Im GesprächRob Lanphier, William Blair Investment

„Small Caps profitieren überdurchschnittlich von Zinssenkungen der Fed“

Rob Lanphier, Portfoliomanager bei William Blair, erläutert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, warum US-Small-Caps besonders von der Zinssenkung der US-Notenbank profitieren. Zudem sprechen überdurchschnittlich steigende Gewinne und eine günstige Bewertung für amerikanische Small und Mid Caps.

„Small Caps profitieren überdurchschnittlich von Zinssenkungen der Fed“

Im Gespräch: Rob Lanphier

„Small Caps profitieren von Zinssenkungen der Fed“

Der Portfoliomanager von William Blair Investment erläutert, warum jetzt in den USA die Zeit für kleine und mittelgroße Aktien gekommen ist

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Rob Lanphier, erfahrener Portfoliomanager bei William Blair, erklärt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, warum US-Small-Caps besonders von der Zinssenkung der US-Notenbank profitieren. Zudem sprechen überdurchschnittlich steigende Gewinne und günstige Bewertungen für amerikanische Small und Mid Caps.

Seit 1987 beschäftigt sich Rob Lanphier, Partner und Portfoliospezialist bei William Blair Investment, einem aktiven US-Fondsmanager, mit amerikanischen Aktien. Viele Unternehmen kennt er im Detail, und er hat schon viele Auf und Abs des Gesamtmarkts sowie von Small und Mid Caps gesehen. „Wir haben derzeit in den USA eine ungewöhnlich hohe Bewertungsdifferenz zwischen Large Caps und Small Caps. Diese Differenz hat ein historisches Hoch erreicht“, erklärt Lanphier im Gespräch mit der Börsen-Zeitung im Frankfurter Omniturm. „Die kleinen Aktien sind sehr viel günstiger bewertet. US-Small-Caps haben also einen historischen Discount.“

Der hohe Discount sei die eine Sache, nur gebe es jetzt eben auch einige Katalysatoren, die zu einer Höherbewertung der kleineren amerikanischen Aktien führen dürften „Es gibt mehrere gute Gründe, die jetzt für US-Smaller-Caps sprechen.“ Ein wesentlicher Grund für Small und Mid Caps sei, dass die US-Notenbank Fed jetzt begonnen hat, die Leitzinsen zu senken. „Die Fed hat gerade mit einem deutlichen Zinsschritt geliefert. Und Small Caps profitieren überdurchschnittlich von den Zinssenkungen der US-Notenbank“, sagt Lanphier. „Das war in der Vergangenheit fast immer der Fall und wird wahrscheinlich auch dieses Mal der Fall sein.” So hätten die Small Caps nach dem ersten Rate Cut von 1954 bis heute binnen Jahresfrist im Durchschnitt 26,6% zugelegt, während die Large Caps nur auf ein Plus von 15,6% kamen (vergleiche dazu auch die Grafik). Ein Grund dafür sei, dass sich Small und Mid Caps im Gegensatz zu den großen Titeln stärker über variable Zinssätze, die stärker von den Notenbankzinsen abhängig seien, finanzierten.

„Investoren sollten am US-Aktienmarkt nicht allein in die großen Aktien investieren, sondern auf jeden Fall auch in Small Caps“, rät der erfahrene Portfoliomanager vor diesem Hintergrund. „Durch die Beimischung einer Allokation Smaller Caps zu einem Portfolio aus US-Large-Caps können Anleger das Gesamtrenditeprofil bei nur geringfügig höherem Risiko erheblich verbessern. Es geht also nicht um eine Strategie gegen die andere, sondern um eine optimale Ergänzung beider Strategien.“

Gewinne klettern

Amerikanische Small und Mid Caps dürften aber nicht allein von der Zinssenkung der Fed und weiteren Lockerungen der US-Notenbanken profitieren. Auch die Erträge der kleinen Werte würden klar zulegen.„Die Gewinne der Small Caps werden im Jahr 2025 wahrscheinlich deutlich stärker steigen als die von Large Caps“, erläutert Lanphier. „Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern die der Wall Street, so die Konsensusprognose.” So erwarten die Analysten für 2025 ein Gewinnplus der US-Small-Caps von 18,6% im Vergleich zu 16,5% für die Mid Caps und 15,0% für die Large Caps.

„Darüber hinaus schneiden Small Caps beim Eintritt in eine Rezession deutlich besser ab als Large Caps und haben dies auch in den letzten sechs US-Rezessionen über mehrere Jahre hinweg getan“, nennt der Fondsmanager ein weiteres Argument für die kleineren Werte. „Das zeigen die historischen Zahlen seit 1980.“ Ein weiterer Treiber seien Mergers und Acquisitions. „Darüber hinaus profitieren Small Caps von der Zunahme der M&A-Aktivitäten”, sagt Lanphier.

„Der Trend zum Onshoring, der Verlagerung von Produktion zurück in die USA, wird immer stärker“, nennt der Portfoliomanager einen weiten Grund für ein Investment in US-Small-Caps. Dieser Trend komme vor allem kleineren, lokalen Unternehmen zugute. Lanphier folgert: „Wir gehen davon aus, dass kleinere Unternehmen in den nächsten Jahren deutlich besser abschneiden werden als große Unternehmen, da das Bewertungsgefälle und die sich verbessernden Fundamentaldaten diesem Non-large-Segment überproportional zugutekommen.“

Klare Outperformance

„Wir sind als aktive Manager Spezialisten für US-Smaller Caps und schauen uns jedes Unternehmen, in das wir investieren, genau an“, erläutert Lanphier weiter. „Dazu gehören regelmäßige Unternehmensbesuche vor Ort und andere Formen, einschließlich Besuchen der Produktionsstätten, manchmal mehrmals im Jahr während der gesamten Haltedauer.”

Für einen aktiven Manager sei die Bewertung wichtig. „Wir zahlen nicht jeden Preis für ein Unternehmen. Wir bewerten jedes einzelne Unternehmen und können auch warten, bis der Preis attraktiv ist, bevor wir in gute, qualitativ hochwertige Unternehmen mit nachhaltigem Gewinnwachstum investieren.”

Mit dem Ergebnis der Strategie von William Blair Investment Management zeigt sich Lanphier hochzufrieden. „Seit 1998 verfolgen wir unsere institutionelle Small-Cap-Growth-Strategie. Seitdem haben wir mit dieser Strategie sowohl den S&P 500 als auch den Russell 2500 Growth Index deutlich outperformt.”