VÖB-Experten erwarten leichte Renditeanstiege
kjo Frankfurt
Die Aufwärtsrisiken bei der Inflationsentwicklung nehmen zu, und die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember steht bei den Experten des VÖB (Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands) immer mehr im Fokus. Die an der Kapitalmarktprognosekonferenz des VÖB beteiligten Banken – BayernLB, DekaBank, DZBank, Helaba, LBBW und Nord/LB – halten im Bereich der Bundesanleihen vor diesem Hintergrund einen moderaten Renditeanstieg für durchaus wahrscheinlich.
Viele Stolperfallen
Die Weltwirtschaft verarbeitet nach Ansicht der Kapitalmarktexperten dank der Lockerungsmaßnahmen in vielen Ländern die Pandemie und ist auf Erholungskurs. Allerdings würden sich für Konjunktur und Finanzmärkte in den nächsten Monaten eine Vielzahl neuer Herausforderungen und Stolperfallen stellen. Im Fokus sind hier insbesondere die heftigen Preisaufschläge an den Rohstoffmärkten und ein durch verschiedene Faktoren bedingtes verknapptes Güterangebot mit Lieferengpässen, das auch die Inflation erhöhen dürfte, so die Einschätzung. Auch sorge eine mögliche vierte Pandemiewelle für Unsicherheit.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen prognostizieren die Institute für das laufende Quartal ein deutsches Bruttoinlandsprodukt in einer Spanne von 0,6% bis 1,7%. Für das Gesamtjahr 2021 bewegen sich die Prognosen in einer Spanne zwischen 2,6% und 3%, für den Euroraum zwischen 4,4% und 5,2%. Für das Jahr 2022 liegt die Prognosespanne zwischen 4% und 5% für Deutschland und zwischen 3,7% und 4,8% für den Euroraum.
„Die wirtschaftliche Erholung setzt sich fort – wird jedoch von Unsicherheiten begleitet“, heißt es bei den Experten. Diese würden sich insbesondere manifestieren in teilweise heftigen Preisausschlägen. So werden in der Zweimonatsbetrachtung für Deutschland Teuerungsraten in einer Spanne von 4,3% bis 4,8% erwartet. Bei dann fallender Tendenz sehen die Kapitalmarktexperten die Teuerung im Sechsmonatszeitraum in einer Spanne von 2,4% bis 3,2% und auf einem Niveau von 1,6% bis 2,3% zum Ende der Zwölfmonatsbetrachtung.
Für die Experten gelten Basis- und Sondereffekte als maßgebliche Preistreiber. Die große Unbekannte bleibe die zeitliche Dimension des Inflationsanstiegs, denn mögliche Aufwärtsrisiken für die mittelfristige Inflationsentwicklung durch Zweitrundeneffekte in Form einer Lohn-Preis-Spirale hätten zugenommen. Entsprechend große Beachtung wird der Verankerung der Inflationserwartungen beigemessen.
Einigkeit herrscht unter den Häusern dabei in der Einschätzung, dass sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed in der Ausrichtung der Geldpolitik vor richtungsweisenden Entscheidungen stehen: „Die offensive Geldpolitik gerät zunehmend unter Druck“, heißt es. In den Blickpunkt rücke im Euroraum insbesondere die Zukunft des pandemiebedingten Anleihekaufprogramms PEPP und damit der Beginn eines möglichen Tapering-Prozesses. Die Szenarien reichen dabei von einem langsamen Ausstieg aus dem Notfall-Ankaufprogramm über eine Umschichtung auf das reguläre Ankaufprogramm APP bis hin zur Auflage eines neuen zusätzlichen Kaufprogramms als Brandschutzmauer gegen überhöhte Risikoaufschläge. „Mittelfristig dürfte sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung sukzessive ein moderater Anstieg der Kapitalmarktzinsen durchsetzen“, heißt es weiter.
Prognosen der VÖB-Kapitalmarktprognosekonferenz | ||||
Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe | Euro/Dollar | |||
Institut | in 2 Monaten | in 6 Monaten | in 12 Monaten | in 6 Monaten |
BayernLB | –0,05 | 0,00 | 0,10 | 1,21 |
DekaBank | –0,17 | –0,10 | 0,00 | 1,15 |
DZ Bank | –0,20 | –0,10 | 0,00 | 1,18 |
Helaba | –0,20 | –0,10 | 0,00 | 1,25 |
LBBW | –0,15 | –0,10 | 0,00 | 1,16 |
Nord/LB | –0,10 | –0,20 | –0,10 | 1,17 |
Durchschnitt | –0,15 | –0,10 | 0,00 | 1,19 |
Quelle: VÖBBörsen-Zeitung |