UBS rät zu Stock Picking im Telekomsektor
dm Frankfurt – Der Telekomsektor zählt an der Börse zu den performancemäßig schwächsten, auch im Mehrjahresvergleich.Die Schweizer Großbank UBS geht davon aus, dass der Sektor Verbesserungs- und Wachstumspotenzial hat, allerdings nicht auf kurzfristiger Basis. Es gebe strukturelle Herausforderungen wie etwa einen steigenden Wettbewerb um Großhandelsgeschäft. Deswegen sei ein Stock-Picking-Ansatz für Investoren durchaus sinnvoll.Laut UBS ist der Sektor derzeit mit einem Verhältnis des Kurses zu frei verfügbarem Cash-flow (EFCF) von über 7 und einer erwarteten Dividendenrendite von über 5 % im historischen Mittel bewertet. Dies impliziere kein Wachstum, folgert die Großbank. Der Telekomsektor habe nicht von der Flucht in Sicherheit profitieren können. Er sei der einzige defensive Sektor, der seit Juni schlechter als der Gesamtmarkt abgeschnitten habe. Es gebe jedoch Hinweise aus Befragungen, wonach Konsumenten mehr für Mobilfunk- und Datenübertragung zu zahlen bereit sind. Je nach Wettbewerbsstruktur dürfte es den Anbietern aber schwer fallen, dieses Potenzial in Geld umzumünzen, so die Erwartungen der UBS-Analysten. Auch stehen durch den Ausbau der Glasfasernetze in naher Zukunft weitere Investitionen für die Unternehmen an. Insgesamt dürfte der Kapitalaufwand im Sektor gemessen an der Investitionsquote auch im kommenden Jahr bei rund 18 % liegen und damit auf erhöhtem Niveau. Deutsche Telekom bevorzugtDen Analysten zufolge weisen die Schweiz und Deutschland die attraktivste Marktstruktur aus Betreibersicht auf. Zu den von der UBS innerhalb des Sektors favorisierten Titeln mit einer Kaufempfehlung gehören deshalb Swisscom und Deutsche Telekom, während in weniger attraktiven Märkten KPN und Iliad reizvoll sind. Von Telecom Italia wird abgeraten.Bei Swisscom werde das Kostensenkungspotenzial unterschätzt, während die Dividende sicher sei, so die UBS. Die Marktposition in einem nur begrenzt regulierten Markt sei hoch. Im Fall der Deutschen Telekom werde das Wachstumspotenzial im deutschen Markt unterschätzt, und es bestehe in den Vereinigten Staaten Mergers-&-Acquisitions-Aufwärtspotenzial, sollte der Zusammenschluss zwischen der Telekom-Tochter T-Mobile US und dem Wettbewerber Sprint von den Wettbewerbsbehörden erlaubt werden.Bei dem niederländischen Ex-Monopolisten KPN seien die Befürchtungen über Glasfasernetze, Regulierung und Konsolidierung übertrieben, stellen die Experten in ihrer Studie fest. Die Bewertung des französischen Telekomkonzerns Iliad wiederum gehe von keinerlei Wachstum aus. Wettbewerb in ItalienDemgegenüber werde bei Telecom Italia ein steigender Wettbewerb im Mobilfunk- und im Festnetzgeschäft für Druck sorgen, weshalb der Titel von UBS mit “Verkaufen” eingestuft wird.Als Belastung bewerten die Analysten auch die vergleichsweise hohe Verschuldung des italienischen Ex-Monopolisten, dies in einem Umfeld, in dem mehr investiert werden müsse, wie sie betonen.