Potenzial für französische Aktien

Macrons Reformen bieten BNP Paribas auch Chancen - Safran legen kräftig zu

Potenzial für französische Aktien

Nachdem sich der CAC 40 im Schlussquartal des letzten Jahres schlechter als andere europäische Leitindizes entwickelt hat, könnte sich die Tendenz wieder umkehren. Kaufkraft und Konsum dürften steigen, während die negativen Auswirkungen der Gelbwesten-Proteste begrenzt bleiben dürften. wü Paris – Der Kontrast zum Vorjahr könnte nicht größer sein. Nachdem die Euphorie über den Wahlsieg von Emmanuel Macron 2017 die französische Wirtschaft und die Börse von Paris beflügelt hatte, erlebte der französische Leitindex 2018 das schlimmste Jahr seit der europäischen Schuldenkrise 2011. Der CAC 40 verlor fast 11 % auf 4 730 Punkte, nachdem er das Jahr 2017 oberhalb der Marke von 5 300 Punkten mit einem Plus von 9 % beendet hatte. Dabei stand der Aktienmarkt 2018 in Frankreich noch besser da als andere in Europa, etwa Deutschland und Spanien. Im ersten Halbjahr hatte er noch zulegen können, doch dann geriet der CAC 40 vor allem im Schlussquartal unter Druck. Seit Anfang Januar hat er sich zwar wieder etwas erholt, ist jedoch noch immer weit entfernt von seinem Höchststand Ende Mai von 5 657 Punkten.Trotz des Rückgangs war 2018 nicht für alle an der Börse von Paris notierten Werte ein düsteres Jahr. So konnten immerhin zwölf Werte aus dem Leitindex zulegen. Allen voran der Triebwerkshersteller Safran, der mit einem Plus von 19 % den größten Kursgewinn verbuchte. Beflügelt wird sein Kurs von seinem ehrgeizigen Strategieplan für den Zeitraum 2019 bis 2022, der ein jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 6 % vorsieht. Ironischerweise stand Safran Ende 2017 unter Druck, nachdem Flugzeugbauer Dassault Aviation den geplanten Businessjet Falcon 5X wegen Problemen mit der Entwicklung des Triebwerks durch Safran stoppte. Die Aktie des CAC-40-Aufsteigers Dassault Systèmes, einer auf Konzeptionssoftware spezialisierten Tochter von Dassault Aviation, stieg immerhin um 14,6 %, während der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus das Jahr nahezu unverändert beendete. Zu den anderen Gewinnern 2018 gehören die Konzerne der Luxusgüterindustrie wie Kering (+12 %), Hermès (+7 %) und LVMH (+3 %).Valeo bildete das Schlusslicht. Der Kurs des Automobilzulieferers, der lange Zeit zu den Lieblingswerten von Anlegern in Frankreich gehörte, gab um rund 60 % nach, so dass die Kursgewinne der letzten vier Jahre vernichtet wurden. Andere Werte aus der Automobilindustrie wie Michelin und Renault mussten ebenfalls starke Kursverluste hinnehmen, bis auf die Opel-Mutter PSA. Die im CAC 40 notierten Banken konnten dem Abwärtstrend ebenfalls nicht entgehen. Im Gegenteil, denn sie leiden unter den Unsicherheiten in Bezug auf den Brexit und den Spannungen in Italien, wo sie relativ stark vertreten sind. So gab die Aktie von BNP Paribas um 38 % nach, die von Société Générale um 37 % und die von Crédit Agricole um 34 %.Trotz der Kursverluste kamen Investoren zumindest von den Dividenden her auf ihre Kosten. So haben die CAC-40-Konzerne letztes Jahr 57,4 Mrd. Euro an sie ausgezahlt, davon 10,9 Mrd. Euro in Form von Aktienrückkaufprogrammen, hat der auf Finanzen spezialisierte Informationsbrief “La Lettre Vernimmen” errechnet. Demnach sind die für das Finanzjahr 2017 gezahlten Dividenden um 13 % gestiegen, so dass sie ähnlich hoch ausfielen wie 2007. Angesichts der zu erwartenden Verbesserung der Ergebnisse der Konzerne im letzten Jahr sei es wahrscheinlich, dass die Dividenden in diesem Jahr weiter ansteigen würden.Angesichts der internationalen Handelskonflikte, der sich verschlechternden finanziellen Bedingungen sowie Sorgen hinsichtlich der Verschuldung und der Stabilität italienischer Banken dürften die Märkte volatil bleiben, meinen Ökonomen. Dazu kommen in Frankreich die seit Mitte November anhaltenden Proteste der Gelbwesten, unter denen Einzelhändler in den Innenstädten und kleine Firmen leiden. Die Hotelbranche klagt ebenfalls über sinkende Auslastungszahlen, da die Bilder von den Ausschreitungen am Rande der Demonstrationen ausländische Touristen verschreckten. Wie sich die Proteste auf Accor Hotels auswirkt, wird sich zeigen, wenn die Gruppe am 21. Februar ihre Bilanz für 2018 veröffentlicht. Carrefour zumindest haben sie im vierten Quartal kaum gebremst. Der Umsatz des Einzelhändlers ging zwar um 2,3 % auf 22,6 Mrd. Euro zurück, doch das lag vor allem an dem schwachen brasilianischen Real und entsprach den Erwartungen.BNP Paribas geht denn auch davon aus, dass die Gelbwesten-Proteste nur begrenzte negative Auswirkungen haben werden. Dagegen glauben die Experten der Bank, dass die von Präsident Emmanuel Macron seit seinem Amtsantritt umgesetzten Reformen von der Börse von Paris bisher noch nicht ausreichend wertgeschätzt werden. Sie erwarten, dass sowohl der Konsum als auch die Kaufkraft in Frankreich steigen und das Wachstum im Vergleich zu den europäischen Nachbarn nur geringfügig nachlassen wird. Nachdem sich der CAC 40 im Schlussquartal 2018 schlechter als die anderen großen Indizes in Europa entwickelt habe, dürfte sich die Situation 2019 umkehren, meinen sie. Vor allem der Einzelhandel und der Automobilsektor könnten wieder anziehen.—– Bericht Seite 7- LVMH Seite 12