Société Générale für die Aktien der Rückversicherer skeptisch

Bank sieht keine Chancen in der Branche - Probleme in den USA - Munich Re und Hannover Rück zum Verkauf empfohlen - Scor und Swiss Re neutral gesehen

Société Générale für die Aktien der Rückversicherer skeptisch

amb Frankfurt – Bei den Anlegern kommt sie offenbar gut an, bei Analysten weniger: die europäische Rückversicherungsbranche. Der Société Générale (SocGen) zufolge sollten Investoren von ihr lieber die Finger lassen, keine der untersuchten Aktien wird zum Kauf empfohlen. Bei den beiden deutschen Rückversicherern Munich Re und Hannover Rück wird zum Verkauf geraten, der französische Scor-Konzern wird auf “Hold” zurückgestuft, für den Schweizer Konzern Swiss Re wird die Halteempfehlung bestätigt.Die SocGen steht mit ihrer Skepsis nicht allein da: Viele andere Banken und Analysehäuser raten ebenfalls ab, besonders von Munich Re und Hannover Rück. So zieht die Deutsche Bank in einer aktuellen Studie eine klare Trennlinie zwischen Swiss Re und Scor auf der einen und Munich Re sowie Hannover Rück auf der anderen Seite. Die gestiegenen Bewertungen der beiden deutschen Rückversicherer seien selbst bei reduzierten Kapitalkosten mittlerweile nicht mehr zu rechtfertigen, heißt es. Die gesamte europäische Versicherungsbranche wird von der SocGen übrigens auf “Overweight” gesetzt, besonders empfohlen werden die Erstversicherer Axa, Aviva und Aegon.”Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt”, – dieser Spruch aus dem Film “Forrest Gump” passt nach Ansicht der SocGen-Analysten Vikram Gandhi, Nick Holmes und Abid Hussain auch zur Rückversicherungsbranche. Das Geschäft berge so viele Unsicherheiten, denen man auch mit den besten Versicherungsmathematikern nicht beikommen könne. Klar ist den Analysten, dass die Zinsentwicklung den Konzernen Probleme bereitet. Das sei aber nicht alles. Auch die Konzentration auf die sinkenden Prämien im für die Rückversicherer wichtigeren Bereich der Schaden- und Unfallrückversicherung halten sie für falsch. Entscheidend sei vielmehr die Entwicklung in der Lebens- und Krankenrückversicherung – Schlüssel für Erfolg oder Misserfolg der Konzerne. Risiken in den USADie Experten haben sich zum einen biometrische Risiken angeschaut, also die Entwicklung der Sterberaten, zum anderen aber auch die Stornoquoten. Besonders für das Lebensrückversicherungsgeschäft in den USA sehen sie langfristig hohe Risiken. Die Sterberaten in den USA sänken zwar, aber nicht so deutlich wie bislang und nicht so deutlich wie erwartet und einkalkuliert. Das hätten Hannover Rück, Munich Re und Swiss Re bereits zu spüren bekommen, der in den USA wichtige britische Versicherer Legal & General habe für 2014 aus diesem Grund sogar einen Gewinnrückgang im US-Geschäft von 36 % bekanntgeben müssen. Zudem seien die Stornoraten gestiegen.Dazu kämen Probleme bei den sogenannten “Disability Income”- und “Total and Permanent Disability”-Versicherungen in Australien, vergleichbar mit unseren Krankentagegeld- und Berufsunfähigkeitsversicherungen. Hier sei die Zahl der Inanspruchnahmen gestiegen, auch die Laufzeiten würden länger. Nach Einschätzung der SocGen wird sich das auch nicht so bald ändern, der Trend sei auf Veränderungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld sowie bei den rechtlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen.Für Munich Re (“Sell”) wird daher nur ein Kursziel von 169,50 Euro angesetzt, deutlich unterhalb der aktuellen Notierung von 203 Euro. Die Münchener werden nach Ansicht der Analysten unter den Problemen im US-Lebensrückversicherungsgeschäft