Alternative Investments

Starker Gegenwind für Hedgefonds

Die hohe Marktvolatilität stellt Hedgefondsmanager vor Herausforderungen. Insbesondere Aktienvehikel schnitten zuletzt schlecht ab. Chancen sehen Analysten indes bei Makro-Strategien.

Starker Gegenwind für Hedgefonds

xaw Frankfurt

In einem eingetrübten globalen Marktumfeld verspüren Hedgefonds Gegenwind. So hat der Fund Weighted Composite Index von Hedge Fund Research (HFR) im zweiten Quartal des laufenden Jahres um rund 5% nachgegeben, der Global Hedge Fund Index des Hauses setzte noch deutlicher zurück.

Angesichts der anhaltenden Inflationsbeschleunigung, der falkenhaften Geldpolitik und der scharfen Korrektur bei Aktien und Bonds habe es für Investoren im Segment kaum Sicherheiten gegeben, kommentieren die Strategen der Schweizer Privatbank UBP. Da die Zinsvolatilität in Zeiten wachsender Rezessionssorgen hoch geblieben sei, hätten sich die Spreads im High-Yield-Segment zum Quartalsende auf über 600 Basispunkte ausgeweitet. Zugleich hätten der Ukraine-Krieg und die strikten Lockdowns in China zu starken Schwankungen an den Energie- und Rohstoffmärkten geführt.

Besonders schwach schnitten im zweiten Quartal Aktien-Hedgefonds mit Long-Short-Strategien ab – der HFR-Subindex für diese Strategien gab zwischen April und Juni um 8,3% nach. Die als „directional“ bezeichneten Hedgefonds, die eindeutige Netto-Long- oder Netto-Short-Positionen halten, hinkten dabei hinter ihren per saldo neutralen Pendants her. In ähnlichen Marktumfeldern fuhren diese Vehikel ihre Übergewichtungen bestimmter Sektoren und Faktoren in der Vergangenheit laut UBP typischerweise zurück. Derzeit hielten jedoch viele Manager an den Positionen fest, von denen sie bereits zuvor überzeugt gewesen seien.

Nur wenige Hedgefonds hätten sich netto short positioniert. Dies liege daran, dass die Manager an ein asymmetrisches Rendite-Risiko-Profil ihrer Long-Bücher glaubten. Ihrer Überzeugung nach habe der Markt bereits bedeutende Gewinnrückgänge eingepreist, messe dem langfristigen Potenzial für Gewinnsteigerungen zugleich aber keinen Wert bei. Kurzfristig stünden Vehikel, die diesem Narrativ folgen, angesichts des trüben Konjunkturumfeldes aber vor größeren Herausforderungen.

Long bei Rohstoffen

Die Marktvolatilität habe indes selbst die Manager der am stärksten performenden Hedgefonds des laufenden Jahres – jener mit Makro-Strategien – vor Probleme gestellt. Bis in den April hinein seien diese Vehikel mit der Taktik, sich bei Staatsanleihen und Aktien short zu positionieren und sich bei ausgewählten Rohstoffen long aufzustellen, noch gut gefahren. Zwischen Mai und Juni hätten sich die Verluste und Gewinne dieser Manager aber gegenseitig egalisiert. Im Zusammenspiel mit der strukturell niedrigeren Liquidität im Segment sei es schon als Erfolg zu werten, wenn Hedgefonds ihr Kapital im zweiten Quartal effektiv geschützt hätten.

Die UBP-Strategen sehen bei Makro-Hedgefonds nun das Potenzial für kurzfristige Rückgänge – diese böten aber wohl Einstiegsgelegenheiten für Marktteilnehmer mit einem Untergewicht in entsprechenden Strategien. Höhere Zinsen am kurzen Ende der Kurve und eine Zentralbank-Politik, die durch Konjunkturdaten bestimmt werde, sollten für Makro-Vehikel unterstützend wirken. Hinzu komme, dass zunehmend die Luft aus den Aktienmärkten entweiche und aus Short-Positionen bei Dividendentiteln somit robuste Erträge zu erwarten seien. Am Rohstoffmarkt herrsche unterdessen weiter eine Angebotsknappheit vor, die erneut preistreibend wirken und Hedgefonds mit Long-Positionen in dieser Assetklasse begünstigen dürfte.

Unterdessen haben Hedgefonds, die auf eine Mischung verschiedener Strategien setzen, in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen. Langfristig gesehen zeigt sich dabei, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile: So haben sogenannte Multi-Strategy-Vehikel gegenüber dem gewichteten marktbreiten HFR-Hedgefonds-Index seit Anfang 2017 eine deutliche Outperformance erzielt. Viele dieser Strategien seien so aufgesetzt, dass sie ihre Risiko-Exposition in verlustreichen Phasen schnell zurückfahren könnten und somit bei Marktabschwüngen stärker abschnitten.

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