Tech-Misere stürzt Hongkong in die Bärenfalle
nh Schanghai
Die sich immer weiter verschärfende chinesische Regulierungskampagne gegen heimische Technologieunternehmen sorgt insbesondere an der Hongkonger Börse für gewaltige Verwerfungen. Nach einer durchweg von Hiobsbotschaften an der Tech-Regulierungsfront geprägten Handelswoche rutschte der Hongkonger Leitindex Hang Seng am Freitag nochmals um 1,8% ab und wurde bei 24850 Punkten nun auch erstmals wieder unter die als wichtige Grenze geltende Marke von 25000 Zählern gedrückt.
In der zurückliegenden Woche hat der Hang Seng im Gefolge des breiten Ausstiegs der Investoren aus großen chinesischen Technologiewerten und einer insgesamt gedrückten Marktstimmung knapp 6% eingebüßt, was die schwächste Wochenperformance seit 18 Monaten bedeutet. Mittlerweile kann auch förmlich von einem Bärenmarkt am wichtigsten internationalen Handelsplatz im asiatischen Raum gesprochen werden. Seit seinem Mitte Februar erreichten Hoch hat das Leitbarometer Hang Seng nun nämlich exakt 20,3% eingebüßt und damit die Schwelle ins Bärenterritorium gerade überschritten.
Globale Verlierer
Im laufenden Kalenderjahr begrenzt sich das Performanceminus zwar noch auf 9,6%, aber auch damit gehört Hongkong im Tandem mit den chinesischen Festlandbörsen zu den schwächsten Performern im globalen Marktgeschehen seit Anfang Januar. Der Blue-Chip-Index CSI 300, der die stärksten Werte in Schanghai und Shenzhen abbildet, zeigt sich von der heimischen Tech-Kampagne ebenfalls zunehmend beeindruckt. Dieser verbuchte am Freitag einen Tagesverlust von 1,9% auf 4770 Punkte, damit hat er im bisherigen Jahresverlauf ebenfalls knapp 10% eingebüßt.
Völlig unter Wasser steht der die 30 größten Internet- und Technologieaktien in Hongkong abbildende Hang Seng Tech Index, der von den drastischen Kurseinbrüchen der Marktwertriesen Alibaba, Tencent und Meituan entsprechend geprägt wird. Dieser legte im Wochenverlauf einen Rückgang um 11% hin, wobei das vor gut einem Jahr kreierte Börsenbarometer bei 5895 Punkten erstmals unter die 6000er Schwelle abrutschte und somit ein Allzeittief markierte.
Der Hang Seng Tech war Ende Juli 2020 bei knapp 7200 Punkte gestartet und dann bis zum Februar rasant auf ein Allzeithoch von 11000 geklettert. Mit der dramatischen Korrektur seit Mitte Februar hat der Hang Seng Tech nun bereits knapp die Hälfte eingebüßt. Insgesamt werden die Marktkapitalisierungsverluste bei chinesischen Technologieaktien im Zeitraum der vergangenen sechs Monate jetzt bereits auf 1,5 Bill. Dollar (1,28 Bill. Euro) beziffert. Die heftigen Marktreaktionen auf den Pekinger Regulierungsfeldzug bereiten auch der chinesischen Regierung einiges Unbehagen und veranlassen die Staatspresse zu immer neuen Ermunterungsrufen zum „Buying on the Dip“, also dem Wiedereinstieg bei Tech-Aktien zu deutlich gedrückten Kursen.