SocGen erwartet nächstes Jahr US-Rezession

Bank prognostiziert Dax Ende 2019 bei 10 000 Punkten - Kurzfristigen Sicht für Aktien optimistisch

SocGen erwartet nächstes Jahr US-Rezession

ck Frankfurt – Nach Einschätzung der Société Générale stehen den Anlegern unerfreuliche Zeiten bevor. Die französische Großbank glaubt, dass die USA auf eine Rezession zusteuern, und sagt den Aktienmärkten das zweite Verlustjahr in Folge voraus. Zunächst wird sich die Lage der Bank zufolge aber entspannen.Derzeit gebe es zwei bedeutende Risiken, sagte Klaus Baader, Leiter Team Global Economics der Société Générale, in einem Pressegespräch in Frankfurt. Eines sei der Handelskonflikt, so Baader, der betonte, das Wort Handelskrieg für unangebracht zu halten. Es gebe keinen Handelskrieg wie in den zwanziger Jahren. Die Welt sei nicht in einer derartigen Lage, weil zuletzt einige Handelsverträge unterschrieben worden seien, so etwa zwischen der EU und Japan oder unter den elf verbliebenen TPP-Ländern (Trans-Pacific Partnership). Die durch die TPP entfallenden Zölle hätten ein höheres Volumen als die durch den Handelskonflikt entstandenen. Brexit-AufschubDas zweite Risiko sei der vor allem für Europa belastende Brexit. Baader hält einen No-Deal-Brexit aufgrund seiner schwerwiegenden Folgen für unwahrscheinlich und rechnet mit einer Verschiebung des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU. Die Unsicherheit durch den Handelskonflikt und den Brexit könne schnell verfliegen, und die wirtschaftlichen Aussichten könnten sich schnell verbessern.Dennoch wird Baader zufolge die Rezession in den USA nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Société Générale erwarte sie nun aber etwas später als zuvor. Nach Ende 2019/Anfang 2020 rechne sie mit dem Start nun Anfang bis Mitte 2020. Die Unternehmensmargen vor Steuern zeigten über die Zyklen eine relativ reguläre Entwicklung. Am Ende eines Zyklus gerieten sie unter Druck, was dazu führe, dass die Unternehmen Investitionen reduzierten und Personal abbauten, woraufhin eine Rezession folge. In den USA stiegen sowohl die Löhne als auch die Zinsen, so dass sich die Arbeits- und Kapitalkosten der Unternehmen erhöhten.Dass die Société Générale den Start der Rezession nun etwas später erwartet, begründete Baader mit nach wie vor sehr expansiven monetären Konditionen und Finanzkonditionen. Die Fiskalpolitik der USA sei 2018 sehr expansiv gewesen und werde auch 2019 expansiv wirken. 2020 kehre sich dieser Faktor aber um, die Fiskalpolitik werde zum Gegenwind. Von der US-Zentralbank Fed erwartet Baader zwei Leitzinsanhebungen im Juni und September. Das werde von der Lösung des Handelskonflikts und des Brexit-Problems abhängen, mit der die Société Générale rechne.Alain Bokobza, Head of Global Asset Allocation and Equity Strategy, hält aus Sicht von Investoren einen ausbalancierten Ansatz für notwendig, der sowohl die seiner Einschätzung nach sehr negativen langfristigen Aussichten und das positivere kurzfristige Bild berücksichtigt. Der globale Konjunkturzyklus sei erschöpft, es sei nicht die Frage, ob, sondern lediglich wann es zu einer Rezession in den USA kommen werde. Vor diesem Hintergrund warnt Bokobza Investoren davor, zu optimistisch zu werden, und riet dazu, die Portfolios gegen Risiken abzusichern und zu diversifizieren. Niedrigerer Dollar-Anteil2019 habe mit einer Erholung begonnen. Die Notenbanken hätten auf die Wachstumssorgen reagiert, die Fed sei nun weniger restriktiv eingestellt. Das sei negativ für den Dollar. Vor diesem Hintergrund rate die Société Générale in der kurzfristigen/taktischen Sicht zur Reduzierung des Dollar-Anteils in der globalen Allokation zugunsten der Emerging Markets sowie des Euro, des Pfund und des Yen. Damit sich die Erholung bis in den Sommer hinein fortsetze, müssten noch einige Unsicherheiten beseitigt werden. Italienische Bonds empfohlenIm Falle Italiens sei dies bereits geschehen. Angesichts steigender Zinsen und einer schwachen Nachfrage der italienischen Privatanleger nach einer Retail-Staatsanleihe habe sich die Regierung dem Markt gebeugt. Die Société Générale sei angesichts der nahe 0 % rentierenden Bundesanleihen ein “Strong Buyer” italienischer Staatsanleihen. Der liquideste Anleihemarkt Europas biete eine positive reale Rendite. Bokobza zufolge haben italienische Staatstitel das Potenzial einer Reduzierung des Aufschlags auf Bundesanleihen um 20 bis 30 Basispunkte.Der Stratege glaubt auch, dass die USA davon absehen werden, die Zölle auf Einfuhren aus China auf 25 % zu erhöhen, was für Erleichterung an den Aktienmärkten sorgen werde. Ähnliches gelte für den wahrscheinlicher gewordenen Aufschub des Austritts Großbritannien aus der EU. Letzteres werde das Pfund und den Euro stützen und die skeptische Einstellung zum Dollar verstärken. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor seien die EU-Wahlen. Die Umfragewerte der Populisten stiegen zwar, sie seien aber weit davon entfernt, einen mit Italien vergleichbaren Erfolg zu erzielen.Bokobza rechnet damit, dass die Abschwächung der politischen Unsicherheitsfaktoren zunächst für ein freundliches Klima an den Aktienmärkten sorgen wird. Im zweiten Halbjahr werde die Lage jedoch komplexer. Den Dax prognostiziert die Bank zur Jahresmitte bei 11 750 (aktuell: 11 325, zum Jahresende jedoch bei 10 000 Zählern (siehe Prognosetabelle).