RohstoffmärkteUkraine biete viele Ressourcen

Ukrainische Rohstoffe locken die USA und die EU

Die Trump-Administration zeigt starkes Interesse an Seltenen Erden und anderen Rohstoffen aus der Ukraine und will sich diese per Vertrag mit der ukrainischen Regierung sichern. Es ist aber unklar, inwieweit diese Vorkommen wirtschaftlich abbaubar und für die westlichen Mächte erreichbar sind.

Ukrainische Rohstoffe locken die USA und die EU

Ukrainische Rohstoffe locken USA und EU

Das Land bietet zahlreiche Ressourcen wie Seltene Erden − Aber Zweifel am Zugang für den Westen bestehen

Die Trump-Administration zeigt starkes Interesse an Seltenen Erden und anderen Rohstoffen aus der Ukraine und will sich diese per Vertrag mit der ukrainischen Regierung sichern. Es ist aber unklar, inwieweit diese Vorkommen wirtschaftlich abbaubar und für die westlichen Mächte erreichbar sind.

ku Frankfurt

Der Reichtum der Ukraine an strategisch wichtigen Rohstoffen ist in den Mittelpunkt des Interesses gerückt mit den Bestrebungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, für Amerika Zugriff auf die ukrainischen Rohstoffe zu bekommen. Mit einem höchst ungewöhnlichen, bisher aber von der ukrainischen Seite nicht unterzeichneten bilateralen Vertrag sollen die USA ohne jede zeitliche Begrenzung 50% der Erlöse aus der Förderung und Vermarktung ukrainischer Rohstoffe erhalten. Trump sieht diesen Schritt, der sich als Rückfall in koloniale Strukturen qualifizieren lässt, als Rückzahlung für die nach seiner Rechnung 350 Mrd. Dollar, die die USA unter seinem Vorgänger Joe Biden in den Ukraine-Krieg investiert hätten.

Die Trump-Initiative spiegelt aber vor allem wider, dass die USA erkannt haben, dass die Weltmärkte für kritische Rohstoffe von Ländern dominiert werden, die die USA als gegnerisch einstufen. So sind beispielsweise bei den Vorkommen an Elementen aus der Reihe der Seltenen Erden, die für hochwertige (Rüstungs-)Elektronik unerlässlich sind, China und Russland weit führend (vgl. Grafik) und auch die Nummer 3, Brasilien, ist mit diesem beiden Ländern im BRICS-Staatenbündnis liiert. China hat im Rahmen des eskalierenden Machtkampfs mit den USA bereits Exportrestriktionen für einige Rohstoffe wie Gallium verhängt, die für die US-Rüstungsindustrie besonders wichtig sind, die aber die USA kaum mehr selbst produzieren.

Zugriff gefordert

So liegt es aus amerikanischer, aber übrigens auch aus europäischer Sicht nahe, Zugriff auf die ukrainischen Rohstoffe zu nehmen. Damit ließen sich gegebenenfalls auch die hohen Weltmarktpreise bei vielen strategischen Rohstoffen umgehen. Diese resultieren auch aus Fast-Monopolstellungen: China produzierte 2024 rund 70% aller Seltenen Erden, gefolgt von den USA mit immerhin 11,6%. Nummer 3 ist Myanmar mit immerhin 8% − in dem Land operiert die vom Westen unterstützte Kachin Independence Army genau in den rohstoffreichen Gebieten gegen die Regierung.

Die Ukraine wiederum ist grundsätzlich ein rohstoffreiches Land. Nach Angaben des ukrainischen Umwelt- und Rohstoffministeriums bietet das Land 22 der 50 von der US-Regierung als kritisch eingestuften Rohstoffe. So bietet die Ukraine dem Westen 20% der weltweiten Vorkommen des in Batterieanoden eingesetzten Graphits, die größten europäischen Reserven an Titanium (7% aller weltweiten Reserven), rund ein Drittel aller europäischen Reserven an Lithium, immerhin 2% des weltweiten Urans, dazu das Aluminium-Erz Bauxit sowie große Kohlevorkommen und Eisenerz. Abbaubar seien zudem Tantal und Niobium sowie andere Seltene Erden wie auch Phosphat. Der Wert aller Rohstoffe in der Ukraine wird auf 15 Bill. Dollar geschätzt.

Waffe für die Geopolitik

Insbesondere für die rohstoffarme EU wären diese Vorkommen lockend. Das World Economic Forum (WEF) schreibt daher: „Der Zugang zu den ukrainischen Ressourcen würde den demokratischen Ländern helfen, eine größere Autonomie von den nichtdemokratischen Regimen zu erreichen, insbesondere in den Bereichen Energie und Technologie.“ Das WEF sieht die ukrainischen Rohstoffe also als eine wichtige westliche Waffe im globalen geostrategischen Machtkampf.

Es gibt allerdings zwei Probleme mit den ukrainischen Rohstoffvorkommen. Ein Großteil der Erkenntnisse über die ukrainischen Rohstoffe stammt noch aus Prospektionen der 1980er und 1990er Jahre, also aus sowjetischer Zeit. Die Daten sind ungenau und es ist nicht klar, was sich mit gegenwärtiger Technologie und zu derzeit üblichen Kosten abbauen lässt. Das zweite Problem liegt darin, dass rund 70% der ukrainischen Rohstoffvorkommen in Gebieten liegt, die entweder bereits unter russischer Verwaltung stehen oder die, wie das Gebiet um Dnipropetrowsk, nahe der Front liegen, an der es stetige russische Geländegewinne gibt.

Zudem fehlt mit der weitgehenden Zerstörung des ukrainischen Stromnetzes und anderer Infrastruktur für eine lange Zeit die Basis für eine Verarbeitung der Rohstoffe.

So sieht es danach aus, dass der Westen bis auf Weiteres keinen nennenswerten Zugriff auf die ukrainischen Rohstoffe erlangen und daher zum Beispiel bei den Seltenen Erden steigende Preise nach den Rückgängen 2023 und 2024 zu verkraften haben wird, zumal die genannte Rebellenarmee in Myanmar die Kontrolle über die Produktionsstätten übernommen und die Ausfuhren gestoppt hat. Der geopolitische Konflikt zwischen den USA und China und die US-Einfuhrzölle sind ebenfalls geeignet, an den Märkten für strategische Rohstoffe für Unruhe zu sorgen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.