US-Hotelketten auf Wachstumskurs

Berenberg Bank stuft Hilton auf Buy hoch - Marriott Favorit des Instituts - Intercontinental Hotels und Accor zum Halten empfohlen

US-Hotelketten auf Wachstumskurs

Zumindest für die ganz Großen der weltweiten Hotelbranche ist die Konkurrenz durch Unterkunftsvermittler wie Airbnb kein Thema. Sie werden ihre Zimmerzahl weiter aufstocken und sogar Marktanteile dazugewinnen, heißt es in einer Studie der Berenberg Bank. Die Nase vorn hätten dabei Marriott und Hilton. amb Frankfurt – Die wachsende Reiselust und die insgesamt gute Konjunktur haben zuletzt viel Geld in die Kassen der großen börsennotierten Hotelketten gespült und speziell 2017 die Kurse kräftig steigen lassen. Nach Ansicht der Berenberg Bank, die die Unternehmen in einer Studie untersucht hat, wird das Wachstum weitergehen. Das spiegele sich in den Kursen einiger Konzerne aber noch nicht wider, heißt es. Favorit bleibt Marriott, Hilton wird auf “Buy” hochgestuft. Hyatt wird dagegen wegen der sehr guten Kursentwicklung auf “Hold” zurückgesetzt. Auch bei der Intercontinental Hotels Group (IHG) wird mit “Hold” votiert, ebenso bei Accor, wobei Accor bei den Analysten am schlechtesten wegkommt. Außerdem werden – mit Ausnahme von Accor – alle Kursziele angehoben, zum Teil deutlich.Zwar ist an immer mehr Orten auf der Welt – siehe Barcelona, Dubrovnik oder Mallorca – “Overtourism” längst ein großes Problem. Die Analysten gehen aber davon aus, dass der weltweite Tourismus weiter rasant wachsen wird. Auslöser sei vor allem die steigende Kaufkraft in Schwellenländern. Zitiert werden unterschiedliche Untersuchungen: So geht der Dachverband der Fluggesellschaften IATA von einer Verdoppelung der Urlaubsreisen in den kommenden 20 Jahren aus. Das Analyseinstitut Euromonitor rechnet nach einer Verdopplung der Auslandsflüge seit 2003 und Zuwächsen von 4,5 % p.a. in den vergangenen fünf Jahren mit einer Fortsetzung auf ähnlichem Niveau bis 2022. Die Nase vorn haben werde Asien-Pazifik mit einem Plus von 6,9 % p.a.Für die großen internationalen Hotelkonzerne sind das gute Nachrichten. Sie sind bereits dabei, ihre Zimmerzahlen weiter aufzustocken: Derzeit seien insgesamt weltweit 1,88 Millionen zusätzliche Zimmer in Planung bzw. im Bau, heißt es in der Studie, davon entfielen auf die großen fünf in der Branche 1,26 Millionen. Die Bank erwartet außerdem, dass der Marktanteil der fünf großen Hotelketten von aktuell 22 % auf 39 % im Jahr 2040 steigen wird. Problematisch ist den Analysten zufolge vor allem, zu bestimmen, an welchem Punkt des Konjunkturzyklus sich die Branche derzeit befindet bzw. ob der Aufschwung schon vorüber ist. Sie verweisen zwar auf eine gewisse Korrelation mit dem Wirtschaftswachstum, was Anlass zu Optimismus geben würde: Die Volkswirte der Bank prognostizieren für das weltweite BIP 2018 und 2019 nämlich ein Plus von 3 % und 2,9 %, für die USA 3 % und 2,8 % und für China 6,5 % und 6,1 %. Einiges spreche aber auch für eine Wachstumsverlangsamung in der Branche und einen Rückgang des für den Sektor wichtigen Umsatzes pro Zimmer (RevPar/Revenue per Available Room). Die Analysten haben mehrere Szenarien durchgerechnet, im Basisszenario befindet sich die Branche bereits in einem späten Stadium des Zyklus mit einem ab 2019 um 7,5 % niedrigeren RevPar. Trotz extrem guter Kursentwicklung bleibt Marriott International der Favorit der Analysten (“Buy”). Das Kursziel für die Aktie, die sich seit Oktober 2016 verdoppelt hat, wird noch von 145 auf 163 (aktuell 130,38 Dollar) angehoben. Für den Konzern, zu dem unter anderem auch Hotels der Marken Sheraton, Ritz-Carlton, St. Regis, Le Méridien und Westin gehören, rechnen die Experten mit einem anhaltend hohen Wachstum, das Ziel von 85 000 neuen Zimmern in einem Jahr halten sie für realistisch. Bis 2040 werde die Zahl der Zimmer um 4 % p.a. steigen und der Marktanteil von 4 % aktuell auf 12 % klettern. Die Ergebnisprognosen je Aktie