UBS sieht China gerüstet für das zweite Halbjahr
dh Frankfurt – Parallel zum globalen Wirtschaftswachstum verliert auch Chinas Wirtschaft an Dynamik. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt das Wachstum für 2019 auf 6,3 %, nach 6,6 % Zuwachs im Vorjahr. Nach Auffassung der UBS ist dies aber kein Grund zur Sorge. Dank der unterstützenden politischen Maßnahmen aus dem vierten Quartal 2018 wie geldpolitische Lockerung, Steuersenkungen und Reformen auf der Angebotsseite werde sich die Wirtschaft im Reich der Mitte wohl schon im zweiten Halbjahr 2019 stabilisieren. “Zudem erwarten wir weitere unterstützende Maßnahmen. Eine erneute Senkung des Mindestreservesatzes im zweiten Halbjahr scheint sehr wahrscheinlich, was die Kreditvergabe ankurbeln dürfte”, sagt Hayden Briscoe, Head of Asia-Pacific Fixed Income bei UBS Asset Management. Investoren müssten sich nach seiner Ansicht in China auf eine neue Realität einstellen, die durch drei Ls geprägt sein werde. Das sei erstens eine L-förmige Erholung im zweiten Halbjahr. “Das Wachstum stabilisiert sich eher, anstatt wieder anzuspringen”, so Briscoe. Das zweite L beschreibe längere Wirtschaftszyklen, die es durch die wohlüberlegten Maßnahmen geben werde. Und drittens erwartet der Fondsmanager ein längerfristiges Qualitätswachstum: “Entschuldungsmaßnahmen und neue Regulierungen in 2017 und 2018 haben mehr Disziplin gefordert und Firmen schlechter Qualität aus dem Markt gedrängt, was den langfristigen Ausblick verbessert.” Anleihen als sicherer HafenLaut Briscoe bieten Anleihen aus Industrieländern wie Deutschland oder Japan aufgrund ihrer negativen Realverzinsung keinen guten Schutz. Chinesische Staatsanleihen seien dagegen eine Alternative. “Sie weisen positive reale Renditen auf und korrelieren nur gering mit Anleihen aus der entwickelten Welt”, erläutert der Experte. Hochzinsanleihen als OptionAuch Hochzinsanleihen würden laut Briscoe eine Option darstellen. In einer Welt magerer Renditen hätten chinesische Papiere ein lukratives Wertpotenzial gegenüber anderen High-Yield-Märkten. Einen guten Einstiegspunkt sieht der Vermögensverwalter im späten dritten Quartal. “Wenn sich die Wirtschaft stabilisiert, könnten sich die Anleihe-Spreads verengen und für Kapitalwachstum sorgen”, so Briscoe.Geduld bräuchten in China vor allem Aktienanleger. Die Volatilität werde im Hinblick auf den Handelsstreit mit den USA trotz der momentan aufgeschobenen Zölle durch US-Präsident Trump nach Einschätzung von Bin Shi, Head of China Equities bei UBS Asset Management, wohl anhalten. “Entscheidend ist es, die Volatilität zum eigenen Vorteil zu nutzen”, meint Shi. Er rate Anlegern, sich auf die heimische Nachfrage zu fokussieren, die langfristig durch die anhaltende Urbanisierung, Automatisierung, Innovation sowie Chinas alternde Bevölkerung gestützt sei. Im Gesundheits- und Versicherungssektor sei die Bewertung weiter attraktiv und biete daher eine gute Anlagechance für disziplinierte Investoren.Im Multi-Asset-Bereich fokussiere man sich speziell auf A-Aktien, so Gian Plebani, Portfoliomanager bei UBS Asset Management. “Wir denken, heimische Unternehmen sind besser positioniert, um von den unterstützenden Maßnahmen der Regierung zu profitieren. Diese zielen diesmal vor allem auf kapitaleffiziente private Unternehmen ab”, begründet er seine Einschätzung.