und in Australien leiden, was sich schon bald in den Zahlen niederschlagen werde. Die Gewinnschätzungen je Aktie für 2015 werden von 16,20 auf 15,75 Euro gesenkt, für 2016 aber von 16,60 auf 16,72 Euro erhöht, für 2017 werden 18,65 Euro prognostiziert.Bei Hannover Rück wird ein Kursziel von 80,30 (aktuell 99,52) Euro genannt. Die Aussichten des Unternehmens im Neugeschäft seien zwar gut, es gebe aber zu viele Probleme im Altgeschäft, auch hier besonders im US-Lebensrückversicherungsgeschäft und in Australien. Dadurch würden die zusätzlichen Gewinne aus dem Neugeschäft zum großen Teil wieder aufgefressen. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie werden allerdings hochgesetzt und liegen für die Jahre 2015 bis 2017 nun bei 7,46 (zuvor 7,26), 7,50 (7,22) und 7,53 Euro.Neuerdings negativ bewertet wird der französische Rückversicherer Scor, der Titel wird von “Buy” auf “Hold” zurückgestuft. Das Kursziel liegt bei 30,80 (aktuell 32,69) Euro. Als Marktführer im Lebensrückversicherungsgeschäft in den USA leide Scor besonders unter den Risiken dort. Der Bereich mache für die Bewertung der Aktie immerhin 34 % aus, im Schnitt seien es bei den Rückversicherern nur 26,5 %. Die Gewinnschätzungen je Aktie werden für 2015 reduziert auf 2,57 (zuvor 2,71) Euro, für 2016 bleiben sie unverändert bei 2,85, für 2017 erwarten die Analysten 3,14 Euro.Unverändert “Hold” lautet die Empfehlung für Swiss Re, das Kursziel beträgt 91,30 (aktuell 95,95) sfr. Zwar sei das Unternehmen den Risiken in den USA ebenfalls stark ausgesetzt, die Analysten gehen aber davon aus, dass das Lebens- und Krankenrückversicherungsgeschäft von Swiss Re 2015 viel besser laufen wird als 2014.Der Grund: Das Management sei die Probleme im Altgeschäft bereits angegangen. Empfohlen wird die Aktie dennoch nicht, der positive Ausblick sei nämlich bereits eingepreist. Die Ergebnisschätzungen je Aktie werden erhöht und belaufen sich jetzt für 2015 bis 2017 auf 8,88 (zuvor 8,57), 8,94 (8,68) und 9,10 (8,84) sfr. Fundamentaldaten ignoriertNach Ansicht der Deutschen Bank hat die Jagd nach verlässlichen Renditen die Bewertungen der Rückversicherer nach oben getrieben, dabei sei zwischen einzelnen Unternehmen gar nicht mehr unterschieden worden, die Fundamentaldaten würden ignoriert. Als Kursziel nennen die Analysten für Munich Re nur 175 Euro. Was die Münchener angeht, fallen fast alle Beurteilungen aus diesem Monat negativ oder höchstens neutral aus: So empfehlen auch Credit Suisse, die DZ Bank und Equinet den Verkauf. UBS, Nord/LB, Merrill Lynch und Independent Research stufen die Aktie auf “Halten” beziehungsweise “Neutral”. Lediglich J. P. Morgan ist optimistisch (“Overweight”). Die Prämien im Schaden- und Unfallgeschäft würden wohl weiter sinken, heißt es bei Credit Suisse zur Begründung der negativen Einschätzung. Die Analysten rechnen damit, dass die Konsensschätzungen fallen werden. Negativ wertet die Schweizer Bank zudem die Ausschüttungen, diese könnten nicht komplett durch den Barmittelzufluss gedeckt werden.Ähnlich negativ wird auch die Konkurrenz aus Hannover beurteilt: Für Hannover Rück votieren Deutsche Bank, Goldman Sachs, Commerzbank, Equinet, Independent Research und Oddo Seydler mit “Sell”, “Reduce” oder “Verkaufen”, das Bankhaus Lampe und die DZ Bank mit “Halten”. Nur HSBC rät zum Kauf.Der Commerzbank zufolge hat der Rückversicherer für 2014 zwar ein starkes Ergebnis ausgewiesen, die avisierte Dividende sei sogar eine positive Überraschung, der Konzern hinke hier jedoch weiter der Konkurrenz hinterher. Der aktuelle Bewertungsaufschlag sei nicht gerechtfertigt.