Softbank Group baut KI-Ökosystem auf
Geld oder Brief
Softbank Group baut KI-Ökosystem auf
Von Martin Fritz, Tokio
Fast 13% rauschte die Aktie der Softbank Group zum Börsenstart am Montag in die Tiefe. Damit war die Marktkapitalisierung des japanischen Technologieinvestors seit dem Hoch von Mitte Januar, als Softbank und OpenAI ihr „Stargate Project“ verkündeten, um fast die Hälfte geschrumpft. Aber am Donnerstag hatte die Aktie sich zumindest von ihrem dreitägigen Absturz wieder komplett erholt.
Der Softbank-Kurs folgt den Bewegungen ihrer Beteiligungen an börsennotierten Technologiefirmen. Geht dieser Börsensektor in die Knie, was bereits seit Mitte Februar der Fall war, schreiben Softbanks Investmentvehikel, die Vision Funds, schnell rote Bilanzzahlen. Es sind nur Papierverluste, aber eine schlechte Stimmung für Technologiewerte verzögert oder verhindert Börsengänge anderer Unternehmen im Portfolio des japanischen Investors. Das erschwert es Softbank, ihre hohen Verbindlichkeiten an Anleihen und Krediten zu bedienen.
Kursabschlag auf Nettovermögen
Die marktbreiten Kursrückgänge im Tech-Bereich der letzten Wochen resultierten wohl nicht nur aus der Sorge vor einer US-Rezession durch Trumps Handelspolitik. Viele Investoren nutzten die Denkpause für Gewinnmitnahmen, weil sie schon länger an den hohen Bewertungen vieler Titel zweifelten. Auch Softbank übertrieb es in dieser Hinsicht, als sie trotz des Abwärtstrends in diesem Monat 10 Mrd. Dollar in OpenAI investierte und den ChatGPT-Entwickler mit 300 Mrd. Dollar fast doppelt so hoch bewertete wie im Herbst. Auch der Wertverlust der wichtigsten Tochtergesellschaft Arm trieb den Aktienkurs der Holding nach unten. Die Marktkapitalisierung des britischen Chipdesigners schrumpfte seit Ende Februar um rund die Hälfte. Softbank besitzt 90%.
Trotz allem wurde der japanische Tech-Investor zu Ende März nach einer Berechnung von Nomura immer noch nur zu 57% des Nettovermögenswertes gehandelt. Eigentlich ist die Aktie also günstig, aber angesichts der teils gewagten Finanzkonstruktionen wird Softbank traditionell mit einem Abschlag in dieser Größenordnung gehandelt, obwohl sich Gründer Son darüber immer wieder beschwert.
Vorsichtige Investitionsschritte
Doch die angekündigten KI-Investitionen sehen nur auf den ersten Blick kaum finanzierbar aus. In diesem Jahr will Softbank insgesamt 30 Mrd. Dollar in OpenAI investieren und mit Partnern 100 Mrd. Dollar in das Stargate Project stecken. Dabei geht es um den Bau von KI-Rechenzentren inklusive Stromversorgung. Aber Softbank macht dabei vergleichsweise kleine und vorsichtige Schritte. Die erste Tranche der OpenAI-Beteiligung von bis zu 10 Mrd. Dollar finanziert man über einen zinsgünstigen Kredit der japanischen Mizuho Bank, die zweite Tranche hängt davon ab, ob und wann OpenAI eine kommerzielle Sparte ausgründet.
Der DeepSeek-Schock änderte nichts an den Stargate-Plänen. Selbst wenn künftige KI-Modelle weniger Rechenpower zum Lernen benötigen, was die Leistung des DeepSeek-Modells nahelegt: Die steigende KI-Nutzung erfordert dennoch einen Ausbau der Computerinfrastruktur. Für Stargate erwägen die Japaner ein Finanzierungsmodell mit hoher Verschuldung, wie es bei großen Infrastrukturprojekten üblich ist. Dies bedeutet eine relativ geringe Eigenkapitalleistung der Hauptinvestoren.
Hoher Kapitalbedarf
Der Löwenanteil wird durch Vorzugsaktien, Mezzanine-Finanzierung und vorrangige Bankdarlehen aufgebracht. Bis zur Inbetriebnahme können zwei bis drei Jahre vergehen, entsprechend verteilen sich auch die Kosten. Nomura-Analyst Daisaku Masuno geht davon aus, dass Softbank nur 50% oder weniger als die ersten 20 Mrd. Dollar an Eigenkapital übernimmt. Dennoch dürfte der Kapitalbedarf der Japaner so hoch sein, dass es keine großen kurstreibenden Aktienrückkäufe gibt. Der aktuelle Rückkauf für 500 Mrd. Yen (3,1 Mrd. Euro) läuft bis August.
Hang zum „großen Denken“
Nach der Investition in OpenAI senkte Masuno in seiner Analyse vom 1. April das Kursziel zwar um 14% auf 13.950 Yen, aber behielt das „Buy“-Rating bei. Das entspricht einer Kursverdoppelung. Als strategisches Gesamtbild zeichnet sich ab, dass Softbank ein eigenes KI-Ökosystem aufbaut. Sons Hang zum „großen Denken“ ist wahrscheinlich notwendig, um sich in dem relativ fortgeschrittenen Marktstadium noch als bedeutsamer Player zu etablieren. Auf der Software-Seite steht die Beteiligung an Pionier OpenAI für die Entwicklung von KI-Modellen im Zentrum des Ökosystems. Zusammen mit dem Marktführer bringt Softbank die KI-Unternehmenslösung „Cristal Intelligence“ auf den Markt, die man zunächst selbst testen und dann an japanische Unternehmen vertreiben will.
Die Tochter Arm, spezialisiert auf das Design von effizienten Prozessoren für mobile Geräte, wird nach Sons Plan eigene KI-Chips entwerfen. Hier soll die Ende März verabredete Übernahme von Ampere Computing für 6,5 Mrd. Dollar helfen. Das Know-how soll die „Designstärken von Arm ergänzen“, begründete Softbank den Zukauf. Die Architektur der Chips entsteht in enger Absprache mit Partner OpenAI. Auf der Hardware-Seite setzt Son nicht nur auf Rechenzentren zur Erzeugung der von ihm postulierten „Superintelligenz“. Laut dem Finanzblatt „Nikkei“ plant er auch Industrieparks in den USA mit humanoiden KI-gesteuerten Robotern, falls durch die erhöhten Einfuhrzölle Fabrikjobs dorthin zurückkehren.