S & P 500 klettert auf Rekordhoch
Der S & P 500 ist unmittelbar vor Beginn der Berichtssaison zum zweiten Quartal auf einen Rekordwert gesprungen. Am Montag kletterte der US-Leitindex auf den untertägigen Bestwert von 2 141 Zählern. Getrieben wurde er kurzfristig von einem unerwartet positiven Arbeitsmarktbericht. Langfristige Basis der Kursgewinne waren indes kräftige Aktienrückkäufe.Von Sebastian Schmid, New YorkDer Aluminiumkonzern Alcoa hat in der Nacht auf den heutigen Dienstag die US-Berichtssaison eröffnet. Für diese sind die Erwartungen erneut äußerst bescheiden. Prognostiziert wird den Firmen im US-Leitindex S & P 500 ein fast einprozentiger Umsatzrückgang. Das Ergebnis soll im Schnitt um 5,6 % fallen. Es wäre das erste Mal seit der Finanzkrise, dass der Gewinn im US-Leitindex S & P 500 ein fünftes Quartal in Folge zurückgeht. Ein Umsatzrückgang wäre der sechste in Serie und damit Rekord. Die Kursentwicklung an der Wall Street spiegelt die dürftige Entwicklung vieler Firmen indes kaum wider. Rund 4 % hatte der S & P 500 vom Jahreswechsel bis zum Wochenende zugelegt. Seit dem kräftigen Einbruch der Kurse in den ersten Wochen des Jahres ist der US-Aktienindex sogar um 16 % gestiegen. Am Montag kletterte er im frühen Handel auf ein Rekordhoch von 2 141 Zählern.Dazu verhalf kurzfristig laut Händlern der unerwartet starke Arbeitsmarktbericht für Juni. Ursächlich für die schon länger stabile Wertentwicklung im Angesicht wackliger Konzernergebnisse ist aber wohl eine fast beispiellose Ausschüttungswelle. In den vergangenen zwölf Monaten haben die US-Firmen laut S & P Dow Jones Indices eigene Aktien für fast 560 Mrd. Dollar zurückgekauft und damit einen Bestwert aufgestellt. Die Dividendenzahlungen erreichten laut Factset den höchsten Wert binnen einer Dekade. Mit den großzügigen Ausschüttungen halten viele US-Konzerne die Anleger bei Laune, die im Fremdkapitalmarkt keine Rendite mehr finden.Auch wenn die Zahl der Zweifler unter den Marktteilnehmern zunimmt, erwarten nur wenige, dass der generelle Trend abbricht. Die meisten Branchen, die die Rückkäufe zuletzt anführten, stehen finanziell hervorragend da. Zu den fünf größten Rückkäufern der vergangenen zwölf Monate gehörten IT-Industrie, Gesundheitsbranche sowie Finanzsektor. Gerade die Banken dürften dank locker bestandener Stresstests ihre Ausschüttungen sogar noch ausbauen können. An der Spitze der US-Rückkäufer hat Apple mit 38 Mrd. Dollar mehr in eigene Titel gesteckt als alle Firmen von Rohstoffindustrie, Energiebranche, Versorgungssektor und Telekomindustrie zusammen.Während IT-Riesen wie Apple, Microsoft und Oracle über immense Barreserven verfügen und die Rückkäufe leicht fortsetzen können, sind die Pläne der Industrie und der Konsumgüteranbieter etwas kritischer zu sehen. So hat etwa General Electric dank einiger Divestitionen mit fast 9,5 Mrd. Dollar in den vergangenen zwölf Monaten besonders viel in Aktienrückkäufe gesteckt. Der Siemens-Wettbewerber wird das diesbezügliche Engagement aber wohl nicht unendlich hochfahren, weil parallel auch kräftig investiert wird. General Motors hatte zuletzt im Januar ihre Aktienrückkäufe per Ende 2017 von rund 5 Mrd. auf 9 Mrd. Dollar hochgesetzt. Nach zuletzt sehr guten Jahren fürchten Branchenkenner allerdings, dass der US-Automarkt kurz vor der Sättigung steht. Das könnte bald auch die Möglichkeiten von GM einschränken, Aktienrückkäufe auszuweiten.Im Konsumgütergeschäft waren Procter & Gamble sowie McDonald’s die führenden Rückkäufer. Beide Firmen versuchen, ihre Anleger über mangelhaftes Wachstum im Kerngeschäft hinwegzutrösten. Beide können die Rückkäufe zwar sicher noch eine Weile fortsetzen. Andere Firmen wie das Traditionsunternehmen Macy’s könnten sich da schon schwerer tun. Die Kaufhauskette hat im April nach rückläufigen Umsatz- und Ergebniszahlen beschlossen, Aktien für 1,5 Mrd. Dollar zurückzukaufen und die Dividende um 5 % anzuheben. Mangel an anderen OptionenEin Hauptgrund, dass sich die Rückkäufe so großer Beliebtheit erfreuen, ist der anhaltende Mangel an Investitionsoptionen. Die Schwellenländer schwächeln schon länger. Auch in Europa und Nordamerika ist das Wachstum bestenfalls moderat. Mit dem Votum der Briten für den Austritt aus der Europäischen Union im vergangenen Monat hat die Unsicherheit noch zugenommen – nicht nur in Großbritannien. Zudem stehen zahlreiche internationale Handelsabkommen, die Investitionen hätten freisetzen können, längst auf der Kippe. In den USA fordern Demokraten und Republikaner das Aus für das transpazifische Freihandelsabkommen TPP. Das TTIP-Abkommen zwischen der EU und den USA ist auf beiden Seiten des Atlantiks umstritten. Bis auf Weiteres dürften Ausschüttungen an die Aktionäre den meisten Firmen weiterhin als beste Option erscheinen.