Schwellenländerbonds
kjo Frankfurt
Nach den Verlusten im ersten Quartal sind Schwellenländeranleihen nun wieder gefragt. Raphael Marechal, Head Portfolio Manager Emerging Markets bei Nikko Asset Management (AM), sieht im gegenwärtigen Umfeld aber auch Risiken. Preisstabilität und Beschäftigung in den USA seien noch nicht dort, wo die US-Notenbank sie gerne hätte. „Entsprechend dürfte sie ihre unterstützende Politik bis auf Weiteres beibehalten. Das Thema Reflation wird daher auch in den kommenden Wochen der dominierende Faktor sein“, meint der Experte.
Einige Schwellenländer – darunter Brasilien, Türkei, Russland und China – hätten bereits begonnen, ihre Geldpolitik zu normalisieren, indem sie einen Teil der während der Pandemie geschaffenen Liquidität abziehen würden. In der Folge sollten die Realzinsen in den Schwellenländern steigen und in Kombination mit gesunden Leistungsbilanzpositionen die Attraktivität der Schwellenländerwährungen wiederherstellen. Es sei nach der Konsolidierung im ersten Quartal bereits zu erkennen, dass Schwellenländerinvestoren bei festverzinslichen Anlagen zugreifen und ‚die Delle kaufen‘ würden.
„Wir sind zwar optimistisch für eine Erholung, erwarten aber einige Verzögerungen und Rückschläge auf dem Weg dorthin. Für viele Schwellenländer werden Impfstoffe möglicherweise erst spät im Jahr verfügbar sein. Aufgrund von Infektionswellen könnte ihre wirtschaftliche Erholung gedämpft und unregelmäßig bleiben“, sagt Marechal. Dies gelte besonders für Länder, für die Mobilität – entweder in Form von Tourismus oder über die Nachfrage nach Energierohstoffen – besonders wichtig sei.
Zusätzliche Risiken bestünden in den anhaltenden geopolitischen Spannungen, die ohne Vorwarnung eskalieren könnten. Die Beziehungen zwischen China und den USA blieben trotz des Wechsels im Weißen Haus angespannt. Der Iran scheine bestrebt, sein Atomprogramm voranzutreiben, was den Nahen Osten noch instabiler machen könnte. Auch Russland scheine darauf bedacht zu sein, seine demokratischen Rivalen zu verärgern; es drohten zusätzliche Sanktionen aufgrund des Konflikts in der Ostukraine, so seine Einschätzung.