Trügerische Ruhe an den Märkten

M & G Investments: Optimistisches weltweites Wachstumsszenario - Manche Bonds bieten wenig Puffer

Trügerische Ruhe an den Märkten

Die derzeitige Ruhe an den Finanzmärkten – gemessen an der niedrigen Volatilität der Aktien etwa – könnte sich als trügerisch erweisen. Die Experten der britischen Fondsgesellschaft M & G Investments vertreten die Ansicht, dass der Markt unter Umständen die Risiken derzeit unterschätzt. Insbesondere politische Risiken machen die M & G-Experten für die nächste Zeit aus. Dazu zählen sie US-Wirtschaftspolitik unter Trump, aber auch die anstehenden Wahlen in Europa.kjo Frankfurt – Die Volatilität an den Aktienmärkten – so zum Beispiel gemessen an der Volatilität des Standard & Poor’s 500 Index – befindet sich derzeit auf mehrjährigen Tiefständen. Der Markt scheint damit zunehmend immun gegenüber politischen Risiken zu sein, heißt es bei der britischen Fondsgesellschaft M & G Investments bei einem Kapitalmarktausblick. Für Wolfgang Bauer, Fondsmanager bei M & G Investments könnte das aber nur eine trügerische Sicherheit sein, die daraus von Märkten abgeleitet wird. “In einer negativen Lesart könnte man auch sagen, dass der Markt die Risiken unterschätzt”, sagt Bauer und ergänzt: “Es gibt einige politische Stolpersteine in Europa.”Er zählt dazu die Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Im Wahlkampf liegt Marine Le Pen, Chefin der rechten Partei Front National, bei den Umfragen mit 24 % gleichauf mit dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron. Es besteht immer noch die Sorge unter Marktteilnehmern, dass es in Frankreich zu einem Rechtsruck kommen könnte und Le Pen bei einem Sieg ebenfalls einen Austritt Frankreichs aus der EU und dem Euro anstreben würde. Bauer verweist aber auch auf das entsprechende Risiko der Bundestagswahlen in der zweiten Jahreshälfte. Einen weiteren Risikofaktor macht er in den Brexit-Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU aus. “Artikel 50 ist aktiviert, und das hat keine starken Schwankungen an den europäischen Märkten ausgelöst. Es besteht aber das Risiko, dass wir irgendwann die Meldung bekommen, dass nun unfreundlicher verhandelt wird”, sagt Bauer.Die Wachstumsaussichten weltweit werden im Hause M & G optimistisch beurteilt. “Das ist eigentlich kein förderliches Umfeld für die Anleihemärkte”, sagt Bauer. In Phasen einer konjunkturellen Belebung verbessern sich auch die Aussichten für die Inflationsentwicklung, und damit geht auch die Perspektive steigender Leitzinsen einher. Der Anleihemarkt reflektiert ein solches Umfeld dann oft mit steigenden Renditen. Die Kapitalbindungsdauer (Duration) wird deshalb laut Bauer eher niedrig gehalten. “Kurzfristig könnte die Risikoaversion aber wieder ansteigen. Deshalb will ich in den Portfolios auch nicht komplett auf Zinspapiere verzichten”, so Bauer.Allerdings würden so manche Anleihe aufgrund ihrer niedrigen Rendite keinen großen Puffer für rückläufige Anleihekurse, das heißt steigende Renditen bieten. Die zehnjährige Bundrendite liegt nur noch auf dem Niveau von um die 0,20 %. Gestern war sie im Tagesverlauf erstmals seit rund sechs Wochen kurzzeitig sogar wieder unter diese Marke gefallen. Ebenfalls als nicht sonderlich attraktiv gelten für Bauer in diesem Zusammenhang die britischen zehnjährigen Anleihen (Gilts), die bei um die 1,1 % Rendite liegen.Attraktiver ist für ihn die zehnjährige US-Staatsanleihe mit einer Rendite von um die 2,30 %. Bauer favorisiert generell eine etwas defensivere Positionierung. Höhere Bewertungsniveaus sieht er bei Hybrid-Anleihen von Unternehmen. Diese würden nicht von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Rahmen des Unternehmensanleihekaufprogramms gekauft. Bei den von der EZB gekauften Anleihen seien die Spreads deutlich enger. Holpriger StartDa Bauer die Politik als das große Thema für die Märkte einstuft, hat er auch die US-Politik unter Präsident Donald Trump im Blick. “Mit seiner Schlappe bei der US-Gesundheitsreform hat Trump einen holprigen Start hingelegt. Jede Handlung von ihm wird nun sehr stark beobachtet und analysiert”, sagt der Experte. Er verweist auf die Erwartungen an den Märkten hinsichtlich Trumps wachstumsfördernder Politik und der Absicht einer Reflationierung der Wirtschaft. Im Blick hätten die Anleger die angestrebte Deregulierung des Bankensektors, die Infrastruktur- und Steuerprogramme des US-Präsidenten und was davon letzten Endes noch umgesetzt werde.Bauer zufolge werden insbesondere die Steuerprogramme genau am Markt verfolgt. Hierbei geht es unter anderem darum, ob Trump ein Projekt für die Repatriierung von Geldern durchsetzen kann, die US-Firmen bei Banken in anderen Ländern parken. “Gelingt es, diese Gelder ohne eine hohe Steuerlast zu repatriieren, könnte das Auswirkungen auf Anleihen, Aktien und auf M & A-Aktivitäten in den USA haben”, meint Bauer. Denn wenn die Gelder zurückgeführt werden, sinke der Bedarf an Anleiheemissionen und die Spreads der entsprechenden US-Bonds der Firmen würden sich einengen. In einer derartigen Repatriierung sieht Bauer ein gutes Umfeld für die Anleihemärkte.