Sonderkonjunktur für den MDax 60
Von Achim Matzke*)
Im September 2021 kommt es im Rahmen der Indexreform zu einer Aufstockung des gegenwärtigen Dax 30 zum Dax 40. Parallel dazu wird aus dem gegenwärtigen MDax 60 der neue MDax 50. Ab dann wird zudem die Free-Float-Marktkapitalisierung – neben weiteren Aspekten – das Hauptauswahlkriterium für die Auf- und Entnahme bei den deutschen Auswahlindizes sein. Wenn bis Ende August 2021 das Ergebnis des Zusammenschlusses von Vonovia und Deutsche Wohnen vorliegt, sollte die Aktie von Deutsche Wohnen mit hoher Wahrscheinlichkeit dann nicht mehr für die Startzusammensetzung des Dax 40 zur Verfügung stehen. Auf Basis der aktuellen Daten haben aber die anderen 29 Titel aus dem gegenwärtigen Dax 30 eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für die Dax-40-Aufnahme.
Höhere Aufmerksamkeit
Darüber hinaus werden dann elf weitere Titel benötigt. Auf Basis der aktuellen Daten kommen diese aus dem MDax 60. Diese neuen elf Titel, die dann im Dax 40 ungefähr 15% des Indexanteils auf sich vereinen werden, stellen zurzeit aber 44,2% des MDax 60 dar. Es sollte nicht überraschen, wenn diese elf Titel, die eine höhere Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer erfahren werden und die mit Blick auf die notwendigen Umschichtungen der passiven Investoren mit Dax-Bezug profitieren sollten, bereits im Vorfeld der Index-Anpassung insgesamt eine relative Stärke bei der Kursentwicklung aufweisen. Nach der Etablierung des neuen MDax 50 sollte dieser Index aufgrund der deutlich veränderten Zusammensetzungsstruktur auch ein verändertes technisches Verhalten an den Tag legen.
Dax relativ stark
Beim Vergleich der Performance von Dax, MDax, SDax und TecDax seit dem Jahresanfang konnte der Dax – nach vielen Jahren mit einer langfristigen relativen Schwäche und einem verhaltenen Start in das Jahr 2021 – eine deutliche relative Stärke aufbauen (Dax in diesem Jahr bisher +13,0%). Der MDax, der bis Anfang Mai 2021 im innerdeutschen Indexvergleich eine relative Schwäche innehatte, gewinnt seitdem an Aufwärtsmomentum und hat jetzt als zweitbester Auswahlindex eine Jahresperformance von +10,5% erzielt. Im Vergleich haben der SDax jetzt +8,3% und der TecDax +8,4% geliefert. Seit Mitte Mai 2021 ist die relative Schwäche des MDax in eine kurzfristige relative Stärke umgeschlagen. Zunächst ist es die Indexzusammensetzung und speziell das Interesse des Kapitalmarktes an den MDax-60-Schwergewichten, das für diese Veränderung gesorgt hat. Für das dritte Quartal 2021 sollte jetzt noch die „Sonderkonjunktur“ der MDax-60 Schwergewichte hinzukommen. Die technische Erfahrung bei anderen umfangreichen Indexanpassungen – insbesondere in den zurückliegenden Jahren – zeigt, dass die Outperformance der Indexaufnahmekandidaten, die später im Zukauf-Fokus der passiven Investoren stehen, im Vorfeld der Indexanpassungen stattfindet.
Deshalb sollte es nicht überraschen, wenn der MDax 60 seine kurzfristige relative Stärke im deutschen Indexvergleich im dritten Quartal 2021 zunächst noch ausbaut, bevor es dann nach der Umsetzung der Index-Reform (am Freitag, den 17. September 2021 zu den Xetra-Schlusskursen) zu einer neuen relativen Lage des MDax 50 im Vergleich zum Dax 40 sowie zum SDax und TecDax kommt.
Trendbestätigend
Aus langfristiger technischer Sicht bewegt sich der MDax seit März 2009 (Start: 4119,32) in einem nicht beendeten, technischen Hausse-Zyklus, der mit dem All-Time-High bei 34388,6 (Juni 2021) einen Anstieg von +735% erzielt hat. Dieser technische Hausse-Zyklus war – ausgehend von Kursen um 27525 (Januar 2018; Resistance-Zone) – in eine mittelfristige Seitwärtspendelbewegung übergegangen. Zwar war der Index im direkten Vorfeld der Corona-Pandemie leicht nach oben in Bewegung gekommen bzw. in der Corona-Zwischenbaisse bis 17714 eingebrochen, insgesamt bewegte sich der Index trotz dieser erhöhten Volatilität aber weiterhin in dieser übergeordneten Seitwärtspendelbewegung. Und diese hatte einen trendbestätigenden Charakter (nach oben).
Neue technische Hausse
Aus mittelfristiger technischer Sicht befindet sich der MDax – seit dem Corona-Sell-off – in einer neuen technischen Hausse. Zuerst führte ein V-Recovery den Index bis an die mehrjährige gestaffelte Resistance-Zone von 27525 bis 29440. Zum Jahresende wurde mit einem „Major-Buy-Signal“ (Sprung über diese Resistance-Zone) der technische Hausse-Zyklus im MDax wieder aufgenommen. Nach der Rally bis auf 33400 (kleiner Resistance) kam es zu einer Konsolidierung (Aufwärtsdreieck unterhalb dieses Resistance). Diese hatte ebenfalls einen trendbestätigenden Charakter (nach oben).
Ziel von 36000 Punkten
In den letzten Handelstagen ist der MDax mit einem weiteren Investment-Kaufsignal (Verlassen des Aufwärtsdreiecks und Sprung über 33400) wieder auf Klettertour gegangen, wobei sich für das Jahr 2021 jetzt ein technisches Kursziel von 36000 Punkten andeutet.
*) Achim Matzke ist bei der Commerzbank im Bereich Technische Analyse & Index Research tätig.