Trump-Trade geht in die Verlängerung

Aussicht auf "phänomenale" Steuerpläne stärkt Wachstumshoffnungen - Inflationserwartungen sinken

Trump-Trade geht in die Verlängerung

Die Aussicht auf “phänomenale” Steuerpläne und ein entspanntes Golfwochenende von US-Präsident Donald Trump mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe haben der Wall Street neues Vertrauen in das Potenzial von US-Aktien eingeflößt.sp New York – Mit der Ankündigung von “phänomenalen” Steuerplänen innerhalb der nächsten drei Wochen hat Donald Trump den Märkten neue Hoffnung auf Wachstumsimpulse und eine Reflationierung für die US-Wirtschaft gegeben. Nachdem der US-Präsident in den vergangenen Wochen vor allem mit Äußerungen zum internationalen Handel und einem temporären Einreisestopp für Reisende aus sieben muslimischen Ländern Sorgen und Unsicherheit wegen einer möglichen Abschottung der US-Wirtschaft und der negativen Folgen für die Weltwirtschaft geschürt hatte, hauchte er dem “Trump-Trade” nun wieder neues Leben ein. Nur die Inflationserwartungen, ausgedrückt in der Wahrscheinlichkeit, mit der Marktbeobachter derzeit mit mindestens drei Zinserhöhungen der Fed in diesem Jahr rechnen, wollen derzeit nicht so recht ins Bild passen.Der Trump-Trade geht in dieser Woche ein weiteres Mal in die Verlängerung und dürfte die US-Aktienindizes wieder auf Höchststände treiben, nachdem der S & P 500, der Nasdaq 100 und Russell 2000 bereits am Donnerstag und Freitag vergangener Woche im Gleichschritt auf Rekordstände geklettert waren. Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November hat der S & P 500 um mehr als 8 % zugelegt, weil Investoren mit Wachstumsimpulsen durch Steuererleichterungen, Entlastung von Regulierung und Investitionen in Infrastruktur rechnen. Hinzu kommt, dass die US-Unternehmen in der laufenden Berichtssaison bisher in der Mehrzahl positiv überraschen konnten. Zur Halbzeit der Bilanzsaison haben fast drei Viertel der Unternehmen aus dem S & P 500 nach Angaben von Bloomberg die Gewinnerwartungen für das vergangene Jahr übertroffen. An der Spitze liegt der Finanzsektor, der gestützt auf die 59 Firmen, die bisher berichtet haben, 11 % mehr als im Vorjahr verdient hat. Immerhin die Hälfte der Unternehmen hat auch den Umsatz über die Erwartungen hinaus gesteigert, wobei erst knapp die Hälfte der Unternehmen Zahlen vorgelegt hat. Keine PanikDie vergangene Woche war die dritte in Folge, in der US-Aktien gewinnen konnten. Der sogenannte Love-Panic-Index, mit dem BNP Paribas gestützt auf verschiedene Indikatoren die Stimmung auf den US-Aktienmärkten misst, liegt auf dem höchsten Niveau seit fast drei Jahren. Zuletzt hatten die Risiken einer möglichen Abschottung der USA vom internationalen Handel und das zeitweilige Chaos nach einem mittlerweile aufgehobenen Einreisestopp für Reisende aus sieben muslimischen Ländern die Wachstumschancen in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer dennoch etwas eingetrübt. Doch nachdem Trump und sein Pressesprecher Sean Spicer in der vergangenen Woche angekündigt hatten, Pläne für die umfassendste Steuerreform seit den achtziger Jahren kurzfristig vorzulegen und der US-Präsident ein harmonisches Golfwochenende mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe verbracht hatte, verzeichneten die Trump-Bullen zum Wochenauftakt neuen Zulauf.Der Trump-Trade ist dabei zunehmend ein Cohn-Trade, denn bei Gary Cohn, dem Vorsitzenden des National Economic Council und bis vor wenigen Wochen die Nummer 2 bei der Investmentbank Goldman Sachs, laufen derzeit die Fäden der Wirtschaftspolitik in der neuen US-Regierung zusammen. Während Finanzminister Steven Mnuchin und Wirtschaftsminister Wilbur Ross gestern weiterhin auf ihre Bestätigung durch den Senat warteten und weitere Spitzenpositionen im Feld der Wirtschaftspolitik in der neuen Administration noch nicht besetzt sind, steht Cohn nicht nur beim Thema Steuerreform, sondern auch bei den Plänen zur Deregulierung der Finanzindustrie in der ersten Reihe. Zur Steuerreform führt Cohn bereits Gespräche mit Kongressabgeordneten, wie er in der vergangenen Woche in einem Fernsehinterview erklärte. Diese seien in der vergangenen Woche dennoch von Trumps Fahrplan für die Steuerpläne überrascht worden, werden Kongressmitarbeiter in US-Medien zitiert. Fed vor dem KongressWährend die Wall Street einem der ihren die Daumen drückt, damit Steuerpläne und Deregulierungsmaßnahmen in den nächsten Wochen rasch vorankommen, blicken die Marktteilnehmer schon in dieser Woche gespannt auf den ersten Auftritt von Notenbank-Chefin Janet Yellen vor dem Kongress seit der US-Wahl. Wenn die Fed-Chefin heute zum halbjährlichen Rapport in Sachen Geldpolitik vor den Kongressabgeordneten antritt, geht es wie immer vor allem um Zwischentöne, die Hinweise auf die nächsten Schritte der Notenbank geben könnten. Die Wahrscheinlichkeit für mindestens drei Zinserhöhungen der Fed im laufenden Turnus ist nach Einschätzung von Marktteilnehmern zuletzt gesunken (siehe Grafik), nachdem die Wahl von Donald Trump sie im November noch kräftig nach oben schnellen ließ.