UBS bei Einzelhandelsaktien selektiv

Institut hält die Chancen für weiter steigende Bewertungen trotz besserer Konjunkturaussichten für begrenzt

UBS bei Einzelhandelsaktien selektiv

Nach einer guten Kursentwicklung in den vergangenen Jahren ist die Einzelhandelsbranche hoch bewertet. Laut UBS könnten sich einzelne Schnäppchen aber doch noch machen lassen – etwa bei H&M oder Home Retail, die beide zum Kauf empfohlen werden.kko Frankfurt – Wer 2014 mit Einzelhandelswerten so viel verdienen will wie in den vergangenen Jahren, sollte bei der Aktienauswahl ganz genau hinsehen. So sieht das zumindest die Schweizer Großbank UBS: “Seit zwei Jahren haben sich die Aktien der Einzelhändler sehr gut entwickelt, so dass die Aussichten der Branche auf weiter steigende Bewertungen trotz der zunehmend besseren Makroaussichten mittlerweile begrenzt sind”, erklären die Analysten Adam Cochrane und Andrew Hughes im Rahmen einer Branchenanalyse und empfehlen Investoren, ihre Aufmerksamkeit auf einen kleinen Korb attraktiver Einzeltitel zu richten.Nach Einschätzung der UBS ist dank einer konjunkturellen Erholung in diesem Jahr zwar bei nahezu allen Einzelhändlern mit einem zyklischen Nachfrageschub zu rechnen. Ganz risikolos sei das aktuelle Umfeld aber dennoch nicht: So seien etwa Tiefe und Ausmaß der jüngsten Währungs- und Wirtschaftsturbulenzen in vielen Schwellenländern bisher ungewiss. Daneben könnten die ab Anfang 2015 in Großbritannien erwarteten Leitzinserhöhungen Abwärtsrisiken für die Branche nach sich ziehen. Positiv werten die Analysten unter anderem, dass die Mindestlöhne in diesem Jahr ihrer Erwartung nach nicht stärker als um 3 % steigen dürften. Insgesamt werde es wohl ein interessantes Jahr für die Branche, heißt es. Knackpunkt Mobile RetailSpannend wird aus Sicht der Analysten, ob das Internetgeschäft weiterhin mit der gleichen Geschwindigkeit wächst wie bisher. “Der Knackpunkt ist der Grad der Substitution und die Frage, ob die Möglichkeit, mobil einzukaufen, auch den Ausgabenanteil für Konsumgüter vergrößert”, erläutern die Experten. Daneben stelle sich die Frage, was zur Verbesserung der Ladenprofitabilität getan werden könne.Bewertungsrisiken sehen die Analysten zudem in einer großen Zahl potenzieller IPO-Kandidaten in diesem Jahr. Der Streubesitz mittelgroßer Einzelhandelswerte in Großbritannien könnte durch mögliche Börsengänge um rund 10 % steigen, heißt es. Dadurch seien Umschichtungen der Anleger von den bereits ambitioniert bewerteten in neue Aktien denkbar. “Trendwende-Geschichten”Dennoch böten einige Einzelaktien der Branche noch immer gute Kurschancen. “Es gibt noch ein paar wenige Trendwende-Geschichten wie Darty, Halfords, Home Retail, Mothercare oder M & S, die in den kommenden Jahren alle die Aussicht auf stark steigende Gewinne haben – sofern ihre Pläne fruchten”, argumentieren die Analysten. Allerdings müsse jedes dieser Unternehmen auf seine Vorzüge geprüft werden. Die UBS bescheinigt jedenfalls nicht allen Unternehmensführungen gleich gute Aussichten auf eine erfolgreiche Umstrukturierung und nachhaltiges Ergebniswachstum. So zählen etwa die Aktien des britischen Elektronikeinzelhändlers Darty und des ebenfalls aus dem Vereinigten Königreich stammenden Handelskonzerns Home Retail zu den bevorzugten Aktien der UBS und werden zum Kauf empfohlen. Mothercare wird indes mit “Neutral” eingestuft. Home Retail gut aufgestelltHome Retail ist nach Einschätzung der Bank sehr gut aufgestellt, um von einer Konsumerholung in Großbritannien zu profitieren. Wachstumstreiber seien unter anderem die beiden Konzernmarken Argos und Homebase. Denn die seien stark auf Konsumentengruppen mit niedrigen Einkommen ausgerichtet, die steigende Realeinkommen stärker spürten als höhere Einkommensgruppen. Der neue Strategieplan für die Kaufhaustochter Argos sei zwar