Devisenmarkt

Verluste des Euro beschleunigen sich

Im Tagesverlauf fiel die Gemeinschaftswährung auf 1,08 Dollar. Das war der tiefste Stand seit Mai 2020. Für 1 Franken musste mehr als 1 Euro gezahlt werden.

Verluste des Euro beschleunigen sich

wbr Frankfurt

Der Euro hat am Montag weiter nachgegeben. Im Tagesverlauf fiel die Gemeinschaftswährung auf 1,0807 Dollar. Das war der tiefste Stand seit Mai 2020. Auf kumulierter Basis hat die Einheitswährung in den vorigen drei Handelstagen gegenüber dem Dollar fast 3% an Wert verloren. Vor einem Monat notierte der Euro noch über der Marke von 1,14 Dollar.

Als Grund für die Euroschwäche wurden die steigenden Energiepreise und deren Folgen für das Wachstum genannt. Europa importiert rund 40% seines Erdgases aus Russland, und die Gemeinschaftswährung ist zunehmend negativ mit dem Ölpreis korreliert. Je höher der Ölpreis steigt, desto stärker fällt der Euro, da die Marktteilnehmer eine höhere Inflation fürchten. Nach Ansicht der Commerzbank wird am Devisenmarkt folgendes Szenario gehandelt: Die Euroschwäche wäre begrenzbar, wenn die EZB der Marktsicht folgen würde, meint die Commerzbank mit Blick auf die EZB-Sitzung am Donnerstag. „Aber wenigstens dann könnten Europas Geldpolitiker die Sicht des Marktes aufgreifen. Tun sie es nicht, ist nach unten beim Euro-Dollar noch viel, viel Platz.“

Der Euro erreichte gegenüber dem Pfund mit 0,8204 Pfund seinen tiefsten Stand seit Mitte 2016. Der Rückgang der Gemeinschaftswährung war breit gefächert, und die Währung näherte sich auch in Europa der Parität gegenüber dem Franken, nachdem sie im frühen asiatischen Handel unter die Marke gefallen war. Für 1 Franken musste dort erstmals seit 2015 kurzzeitig mehr als 1 Euro gezahlt werden. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekräftigte an­gesichts der Entwicklung ihre Bereitschaft zum Eingreifen. „Die Nationalbank ist nach wie vor bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren“, erklärte die SNB. Die Aufwertung der Landeswährung spiegele aber auch die Inflationsunterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland wider, erklärte die Zentralbank. Die Inflation im Ausland sei deutlich höher, so die SNB. Die Klarstellung der Notenbank dürfte aber nicht verhindern, dass der Franken weiter aufwertet, so die Einschätzung von Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.

Hohe Kursverluste gab es erneut für die russische Währung, die im Offshore-Handel um 11% auf 139,89 Rubel pro Dollar nachgab. Der Rubel hat seit Mitte Februar 45% verloren. Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hat die russische Regierung beschlossen, dass finanzielle Verpflichtungen bei „unfreundlichen Staaten“ wie allen EU-Ländern nur noch in Rubel beglichen werden. Russland hat nach Angaben der russischen Zentralbank Auslandsschulden von rund 478 Mrd. Dollar.