. Februar gelang im zweiten Anlauf und zum Emissionspreis von 15 Euro das Debüt auf dem Aktienmarkt.

Mit 18,33 Euro lag der Kurs am Jahresende jedoch nicht mehr weit über dem ersten Preis von 17,50 Euro. Ende März hatte Renk mit knapp 37 Euro den bisher höchsten Stand erreicht. Trotz des kräftigen Rückgangs seitdem liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) noch über 69. Das ist schon eine stattliche Höhe.

Kaufempfehlungen überwiegen

Dennoch empfehlen neun Banken und Analysehäuser die Aktie von Renk zum Kauf, wie auf der Internetseite des Unternehmens zu lesen ist. Zwei seien neutral eingestellt, keiner der Analysten negativ. Die Kursziele reichen von 27,40 bis 35 Euro. Der Median sind 31 Euro. Mit 29 Euro liegt die Deutsche Bank darunter, hat Renk aber auf der Kaufliste. Nach Ansicht ihrer Analysten bleibt mit Blick auf die kurz- und mittelfristigen Ziele die Anlagestory reizvoll.

Auf dem ersten Kapitalmarkttag im September bekräftigte der Vorstand seine Wachstumsambitionen: Mit einem durchschnittlichen Anstieg um 15% im Jahr soll sich der Jahresumsatz von Renk bis 2028 auf rund 2 Mrd. Euro verdoppeln. Für 2024 lautete das Ziel 1,1 Mrd. Euro, 2023 erzielte das Unternehmen 926 Mill. Euro.

Ambition übertrifft Ziel

Die Profitabilität soll nach den Plänen in etwa stabil bleiben. 2023 schnitt Renk mit einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 150 Mill. Euro ab. Bis 2028 soll es sich wie der Umsatz verdoppeln – auf dann rund 300 Mill. Euro. Die Ambitionen sind erheblich höher gesteckt: Dafür nannte der Vorstand 400 Mill. Euro.

In der Führungsspitze gab es schon acht Monate nach dem Börsengang den ersten Wechsel: Anja Mänz-Siebje wurde am 1.Oktober Nachfolgerin von Finanzvorstand Christian Schulz. Knapp zwei Monate später kündigte Vorstandschefin Susanne Wiegand für Ende Januar 2025 ihren Abschied an. An die Spitze rückt in wenigen Tagen Alexander Sagel, der wie Wiegand von Rheinmetall gekommen ist und seit April 2024 als Chief Operating Officer im Vorstand von Renk ist.

Rückzug an der Spitze

Über die Gründe für den doppelten Rückzug wird in der Branche spekuliert. Mit gnadenlosen Renditeforderungen setze der Finanzinvestor Triton das Management stark unter Druck, heißt es zum Beispiel. Triton ist noch mit 33,5% an Renk beteiligt. Tatsache ist, dass Schulz, der als Finanzchef auch den Börsengang von Traton im Juni 2019 mit vorbereitet hatte, seinen Abschied damit begründet hatte, nach einer harten Zeit eine Auszeit zu nehmen.

Wiegand nannte ebenfalls persönliche Gründe: Sie wolle sich künftig „anderen Rollen im Kontext von Sicherheit und Verteidigung widmen“. Auf die Ankündigung von Schulz hatte der Aktienkurs mit einem Tagesverlust von 5% reagiert, auf Wiegands Abschied nur mit knapp -1%.