noch in einem frühen Stadium. Nach Einschätzung der UBS sind neben der zyklischen Erholung dadurch aber auch strukturelle Verbesserungen bei Home Retail möglich. Das Kursziel für die Aktie sieht die UBS bei 2,30 Pfund. Aktuell notiert der Titel bei 2,08 Pfund. Strategische NeuausrichtungBei Darty setzen die Analysten auf eine erfolgreiche strategische Neuausrichtung unter dem neuen CEO Régis Schultz. Der Firmenchef arbeite daran, die Handelspraktiken innerhalb der Gruppe zu verbessern und das Geschäft auf die Kerngeschäfte zu konzentrieren, und gehe zudem die Kostenseite mit einem Sparprogramm an. Dies eröffne Ergebnispotenzial. Daneben rechnen die Analysten für dieses Jahr mit einer leichten Konjunkturerholung am wichtigen Absatzmarkt Frankreich – obwohl 2014 für die Franzosen ein weiteres Jahr der Einsparungen werde, heißt es. Angesichts eines für 2015 erwarteten Gewinnwachstums von 30 % sei die Darty-Aktie bei einem derzeitigen Kurs von 1,04 Pfund im Branchenvergleich günstig bewertet. Das Kursziel liegt bei 1,35 Pfund.Ein weiterer Kauf ist für die UBS auch die Aktie des schwedischen Modekonzerns H & M. Zwar sehe sich das Unternehmen wachsender Konkurrenz durch andere Bekleidungsdiscounter, wie etwa Primark, gegenüber. Aus Sicht der Bank unterschätzen viele Investoren bislang jedoch die strukturellen Änderungen bei H & M: So rechnen die Analysten nicht zuletzt wegen der erwarteten Konjunkturerholung in der Eurozone mit einer Rückkehr zu stabilem Umsatzwachstum. Internetshop wird ausgebautDaneben werde der Internetshop weltweit weiter ausgebaut und die Abhängigkeit von der Kernmarke H & M unter anderem durch eine stärker auf aktuelle Modetrends ausgerichtete Produktpalette reduziert. Zwar erscheine die Aktie aktuell bereits hoch bewertet, angesichts des verbesserten kurzfristigen Wachstumsprofils sei eine Prämie aber gerechtfertigt, konstatieren die Analysten und setzen ein Kursziel bei 320 skr. Aktuell notiert die Aktie bei 281,20 skr. N Brown neutral eingestuftWeniger gute Kursaussichten bescheinigen die Analysten dagegen den Papieren des Versandhändlers N Brown, zu dem unter anderem die Marken Fashion World, Gray & Osbourn oder House of Bath gehören. Das Papier wird bei einem Kursziel von 6,60 Pfund mit “Neutral” eingestuft und zählt damit zu dem am wenigsten präferierten Werten der UBS innerhalb der Branche. Aktuell liegt der Börsenkurs bei 5,60 Pfund. Zwar hätten sich die Umsätze von N Brown dank der starken Ausrichtung auf Nischenmärkte sehr gut entwickelt, im Kurs sei dies aber bereits ausreichend eingepreist. Sorgen bereitet den Analysten unter anderem die Abhängigkeit des Umsatzwachstums von wenig profitablen Elektronikprodukten. Der neue Firmenchef arbeite zwar bereits an einer Verbesserung der Produktschwerpunkte und wolle das Wachstum im internationalen Geschäft beschleunigen. Das verbessere jedoch lediglich den mittel- bis langfristigen Ausblick, die kurzfristige Bewertung scheine dagegen angemessen. Der britische Bekleidungskonzern Asos überzeugt nach Ansicht der UBS zwar fundamental mit einem “großartigen Geschäft”. Auf dem aktuellen Niveau sei die Aktie aber bereits ambitioniert bewertet, so dass im Falle einer sich unerwartet abschwächenden Umsatzentwicklung sogar eine ausgedehnte Korrektur drohen könnte. In der aktuellen Bewertung jedenfalls seien Geschäftsrisiken, steigender Wettbewerb in der Kernkundengruppe der Zwanzigjährigen oder ein stärker als erwartet ausfallender Umsatzrückgang im Online-Handel nicht berücksichtigt. Pfund als BremseZwar sehen die Analysten keine akute Gefahr für das Umsatzwachstum von Asos, weisen aber darauf hin, dass u.a. eine weitere Aufwertung des britischen Pfund die Ergebnisentwicklung bremsen könnte. Das Kursziel der mit “Neutral” eingestuften Aktie liegt bei 66 Pfund, der Börsenkurs bei 62,58 Pfund.