Obwohl ESG-Faktoren immer stärker beim Investieren berücksichtigt werden, liegt der Fokus meist auf dem Umwelt- und Klimaschutz. Die Berücksichtigung sozialer Überlegungen ist im Vergleich dazu noch in den Kinderschuhen, stellt diese doch eine größere Herausforderung dar. Investoren berichten oft, wie schwierig es ist, soziale Faktoren zu definieren, zu quantifizieren und zu messen, von denen viele als subjektiv oder umstritten gelten. Wir teilen diese Meinung nicht und haben eine Reihe definierbarer und quantifizierbarer Metriken für soziale Wirkung entwickelt. Unserer Ansicht nach kann deren Anwendung sowohl zu einem positiven sozialen Fortschritt als auch zu fundierten Anlageentscheidungen beitragen.

Die soziale Komponente bezieht sich meist auf den Menschen oder das „Humankapital“. Unser Anlageuniversum basiert auf folgenden drei großen Themen: sozioökonomische Inklusion und Gleichberechtigung, nachhaltige Infrastruktur sowie Gesundheit und Wohlergehen. Innerhalb dieser haben wir spezifischere Themen und Metriken, um die Wirkung zu messen (siehe Tabelle).

Einige der Metriken müssen kontextualisiert werden. So ist der Zugang zu sauberem Wasser in Teilen der Welt, vor allem in den Entwicklungsländern, die unter Wasserknappheit leiden oder in denen die Menschen aus anderen Gründen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, besonders wichtig. Immerhin sind weltweit zwei Milliarden Menschen davon betroffen.

Ein gutes Beispiel für ein Unternehmen, von dem hier eine soziale Wirkung ausgeht, ist ein brasilianisches Wasser- und Sanitärunternehmen. Dieses war in der Lage, den Anteil der an die Abwasserentsorgung angeschlossenen Menschen deutlich zu erhöhen. Infolgedessen sank die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von durch Wasser übertragenen Krankheiten innerhalb von neun Jahren um 81%.

Doch wodurch zeichnen sich Unternehmen mit sozialer Wirkung aus Investorensicht aus? Basierend auf unseren Kriterien und Methoden macht das Social-Impact-Universum etwa 30% des gesamten Unternehmensanleihe-Universums aus (unter Verwendung des Bloomberg Multiverse ex Treasuries A+ bis B-). Die bisherigen Beobachtungen haben ergeben, dass Unternehmen, die mit Blick auf ihre soziale Wirkung gut abschneiden, im Allgemeinen zu einem höheren Gesamtbonitätsrating tendieren und in nicht oder weniger zyklischen Sektoren ansässig sind. Aktuell hat ein größerer Anteil der Unternehmen ein Rating von A und BBB+ und ein geringerer Anteil eines von BB+ und darunter.

Unternehmen mit sozialer Wirkung haben im Vergleich zum Bloomberg Multiverse im Durchschnitt eine etwas niedrigere Rendite und einen etwas niedrigeren Spread, dafür aber eine ähnliche Duration. Dies könnte zum Teil durch die Zusammensetzung des Sektors insgesamt erklärt werden. Bei der Bewertung der sozialen Faktoren schneiden Sektoren wie das Gesundheitswesen, Versorger und Finanzwerte tendenziell besser ab. Industriewerte, zyklische Konsumgüter und IT schneiden schlechter ab, teilweise in Bezug auf Diversität oder Personalentwicklung. Schaut man sich einen Bereich wie den nachhaltigen Zugang zu grundlegender Infrastruktur an, dann gehören dazu Konnektivität, Zugang zu Telekommunikation und er­schwingliche erneuerbare Energie. Es handelt sich um stabile Sektoren mit anhaltender Preissetzungsmacht. Ein großer Teil der Duration im Social-Impact-Universum stammt aus dem hohen Anteil der Gesundheitsunternehmen, welche dazu neigen, Anleihen mit längeren Laufzeiten zu emittieren. Die Duration von Anleihen von Unternehmen aus Schwellenländern ist im Allgemeinen kürzer. Investoren brauchen dabei einen langen Atem. Viele Metriken zur sozialen Wirkung sind auf langfristige Ergebnisse ausgerichtet. Die Diversität der Belegschaft eines Unternehmens, die Zufriedenheit und das Wohlergehen von dessen Mitarbeitern oder Kunden sowie dessen Rolle in der jeweiligen Gemeinschaft oder Gesellschaft mögen kurzfristig nicht direkt den Gewinn steigern.

Das Bewusstsein für Soziales wächst jedoch. Politische Entscheidungsträger achten auch auf soziale Faktoren, und es ist davon auszugehen, dass Unternehmen, die sich mit ihrer sozialen Wirkung stärker auseinandersetzen, besser für den Wandel gerüstet sind. Diese Unternehmen sind besser für Herausforderungen gerüstet, die sich durch den Mangel an Arbeitskräften, Lieferkettenprobleme sowie Kunden und deren Beschwerden ergeben. Der Markt könnte länger brauchen, um dies zu erkennen, obwohl Faktoren wie Diversität bereits im Fokus stehen und Investoren mit einem längeren Anlagehorizont anziehen könnten.

Angesichts wachsender sozialer Herausforderungen ist es unerlässlich, dass sich Unternehmen auf ihre soziale Wirkung und ihren möglichen Beitrag hierzu fokussieren. Ziel sollte dabei sein, dass der positive Impact auf die Gesellschaft mögliche negative Auswirkungen überwiegt. Man spricht hier auch vom „Net Positive“. Entsprechende Unternehmen stärken nicht nur ihre gesellschaftliche Akzeptanz und sind damit langfristig robuster, sondern können auch langfristig orientierten Investoren ein besseres Risiko-Rendite-Profil bieten.