Société Générale empfiehlt Versicherer

Strategen raten zu dividendenstarken Aktien

Société Générale empfiehlt Versicherer

dm Frankfurt – Die Strategen der französischen Großbank Société Générale (SG) raten Anlegern, im Niedrigzinsumfeld auf defensive Aktien, Dividenden und unterbewertete Aktien zu setzen (Defensives, Dividends, Discounted). So seien bessere Nachrichten in der Konjunkturentwicklung bereits in den Kursen vorweggenommen, würden sie doch eine Erhöhung der Einkaufsmanager-Indizes der Eurozone um vier Punkte vorwegnehmen – genannt ist ein Stand von 55 Punkten. Die breite Aktienbenchmark Stoxx 600 liege dabei nur 8 % unter ihrem Höchst. Das vorauslaufende Kurs-Gewinn-Verhältnis des Euro Stoxx 50 sei mit 13,4 zudem wieder auf dem höchsten Stand seit einem Jahr. Nicht erwähnt haben die Strategen dabei, dass die EU in dieser Woche die Wachstumsprognose unter anderem wegen der schwächeren Konjunkturentwicklung in Deutschland und Italien als erwartet für die Eurozone von 1,3 % auf 1,2 % reduziert hat.Nach ihrer kräftigen Rally seien Aktien aus zyklischen Sektoren im Verhältnis zu defensiven Titeln in Europa beinahe wieder auf einem Höchst. Zu den Zyklikern zählen die Strategen die Grundstoffbranche, Industriewerte, Hersteller langlebiger Konsumgüter und den Sektor Informationstechnologie (IT). Dies zeige das Vertrauen im Markt, dass die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik die Wirtschaft unterstützen und dass sich das konjunkturelle Umfeld bessert.Weniger gut abgeschnitten haben Öl- und Gasaktien, Konsumgüterwerte, Gesundheits- und Immobilienaktien, Telekomwerte und Versorger. Die relative Performance von zyklischen gegenüber defensiven Aktien sei hoch korreliert mit dem Einkaufsmanagerindex der Eurozone, so die Strategen von Société Générale. “In einem Umfeld, wo das Risiko für eine Rezession in den USA in den nächsten zwölf Monaten laut der New York Fed 27 % beträgt, die US-Renditekurve invertiert ist, Leerverkäufe auf die Volatilitätskennziffer Vix zurück auf ihrem Allzeithoch sind und die Wirtschaftsdaten sehr gemischt ausfallen, empfehlen wir, dass Investoren weiterhin Sektoren bevorzugen, die eine exzellente Visibilität auf die Gewinnentwicklung genießen”, so das Strategenteam um Roland Kaloyan.Die beste Visibilität mit Blick auf die Ergebnisentwicklung würden auf Zwölfmonatssicht Konsumgüter- und Pharmaunternehmen bieten. Dadurch würden sie von einem plötzlichen Anstieg in der Marktvolatilität weniger betroffen sein. Zudem sei die Ergebnisentwicklung in diesen Branchen in den vergangenen drei Rezessionen vergleichsweise wenig anfällig für einen Abschwung gewesen.Ebenfalls attraktiv finden die SG-Analysten aber auch den Öl- und Gassektor sowie den Versicherungssektor, und zwar wegen der dort vorhandenen hohen Dividendenrenditen. Mit Ausnahme des Telekomsektors, der eine schwache Bilanzqualität, eine fehlende Visibilität in der Gewinnentwicklung und steigende Investitionen aufweise, würden alle Sektoren, die mehr als 4 % Dividendenrendite abwürfen, entweder mit “neutral” oder “übergewichten” eingestuft. Während der Öl- und Gassektor mit Blick auf die Prognostizierbarkeit der Ergebnisentwicklung schwach abschneide, habe es eine starke Verbesserung der Kapitaldisziplin gegeben und die freien Cash-flows hätten sich erhöht. Organisches Wachstum, Dividenden und Aktienrückkäufe würden derzeit ab einem Brent-Ölpreis von 65 Dollar je Barrel gedeckt sein. Derzeit liegt der Preis bei 70 Dollar je Barrel. Steigendes ÜberschusskapitalIm Versicherungssektor habe der Boom von Produkten mit wenig Kapitalunterlegung zu einem insgesamt bedeutenden Überschusskapital geführt. Die vier größten Versicherer – dazu zählen Allianz, Axa, Generali und Zurich – dürften über die nächsten fünf Jahre rund 40 Mrd. Euro Überschusskapital erwirtschaften und bis 2030 sogar über 100 Mrd. Euro.Zu den unterbewerteten Sektoren zählen laut Société Générale der Auto- und Autozubehörsektor. Er gehöre mit einem vorauslaufenden Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,2 zu den günstigsten überhaupt. Der Sektor dürfte von einem besseren “Newsflow” in der Eurozone, einem Brexit-Abkommen und einer Kürzung der chinesischen Mehrwertsteuer profitieren. Umgekehrt wären eine weitere Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China, ein neuer Konflikt zwischen den USA und Europa oder eine Euro-Aufwertung eine Belastung.