Zinsen steigen

US-Hypothekenmarkt unter Druck

Investoren verkaufen derzeit riskante Wertpapiere der US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac ab. Analysten werten dies als Signal der zunehmenden Anspannung im Immobilienmarkt.

US-Hypothekenmarkt unter Druck

xaw Frankfurt

Die Furcht vor zunehmenden Defaults am US-Hypothekenmarkt steigt. So verkaufen Investoren derzeit sogenannte Credit Risk Transfers (CRTs) ab – dabei handelt es sich um von den staatlich geförderten Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac begebene Wertpapiere. Im Gegensatz zur Praxis bei anderen Mortgage Backed Securities (MBS) stellen die Institute bei CRTs keine Garantien für den Fall eines Ausfalls zugrundeliegender Kredite. Somit richten sich die Finanzinstrumente an Investoren, die es auf der Suche nach hohen Erträgen in Kauf nehmen, schon bei moderaten Anstiegen der Default-Raten Verluste zu erleiden. Freddie Mac und Fannie Mae nutzen CRTs also, um Risiken an den Markt weiterzugeben und zu verhindern, dass Ausfälle den Steuerzahler belasten.

Angesichts des eingetrübten Konjunkturbildes und der Zinserhöhungen der Federal Reserve ziehen die Zinsen auf Festhypotheken in den USA stark an. Laut Freddie Mac erreichte der durchschnittliche 30-jährige­ Satz in der laufenden Woche mit 6,94% den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten. Weil Immobilien dadurch weniger erschwinglich werden, nimmt auch die Attraktivität von CRTs ab. Die Kurse der Wertpapiere sinken, während sich die Risikoaufschläge gegenüber Treasuries ausweiten. Der Credit- und Options-adjustierte Spread bewegt sich gemäß dem US Mortgage High Yield Index des Analysedienstleisters Andrew Davidson auf Niveaus, wie sie kurz nach dem allgemeinen Corona-Marktcrash im Frühjahr 2020 gesehen wurden.

Isoliert betrachtet könnten die Spreads laut Portfoliomanagern gar auf die schwerste Immobilienkrise seit 2008 hindeuten. Allerdings betonen Experten auch, dass die Marktrisiken heute besser unter Kontrolle seien als vor der Finanzkrise. Waren Fannie Mae und Freddie Mac damals auf Rettungspakete angewiesen, haben sie seither unter staatlicher Aufsicht operiert und die Hilfen zurückgezahlt. Die Institute ließen ihre Portfolios nach der Krise stark schrumpfen und erhöhten die Kreditstandards für die Hypotheken, bei denen sie Garantien leisten.

Indes haben Fannie und Freddie über das vergangene Jahr Rückkaufangebote für CRTs im Milliardenwert gestellt. Zugleich ist die erwartete Ballung an Neuemissionen ausgeblieben – Investoren hoffen nun, dass das reduzierte Angebot die Kurse wieder stützen wird.

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