Reichmacher Nebenwertefonds
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Etliche Investoren, darunter auch zahlreiche institutionelle Anleger, investieren bei Aktien allein in Standardwerte, die in den großen Indizes vertreten sind. Denn Blue Chips sind bekannt und man muss sich für solche Aktieninvestments auch nicht rechtfertigen, das schrieb schon Peter Lynch in seinem Kultwerk „Der Börse einen Schritt voraus“ (das viele übrigens für das beste Börsenbuch aller Zeiten halten). Anlagen in Nebenwerte werden hingegen häufig kaum getätigt beziehungsweise vernachlässigt. Dies zu Unrecht. Denn gerade mit weniger bekannten Aktien aus der zweiten und dritten Reihe lassen sich überdurchschnittlich hohe Wertzuwächse erzielen.
Besonders auf Jahressicht, aber auch langfristig waren ausgewählte Nebenwertefonds außerordentlich erfolgreich. So hat zum Beispiel der Lupus alpha Smaller German Champions über seine bisherige Laufzeit von zwanzig Jahren eine Rendite von mehr als 1000% erzielt, während sein je zur Hälfte aus SDax und MDax bestehender Vergleichsindex im selben Zeitraum auf 585% und der Dax auf 171% kommt. Aktives Management kann sich also besonders im Nebenwertesegment lohnen. „Wir investieren erst, wenn wir ein Unternehmen gut verstehen und vom Management überzeugt sind. Dafür ist das persönliche Gespräch mit der Unternehmensspitze für uns unverzichtbar“, erläutert Top-Fondsmanager Björn Glück eines seiner Erfolgsrezepte. Hinzu kommt u.a. eine häufig lange Halteposition bei einmal ausgewählten Titeln.
Auf Jahresfrist hat der inzwischen mehr als 900 Mill. Euro schwere Lupus alpha Smaller German Champions übrigens eine Performance von 39,3% erzielt, über zehn Jahre beträgt die Performance satte 16,9% pro Jahr. Wie die Tabelle zeigt, gibt es neben dem Lupus-alpha-Produkt mehrere andere Top-Nebenwertefonds. Anscheinend sind gerade bei den am Kapitalmarkt häufig wenig bekannten Nebenwerten die Chancen hoch, durch aktives Management, was ein enges Verfolgen der ausgewählten Unternehmen sowie Gespräche mit dem Management beinhaltet, langfristig eine Outperformance zu erzielen.
Besonders erfolgreich war auch der von Matthias Kurzrock und Marcel Maschmeyer, dem Sohn von AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, gesteuerte Paladin One mit einer Wertsteigerung von 30,1% auf Sicht eines Jahres. Dabei ist der Fonds eher defensiv ausgerichtet. Auch die Performance von 13,9% pro Jahr über fünf Jahre kann sich sehen lassen.
„Nicht auf Knopfdruck“
Ein Plus von 34,4% hat im vergangenen Jahr Valerie Schüler mit ihrem DWS German Small/Mid Cap erzielt. Vor allem die langfristige Performance des inzwischen 412 Mill. Euro schweren Fonds überzeugt mit 16,0% p.a. über fünf Jahre und 17,7% p.a. über zehn Jahre. „Wichtig ist der Zeithorizont. Nebenwerte entwickeln sich nicht auf Knopfdruck“, erläutert die Top-Fondsmanagerin im Interview mit rendite, dem Anlagemagazin der Börsen-Zeitung. „Sie sind ein Sektor, in dem sich vor allem langfristiges Engagement auszahlt.“ Die DWS-Fondslenkerin ist von ihrem Ansatz überzeugt und auch selbst in ihrem Fonds investiert.
Über die Jahre erfolgreich sind auch Christoph Frank und Roger Peeters mit dem inzwischen 288 Mill. Euro schweren DWS Concept Platow. Auf Jahresfrist hat ihr Fonds satte 41% zugelegt, über zehn Jahre beträgt die Performance 16,8% pro Jahr. Mit dem Aktien Mittelstand R hat auch Berenberg einen erfolgreichen Nebenwertefonds im Angebot, Die Performance über fünf Jahre beträgt hier satte 15,6% im Jahr. Recht erfolgreich sind auch Michael Muders und Jens Hackenberg, die bei Union Investment den Uni Deutschland XS steuern. Der inzwischen 2,2 Mrd. Euro schwere Fonds kommt auf eine Performance von 12% p.a. über fünf Jahre und 15% p.a. über zehn Jahre.
Fonds bleiben aussichtsreich
Insgesamt stehen also mehrere Top-Nebenwertefonds mit exzellentem Track Record zur Verfügung. Natürlich mag es nach den deutlichen Kurszuwächsen am Aktienmarkt und der Party bei Nebenwerten auch einmal einen Rückschlag geben. Doch bleiben diese Fonds mittel- bis langfristig attraktiv.