sts Frankfurt – Der langanhaltende Konjunkturaufschwung führt in Deutschland nach Jahren der Lohnzurückhaltung endlich wieder zu steigenden Löhnen. Doch der Anstieg der Lohnquote könnte für Aktienbesitzer nachteilig sein, schreibt die IKB in einer Studie. Dieser zufolge könnten die Gewinne im Dax im laufenden Jahr um 2,5 % sinken. Bei einem unveränderten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) würde dies zu sinkenden Kursen führen.Aktuell lautet der Bloomberg-Konsens mit Sicht auf zwölf Monaten für den Gewinnanstieg je Aktie im Dax auf 3,8 %. Das könnte der IKB-Studie zufolge deutlich zu hoch sein. “Wenn die Lohnquote auf dem Niveau von 2017 (67,9 %) verharrt hätte und 2018/19 nicht weiter gestiegen wäre beziehungsweise ansteigen würde, wäre angesichts der Makrodaten ein leichtes Gewinnwachstum von 3 % möglich”, betont IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht. Gewinnrückgang 2019Der Zusammenhang zwischen der Lohnquote und den Unternehmensgewinnen ist unter Ökonomen umstritten. Denn zum einen führen höhere Löhne zu mehr Binnennachfrage, wovon die Unternehmen profitieren. Zum anderen leidet jedoch die Wettbewerbsfähigkeit exportorientierter Firmen und bei sinkenden Gewinnen deren Investitionsmöglichkeiten. Für Deutschland überwiegt Bauknecht zufolge das zweite Argument: “Die empirischen Analysen sind eindeutig: Die Beziehung zwischen Lohnquote und BIP-Wachstum ist negativ. Steigt das BIP-Wachstum, sinkt die Lohnquote. Schwächt sich das Wachstum ab, nimmt die Lohnquote zu. Beschleunigt sich die Wirtschaftsdynamik, erlaubt dies Produktivitätssteigerungen und damit einen Anstieg des nominalen BIP relativ zum Arbeitnehmereinkommen.”Der IKB zufolge sollte die deutsche Lohnquote auf Basis des erwarteten Wirtschaftswachstums in diesem Jahr 69,5 % betragen, was bedeutet, dass Arbeitnehmer diesen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) vor Steuern vereinnahmen. Dahinter stehe die Annahme eines Anstiegs des realen BIP um 1,3 % nach 1,5 % im Vorjahr. “Auf Basis dieser Annahmen ist 2019 mit einem Rückgang der Dax-Gewinne um rund 2,5 % zu rechnen.”Bauknecht zufolge ist die steigende Lohnquote jedoch nicht die Ursache für die Abkühlung der Konjunktur. Dafür seien insbesondere die US-Handelspolitik, der Brexit und “Zweifel an der Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstumspfades” verantwortlich. “Die deutsche Lohnquote steigt bereits seit mehreren Jahren und dokumentiert die Verwässerung der Arbeitsmarktreformen, die Anfang der 2000er Jahre zu einer deutlichen Senkung der Quote geführt hatten”, betont Bauknecht. “Dabei belastet ein Anstieg der Lohnquote weniger die Konjunktur. Vielmehr lässt umgekehrt die sich abkühlende Konjunktur die Lohnquote steigen, da trotz des herausfordernden Ausblicks noch hohe Lohnforderungen umgesetzt werden können.”