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SAP will neues Niveau festschreiben

Die SAP-Aktie spielt an der Börse auf einem deutlich höheren Niveau als noch vor einem Jahr. Dort wollen die Walldorfer sich festsetzen – unterstützt durch neue Produktentwicklungen mit künstlicher Intelligenz.

SAP will neues Niveau festschreiben

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SAP will neues Niveau festschreiben

sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Der Softwarekonzern SAP hat an der Börse einen Lauf. Seit August 2022, als die Aktie auf 85 Euro abgerutscht war, hat sich der Kurs mehr als verdreifacht und schwankt um die 280-Euro-Marke. Auf diesem neuen Niveau will SAP sich festsetzen. Allein in den zurückliegenden zwölf Monaten legten die Walldorfer an der Börse um gut 70% zu, der Dax insgesamt um 32%. SAP bringt es auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 340 Mrd. Euro und ist so schnell gewachsen, dass die Dax-Kappungsgrenze von 15% zur Einschränkung wird.

Die Sorge, dass SAP dem Finanzplatz den Rücken kehren könnte, war offenkundig so groß, dass die Deutsche-Börse-Tochter Stoxx im Februar zwei Neuerungen verkündete: Neben dem Benchmark-Index Dax, bei dem die Kappungsgrenze von 15% bleibt, wird es künftig einen Index ohne Kappungsgrenze geben, in dem SAP ihre volle Größe ausspielen kann. Hinzu kommt eine Variante mit einer Kappungsgrenze von 20%, bis zu der ETFs in einen Einzelwert investieren können.

Dividende steigt

Nach der jüngsten Rallye hat SAP das Kursziel vieler Analysten erreicht. Bloomberg nennt als Zwölf-Monats-Zielkurs im Schnitt einen Wert von 283 Euro. Dennoch raten weiterhin 23 Analysten zum Kauf der Aktie, nur acht raten zum Halten und zwei zum Verkauf. SAP wirbt bei Aktionären mit ihrer Tradition als Dividendentitel und betont auf der Webseite, dass sie seit dem Börsengang eine Dividende ausschütte. Gab es für das Geschäftsjahr 1989 noch 1 Cent je Aktie, waren es für 2023 schon 2,20 Euro. Für 2024 hat SAP am Donnerstag einen Dividendenvorschlag von 2,35 Euro je Aktie vorgelegt, ein Plus von 15 Cent und 6,8%.

Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, mindestens 40% des bereinigten Konzern-Ergebnisses nach Steuern (Non-IFRS) aus fortgeführten Geschäftsbereichen an die Aktionäre auskehren.

Klarer Wachstumstreiber bei SAP bleibt das Cloud-Geschäft mit Abonnements für die Kernsoftware. 2024 fielen Cloud-Erlöse von mehr als 17 Mrd. Euro an, ein währungsbereinigtes Plus von 25% im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz insgesamt legte um 10% auf 34,2 Mrd. Euro zu. Der Current Cloud Backlog, der die in den folgenden zwölf Monaten erwarteten, bereits vertraglich zugesicherten Cloud-Erlöse umfasst, wuchs im vierten Quartal 2024 um 29% auf gut 18 Mrd. Euro, was ein Analyst der US-Bank J.P. Morgan als „beeindruckend“ lobte.

Umstieg auf S/4 Hana läuft schleppend

Zwar drückt die abflauende Konjunktur bei vielen Unternehmen auf die Investitionsfreude, doch im Software-Bereich gibt es Ausgaben, um die Führungskräfte kaum umhinkommen. So auch bei SAP: Die Wartung für die weitverbreitete Lösung Business Suite 7 soll Ende 2027 auslaufen. Lediglich Kunden, die sich zum Umstieg auf eine neuere Produktgeneration verpflichten, können Optionen für eine längere Übergangsfrist nutzen. Die Dynamik beim Umstieg lässt bisher zu wünschen übrig. Analysten berichteten Ende Januar nach Treffen mit CEO Christian Klein, dass erst 40% der Kunden die Migration auf den Nachfolger S/4 Hana begonnen hätten.

SAP will Kunden mit zusätzlichen Funktionen zum Umstieg motivieren. Nur in den Cloud-basierten Lösungen der neuen Produktgeneration sollen sämtliche Entwicklungen mit künstlicher Intelligenz direkt nutzbar sein. Im vierten Quartal beinhaltete laut CEO Klein schon die Hälfte der Cloud-Vertragsabschlüsse KI-Anwendungsszenarien.

SAP legt weitere KI-Anwendungen vor

Mitte Februar präsentierte SAP weitere KI-Entwicklungen. Künftig sollen etwa in der „Business Data Cloud“ Applikationen, KI-Anwendungen und Daten stärker integriert werden. Für Unternehmen soll es zudem leichter werden, Daten von SAP mit denen von weiteren Quellen zusammenzuführen. Das würde umfassendere Analysen ermöglichen.

Für verschiedene Szenarien hat der Konzern KI-gestützte Agenten entwickelt. Diese könnten etwa helfen, Schadensfälle zu regulieren oder Kundenanfragen zu bearbeiten. Für die KI-Funktionen will SAP bei den Kunden Preisaufschläge durchsetzen. Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG) begrüßt die Neuerungen als Schritt zu einem integrierten System, mit dem man die Komplexität eines zuvor durch Zukäufe und strategische Neuerungen immer kleinteiliger gewordenen SAP-Portfolios wieder eindämmen könne. Für SAP ist es ein Ansatz, die eigenen Produkte noch stärker im Paket zu vermarkten.

Angebot stärker bündeln

Die UBS hat SAP mit einem Kursziel von 283 Euro auf der Buy-Liste. Die angekündigten KI-Initiativen dürften zunächst zwar wenig Einfluss auf den Umsatz haben, würden aber die Positionierung von SAP im KI-Bereich verbessern und eine direkte Monetarisierung ermöglichen. Auch Goldman Sachs empfiehlt die Aktie ebenfalls zum Kauf und setzt ein Kursziel von 320 Euro. SAP habe nun vorgestellt, wie Anwendungen und Daten künftig mit Hilfe von KI verknüpft würden. Dies könnte Kunden helfen, komplexe Probleme zu lösen und die Produktivität zu steigern.

Mit KI-gestützten Agenten werben auch Wettbewerber wie Salesforce oder Celonis. Allerdings dürfte der anonymisierte Datenschatz der SAP für das KI-Training ein Vorteil sein. Künftig will SAP für die Kunden werden wie Apple: Sie sollen möglichst viele Produkte aus einer Hand beziehen. Diese, so das Versprechen aus Walldorf, seien dann alle bestens vernetzt.