Sorgen der Börsianer vor einer zweiten Welle

Stimmung eher optimistisch - Sonderfall Dollar

Sorgen der Börsianer vor einer zweiten Welle

wbr Frankfurt – Nach einem drastischen Konjunktureinbruch durch die Corona-Pandemie hellt sich die Stimmung in der Wirtschaft wieder etwas auf. Gleichwohl sehen die Marktteilnehmer die steigende Zahl der Coronafälle in den USA mit rund 88 000 Neuinfektionen am Wochenende mit Skepsis. Zuletzt hatte sich an den Märkte bessere Stimmung breitgemacht. “Wegen der aktuell großen Sorgen um eine mögliche zweite Corona-Infektionswelle legte die Nervosität der Anleger nun jedoch wieder zu”, schreiben die Analysten von LBBW Research in einem Bericht. Vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen und der geld- und fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen “dürften auf mittlere Sicht allerdings die Chancen überwiegen, weshalb wir unsere Indexprognosen jüngst nochmals angehoben haben”.Für eine positive Entwicklung trotz einer aufkommenden Diskussion um eine zweite Welle spricht aus Sicht der LBBW die Marktstimmung. Die Bank verweist auf eine Fondsmanagerumfrage der Bank of America, nach der der Anteil der Optimisten wieder deutlich zunimmt. Gut 37 % der Befragten sind der Meinung, dass wir uns in einem Bullenmarkt befinden. Im Mai lag die Zahl der optimistischen Börsianer bei 25 %. “Sollte dieser Trend weiter Bestätigung finden, wird dies zu einer mittelfristigen Unterstützung der Aktien führen”, schreibt die LBBW.Die Münchner Baader Bank rechnet weiterhin mit zwischenzeitlichen Aktienkorrekturen. Allerdings bedeute dies nicht das Ende der Erholungsbewegung. “Nur eine wider Erwarten dramatische zweite Infektionswelle mit umfangreichen Wiederschließungen der Wirtschaft würde große Aktieneinbrüche bewirken”, sagte Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Bank.Die Experten des japanischen Finanzkonzerns Nomura haben kürzlich ein Instrument zur Einschätzung des Risikos einer zweiten Covid-19-Welle bei der Wiedereröffnung von Volkswirtschaften vorgestellt und wenden dies auf zehn US-Bundesstaaten und 45 größere Volkswirtschaften an. Das Tool habe zu gemischten Ergebnissen geführt. Gleichwohl ist das Basisszenario von Nomura eher optimistisch. Die Bank geht davon aus, dass die soziale Distanzierung nachlassen wird und dass die Kräfte der Zentralbanken und die fiskalischen Maßnahmen erfolgreich sein werden. Eine ausgewachsene Kreditklemme werde, so Nomura, auch künftig vermieden, “obwohl es im vierten Quartal eine weitere, kleinere Infektionswelle gibt”.Für den Devisenmarkt fragt die Commerzbank: “Warum profitiert der Dollar von der Angst vor einer zweiten Welle?” mit Blick auf den zuletzt eher festen Dollar. Die Bank vermutet, dass der Markt wie im März eine erneute Dollarknappheit fürchten könnte. Wer also eine zweite Welle für ein mögliches Szenario hält, für den mache es Sinn, Dollarbestände aufzustocken – trotz alarmierender Coronazahlen in den USA.