Ratings werfen auch Probleme auf

Top-Bewertungen von Fonds werden für den Vertrieb immer wichtiger - Viele Auf- und Absteiger bei Scope

Ratings werfen auch Probleme auf

Scope hat die Ratings von knapp 6 000 Fonds aktualisiert, und es gibt dabei prominente Gewinner und Verlierer. Für den Fondsvertrieb werden Top-Ratings immer bedeutsamer. Allerdings werfen Ratings auch eine Reihe von Problemen auf.wrü Frankfurt – Es gibt inzwischen Tausende von Investmentfonds, so dass kaum jemand mehr einen Überblick über die Qualität der Produkte hat. Da helfen Fondsratings, wie sie von unabhängigen Agenturen wie Scope und Morningstar angeboten werden. Übrigens kann auch jeder über die Websites der Rating-Anbieter die Einstufung von einzelnen Fonds sowie die Top-Fonds innerhalb einer Peergroup ermitteln.Im Vertrieb, zumindest dort, wo Produkte verschiedener Anbieter zur Auswahl stehen, erzielen Top-Fonds die höchsten Nettozuflüsse. Daher strebt zum Beispiel auch Axel Schwarzer, der Leiter des Assetmanagements bei Vontobel, an, dass möglichst viele seiner Fonds eine Top-Bewertung mit vier oder fünf Sternen bei Morningstar erreichen. Auch für die meisten anderen Fondsgesellschaften haben erstklassig bewertete Fonds eine große Bedeutung. Fällt ein Haus auf Dauer mit seinen Produkten ab, hat das meist auch niedrigere Zuflüsse oder gar Mittelabflüsse zur Folge.Zu der Bedeutung von Top-Fonds tragen nicht zuletzt auch die Medien bei. Denn viele Journalisten orientieren sich an den Ratings. Gut bewertete Produkte werden herausgestellt, Fonds mit schlechtem Rating oft gar nicht erwähnt. Bei den Ratings, die sich bei Scope und Morningstar vor allem an quantitativen Kennzahlen orientieren, gibt es aber zumindest drei Probleme.Erstens werden Fonds mitunter in einer nicht passenden Peergroup eingestuft. Dies geschieht insbesondere dann, wenn Produkte nicht klar in eine bestimmte Anlagegruppe passen. Es gilt also stets zu prüfen, wie einzelne Fonds konkret ausgerichtet sind und ob nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Mitunter sind auch schon Birnen bei Fondspreisen prämiert worden, weil sie bessere Kennzahlen aufgewiesen haben als der Rest der Äpfel. Einstufungen schwankenZweitens ist das Rating eines Fonds leider keine Konstante, sondern unterliegt im Zeitablauf Schwankungen, die durchaus erheblich sein können. Nicht zuletzt können der Wechsel des Managers oder des Managementteams das Abschneiden eines Fonds verändern. Bei Scope gibt es monatlich zum Beispiel bei rund 8 % aller Fonds Rating-Anpassungen. Gesucht sind also Fonds mit Konstanz bei den Lenkern (auch für die kommenden Jahre, so dass auch auf das Alter des Managers geschaut werden sollte) und mit einem auf Dauer positiven Abschneiden. Problem Assetallokation bleibtDrittens löst die Auswahl von Top-Fonds nicht das zentrale Problem der Assetallokation. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn zum Beispiel US-Aktien über mehrere Jahre deutlich zulegen, aber Emerging-Markets-Aktien abschmieren, nützt es wenig, vor allem ein Top-Produkt auf Schwellenländertitel im Portfolio zu haben. Und auch der am besten bewertete Neue-Markt- oder Technologiefonds ist weiland zu Beginn des Jahrtausends abgestürzt. Und wenn deutsche Staatsanleihen praktisch keine Renditen mehr abwerfen, können auch auf dieses Segment fokussierte Top-Fonds kaum performen.Das Fondsrating von Scope umfasst fünf Ratingstufen von A bis E. Dabei gelten A- und B-Bewertungen als Top-Rating. Bei Scope beträgt die Quote der Top-Ratings über alle Fondskategorien derzeit 34 %.Von B nach A aufgestiegen sind mehrere Dickschiffe wie der 13 Mrd. Euro schwere Mischfonds Nordea Stable Return, der knapp 9 Mrd. Euro schwere Welt-Aktienfonds Morgan Stanley Global Brands sowie der Mischfonds Unirak, dessen Volumen 4,4 Mrd. Euro beträgt. Und die Aktienfonds Fidelity European Growth (Volumen: 7,4 Mrd. Euro) und Pictet Water (Volumen: 4,5 Mrd. Euro) sind von C auf B aufgestiegen und verfügen damit nun über ein Top-Rating.Bei den Absteigern wird hingegen der 8,8 Mrd. Euro schwere M&G Dynamic Allocation Euro nur mehr mit C und damit nicht mehr als Top eingestuft. Paladin One mit Top-RatingErstmalig von Scope bewertet und dies sogleich mit einem Top-Rating wurden u.a. folgende Fonds: Der 1,5 Mrd. Euro schwere Morgan Stanley Global Quality Fund (Peergroup: Aktien Welt) erhielt die Note A, während der auf europäische Titel (inklusive Nebenwerte) spezialisierte 136 Mill. Euro schwere Paladin One mit B eingestuft wurde. Der Paladin One wird übrigens von Marcel Maschmeyer, dem Sohn von Carsten Maschmeyer, und Matthias-Christian Kurzrock gesteuert.Scope stellt zu Recht fest, dass es anspruchsvoll ist, ein Top-Rating zu erhalten, es aber noch “wesentlich anspruchsvoller” ist, dieses über längere Zeit zu halten. Bei Aktienfonds mit Fokus auf Nordamerika gelang dies dem T Rowe US Smaller Companies Equity am längsten. Dieser wird seit Ende Februar 2012 als Top bewertet.