für 2018 und 2019 werden um 1 % und 3,4 % angehoben auf jetzt 5,59 und 6,65 Dollar, für 2020 rechnen sie sogar mit 8,03 Dollar. Der US-Konkurrent Hilton wird von “Hold” auf “Buy” hochgestuft bei einem neuen Kursziel von 94 (zuvor 78, aktuell 78,84 Dollar). Die Stärken des Unternehmens seien durch die detaillierte Analyse, die u. a. auch die sich aus dem reinen Hotelgeschäft ergebenden Unternehmenswerte (“asset-light business” ohne Immobilien) ermittelt hat, besonders hervorgetreten, heißt es. Auch für den Hilton-Konzern, zu dem Häuser der Marken Waldorf Astoria, Conrad Hotels und diverse Hilton-Hotels unterschiedlicher Preiskategorien (u. a. Canopy by Hilton, Double Tree by Hilton, Home2 Suites by Hilton) zählen, werden hohe Wachstumsraten bei der Zimmerzahl prognostiziert. Die Dynamik könnte nach Ansicht der Analysten sogar noch zunehmen. Sie liegen eigenen Angaben zufolge bei den Ebitda- und Gewinn-je-Aktie-Schätzungen über dem Konsens. Dazu kämen günstige Bewertungskennziffern, etwas das EV/Ebitda. Die Gewinnschätzungen je Aktie werden für 2018 um 9,8 %, für 2019 um 10 % und für 2020 um 12,2 % auf 2,82, 3,46 und 4,32 Dollar angehoben. Schon angemessen bewertetDie Luxushotelkette Hyatt Hotels wird nach der zuletzt sehr guten Kursentwicklung von “Buy” auf “Hold” zurückgestuft. Noch im November 2017 hatte Berenberg die Aktie auf “Buy” hochgesetzt, seitdem ist der Kurs aber von unter 70 auf über 80 Dollar gestiegen, gegenüber Anfang 2016 hat sich der Kurs sogar mehr als verdoppelt. Das Kursziel wird allerdings noch von 83 auf 87,50 angehoben (aktuell 79,77 Dollar). Auch Hyatt plane eine deutliche Erhöhung der angebotenen Zimmer, allerdings befänden sich die meisten Planungen noch in einem frühen Stadium. Am Freitag wurde allerdings bekannt gegeben, dass das Unternehmen an einer Übernahme der spanischen NH Hotel Group interessiert ist. Die Gewinnschätzungen für 2018 und 2019 werden um 13,9 % und 1,1 % auf 1,46 und 1,90 reduziert, für 2020 werden 2,27 Dollar prognostiziert. Auch die Intercontinental Hotels Group (IHG) wird weiter mit “Hold” eingestuft bei einem von 45 auf 50 (aktuell 47,06 Pfund) angehobenen Kursziel. Die Wachstumsdynamik bei der Hotelgruppe, zu der neben den gleichnamigen Häusern Crowne Plaza und Holiday Inn gehören, ist nach Ansicht der Berenberg Bank nicht ganz so hoch wie bei Marriott und Hilton, das Unternehmen ist dennoch Favorit in Europa. Die Analysten rechnen damit, dass der Marktanteil von IHG steigen wird, der Konzern könne zudem eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung in der Branche spielen. Die Gewinnschätzungen je Aktie für 2018 bis 2020 werden um 0,4 %, 2,1 % und 3,6 % auf 2,89, 3,04 und 3,24 Pfund reduziert. Ebenfalls “Hold” lautet das Votum für die französische Accor, die Aktie schneidet bei den Analysten aber am schlechtesten ab und ist auch die einzige, deren Kursziel unter der aktuellen Notierung liegt (42, aktuell 43,81 Euro). Der Kurs war, auch durch die Terroranschläge in Frankreich 2015, eingebrochen, hat sich im vergangenen Jahr aber wieder deutlich erholt. Das Geschäftsmodell des Konzerns, zu dem auch die Sofitel-, Novotel-, Mercure-, Ibis- und mittlerweile auch Mövenpick-Hotels gehören, ist nach Ansicht der Analysten selbst nach dem Verkauf der Immobiliensparte Accor Invest noch zu komplex. Accor profitiere zwar von der Dynamik im europäischen Hotelmarkt, die Analysten hegen aber Zweifel an den mittelfristigen Wachstumsaussichten. Zukäufe ausgeklammert komme Accor nur auf ein sehr schwaches Wachstum bei den Zimmerzahlen und Steigerungsraten vor allem im niedrigen und mittleren Preissegment. Auch die Bewertungskennziffern seien schon hoch. Außerdem seien die Übernahmen von Accor in der Vergangenheit häufig zu teuer gewesen, das Vertrauen der Analysten in die weitere Akquisitionsstrategie ist daher nicht groß. Die Gewinnschätzungen je Aktie bleiben bei 1,34 für 2018, 1,66 für 2019 und 1,82 für das Jahr 2020.