Gastbeitrag

USA: Volatile Handelspolitik, volatile Börsen

Den Aktienmarkt rüttelt die neue zollbasierte US-Handelspolitik bereits ordentlich durch. Unter Donald Trump dürfte die höhere Volatilität gekommen sein, um zu bleiben.

USA: Volatile Handelspolitik, volatile Börsen

Gastbeitrag

Die USA im Volatilitätscheck

Von Thomas Altmann

Schon im Wahlkampf hat Donald Trump das Wort Zölle als das Schönste im gesamten Wörterbuch bezeichnet. Seit seiner Amtsübernahme vor zwei Monaten dominieren die Zölle nun die Handelspolitik der USA. Zölle werden eingeführt, aufgeschoben und als Druckmittel verwendet. Die Geschwindigkeit dabei ist rasant. Und ebenso schnell steigt die Verunsicherung: Die Verunsicherung der Handelspartner, die Verunsicherung der Börsen und die Verunsicherung der eigenen Bevölkerung.

US-Bevölkerung gespalten wie nie

Starten wir mit der US-Bevölkerung. Diese wird von der Universität Michigan im Monatsrhythmus repräsentativ nach ihrer wirtschaftlichen Einschätzung befragt. Eine Frage zielt dabei auf die zukünftige Preisentwicklung ab. Noch im November, unmittelbar vor der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA, lag der Median der von den Haushalten für die kommenden 12 Monate erwarteten Inflationsrate bei 2,6%. In den vier Umfragen, die seitdem durchgeführt wurden, ist die Inflationserwartung stetig angestiegen – von 2,6% auf jetzt 4,9%.

Der Wert von 4,9% alleine ist schon ein Alarmsignal. Liegt er doch bei mehr als dem Doppelten der von der Fed gewünschten Inflationsrate. Doch wer genauer hinsieht, findet noch mehr Alarmsignale. Der arithmetische Mittelwert hat sich seit der Präsidentschaftswahl beinahe verdoppelt – von 4,4% auf jetzt 8,8%. Das ist der höchste Wert seit 1981. Von der US-Bevölkerung genannte hohe Inflationserwartungen beeinflussen den arithmetischen Mittelwert stärker als den Median und führen so zum größten Abstand zwischen den beiden Messgrößen, den es jemals gab. Berechnet man die Standardabweichung aller Inflationserwartungen, ist diese ebenfalls so hoch wie nie zuvor in der bis 1978 zurückgehenden Historie der Umfrage.

Spaltung entlang der Parteigrenzen

Das zeigt, wie gespalten die US-Bevölkerung auf die Auswirkungen der Zollpolitik blickt. Anhänger der Demokraten rechnen über die kommenden 12 Monate mit einer Inflationsrate von 6,5%, die der Republikaner dagegen mit nur 0,1%.

Börsen preisen höhere Inflation

An den Börsen wird für die nächsten zwölf Monate bereits eine deutlich höhere US-Inflation gepreist. Zu sehen ist das an der Break-Even Rate inflationsgeschützter US-Staatsanleihen. Bei einer Inflation auf der Break-Even Rate erzielen inflationsgeschützte Anleihen dieselbe Rendite wie normale US-Staatsanleihen.

Wie ungewiss die US-Handelspolitik und ihre Folgen wahrgenommen werden, zeigt sich auch an weiteren Stellen: Der von Baker, Bloom & Davis ermittelte Economic Policy Uncertainty misst dies anhand von Zeitungsberichten. Die wirtschaftspolitische Unsicherheit hat sich, folgt man dem Gesamtindex, seit der Wahl von Donald Trump mehr als verdoppelt. Der Subindex für die Handelspolitik hat sich vom Gesamtindex vollständig abgekoppelt und kaum für möglich gehaltene Höhen erreicht. Auch der bisherige Höhepunkt aus der ersten Präsidentschaft von Donald Trump wird aktuell deutlich übertroffen.

Hohe Aktienvolatilität

Den Aktienmarkt rüttelt die neue US-Handelspolitik bereits ordentlich durch. Die Schwankungen des S&P 500, gemessen an der historischen Volatilität, waren zuletzt um die Hälfte höher als vor der Präsidentschaftswahl. Und geht es nach dem Volatilitätsindex VIX, der die zukünftig erwarteten Schwankungen misst, wird sich daran so schnell auch nichts ändern. Denn dieser hat sich seit November zeitweise verdoppelt. Unter Donald Trump und seiner Zoll-Handelspolitik dürfte die höhere Volatilität gekommen sein, um zu bleiben.

Unser Gastautor Thomas Altmann ist Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners.

Thomas
Altmann

Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners