VÖB-Analysten raten zur Vorsicht

Strategen sehen die Aktienrally in ihrer Endphase - Sie empfehlen aber noch nicht den Ausstieg

VÖB-Analysten raten zur Vorsicht

Die Aktienstrategen der Mitgliedsinstitute des VÖB sind der Meinung, dass sich die Rally am Aktienmarkt in ihrer Endphase befindet. Sie raten zwar zur Vorsicht, empfehlen Anlegern aber noch nicht den Ausstieg aus dem Aktienmarkt.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtAuch nach der Erholung der Aktienindizes von den zwischenzeitlichen Kursrückgängen raten die Aktienmarktexperten der Mitgliedsinstitute des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) grundsätzlich zur Vorsicht bei der Anlage am europäischen Aktienmarkt. Manfred Bucher von der BayernLB, Joachim Schallmayer von der DekaBank, Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie Volker Sack von der Nord/LB sehen zwar noch Potenzial für steigende Aktienkurse, erwarten aber keine spektakulären Kurssprünge in den nächsten zwölf Monaten. Die Helaba rechnet in diesem Jahr sogar noch mit einer deutlicheren Kurskorrektur.Die DekaBank rät Anlegern, weiter im Dax investiert zu bleiben, auch wenn gerade die letzte Phase des seit 2008 laufenden Aktienmarktzyklus stattfinde. “Die Geldpolitik wird den Zyklus in die Länge ziehen und höhere Bewertungen ermöglichen. Gerade im relativen Vergleich zu Anleihen ist eine Anlage in Aktien nach wie vor empfehlenswert”, betont Schallmayer. Den Dax sieht er zum Jahresende bei 10 000 Punkten und auf Sicht von zwölf Monaten bei 10 500 Zählern. Fed-Normalisierung belastetEine erhöhte Vorsicht sei allerdings angebracht. In den USA werde die im kommenden Jahr beginnende Normalisierung der Geldpolitik die Aktienmärkte zunehmend belasten. Zudem gebe es in Teilmärkten – etwa im Bereich Technologie – bereits erste Anzeichen für zu große Sorglosigkeit der Investoren. In Euroland werden das niedrige Wachstum und die geringe Inflation nicht in Rezession und Deflation umschlagen, erwartet Schallmayer.Auch die BayernLB sieht nach den Worten von Manfred Bucher die Kurschancen sowohl für die europäischen als auch für die US-Aktienindizes nach der schon weit vorangeschrittenen Bewertungsexpansion und dem nur begrenzten Steigerungspotenzial der Unternehmensgewinne als limitiert an. “Eine nachhaltige Trendwende nach unten erscheint derzeit allerdings unwahrscheinlich”, erläutert er. Bucher sieht den Dax zum Jahresende bei 9 800 Zählern und binnen Jahresfrist bei 10 200 Punkten.”Global betrachtet sind Aktien inzwischen teuer geworden”, findet Berndt Fernow von der LBBW. In Deutschland und der Eurozone seien die Bewertungen noch moderater. Das auf absehbare Zeit extrem niedrige Renditeniveau verstärke den Druck auf die institutionellen Anleger, Alternativen zu festverzinslichen Anlagen zu suchen. Insofern bestehe die Chance auf eine weitere Bewertungsausweitung. Auf Fair-Value-Basis habe der Dax durchaus ein Potenzial per Ende 2015 von 10 500 Punkten.Das monetäre Umfeld, das seit geraumer Zeit der dominierende Einflussfaktor für die Börsen sei, bleibe weiter günstig, glaubt Volker Sack von der Nord/LB. “Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass sich die Konjunktur ausgesprochen schwertut, Fahrt aufzunehmen – verbunden mit erheblichen Bremseffekten für die Entwicklung der Unternehmensgewinne”, warnt er. Nach den zuletzt schnellen Indexgewinnen spreche einiges dafür, dass sich die Märkte kurzfristig erst einmal eine Verschnaufpause gönnen und nicht gleich Anlauf auf die bedeutenden Widerstandsmarken bei 10 000 im Dax und 3 325 im Euro Stoxx 50 nehmen.Nach Einschätzung von Markus Reinwand von der Helaba ist bis zuletzt ein deutliches Übergewicht an negativen Konjunkturüberraschungen im Euroraum zu verzeichnen gewesen. Die Frühindikatoren befänden sich auch nach der Bekanntgabe der jüngsten geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank weiter im Rückwärtsgang. Damit hätten sich auch die Gewinnperspektiven weiter eingetrübt. Aktuell überwögen bei den Schätzungen für die Nettoergebnisse der Dax- und Euro Stoxx 50-Unternehmen auf Sicht der kommenden zwölf Monate die Abwärtsrevisionen. Dass dieser kursdämpfende Effekt durch eine weitere Bewertungsexpansion ausgeglichen werde, sei nicht zu erwarten. “Das jüngste Stimmungshoch an den Aktienmärkten dürfte sich somit kaum als nachhaltig erweisen”, warnt er. Die Helaba ist mit ihren Dax-Prognosen pessimistisch: Reinwand geht von weiteren deutlichen Korrekturen aus und sieht den Dax Ende 2014 bei 8 900 Punkten.