Märkte am Mittag

Wahlergebnis gibt MDax Rückenwind

Am ersten Handelstag nach der Bundestagswahl zieht der deutsche Leitindex an. Stärker noch profitiert allerdings der MDax. Während Rüstung gefragt bleibt, gerät der größte Gewinner des letzten Jahres unter Druck.

Wahlergebnis gibt MDax Rückenwind

Märkte am Mittag

Wahlergebnis gibt MDax Rückenwind

Der Sieg der Union bei der Bundestagswahl hat am Montag die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufbruch in Deutschland genährt und am Aktienmarkt besonders kräftig den MDax angeschoben. Der Index, in dem sich die mittelgroßen Unternehmen versammeln, gewann bis zum späten Vormittag 2,8% auf 28.276 Punkte und holte im Vergleich zum Dax weiter auf. Der deutsche Leitindex legte um 0,9% auf 22.492 Zähler zu. Nur knapp im Plus stand der Euro Stoxx 50.

Der MDax hatte sich in der Vergangenheit schlechter entwickelt als der Dax. Er spiegelte damit die Lage der mittelgroßen Unternehmen wider, die stärker von Deutschlands Wirtschaft abhängen und deshalb auch stärker unter dem wirtschaftlichen Abschwung Deutschlands gelitten haben als die global aufgestellten Unternehmen im Dax.

Auch SDax profitiert

Die Hoffnung auf eine sich aufhellende Konjunktur helfe den mittelgroßen und etwas kleineren Unternehmen, sagten Marktbeobachter. Seit Jahresanfang liegt der MDax nun mit 10,5% im Plus, der Dax kommt auf einen Zuwachs von rund 13%. Auch der Nebenwerteindex SDax legte am Montag mit plus 1,3% etwas deutlicher zu als der Dax.

In Deutschland steht angesichts des Wahlsiegs von CDU/CSU und einer wahrscheinlichen Zweier-Koalition mit der SPD womöglich schon bis Ostern eine neue Regierung bereit, um die wirtschaftlichen Herausforderungen anzugehen. Die Chancen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und für stabile politische Verhältnisse stünden jetzt nicht schlecht, erläuterte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. „Das Wahlergebnis wird die ersten zarten Erholungstendenzen in der deutschen Konjunktur unterstützen.“

Doch ob das neue Bündnis so schlag- und tatkräftig werden kann wie erhofft, wird sich angesichts des Wahlergebnisses, das AfD und Linken eine Sperrminorität im neuen Bundestag gibt, noch zeigen müssen. Zu der von vielen Investoren erhofften Reform der Schuldenbremse oder der Einrichtung einer neuen Kreditlinie für die Bundeswehr oder Investitionen braucht es eine Zweidrittel-Mehrheit im Bundestag und Bundesrat. Diese könnten AfD und die Linke zusammen verhindern.

Rüstungs-Titel legen zu

Ungeachtet dessen blieb die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Februar erst einmal skeptisch, wie das unveränderte Ifo-Geschäftsklima mit 85,2 Punkten verriet. Volkswirte hatten im Schnitt einen leichten Anstieg auf 85,8 Punkte erwartet. Die weitere Entwicklung dürfte in den kommenden Monaten davon abhängen, wie sich die Koalitionsverhandlungen entwickeln, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt zählten die Rüstungswerte, da Investoren auf steigende Verteidigungsausgaben der neuen Bundesregierung spekulierten. Rheinmetall gewannen am Montag 3,7%. Die neue Bundesregierung dürfte trotz der Sperrminorität der Parteien, die wohl gegen Grundgesetz-Änderungen seien, über einige Hebel zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben verfügen, schrieb Analyst Sven Weier von der UBS. Die Bank stufte die Rheinmetall-Papiere von „Neutral“ auf „Buy“ hoch mit einem auf 1.208 Euro angehobenen Kursziel. Noch mehr als Rheinmetall legten mit Kursgewinnen von jeweils um die sechs Prozent die Anteile des Rüstungselektronik-Konzerns Hensoldt und des Panzergetriebe-Herstellers Renk zu.

Siemens Energy geben nach

Am Dax-Ende korrigierte die Aktie von Siemens Energy weiter: Das Minus belief sich auf 3,6%. Ein Börsianer nannte zwei Gründe dafür: Zum einen würden Siemens Energy eher als ein Verlierer der Wahl gesehen, nachdem die Grünen als stärkste Verfechter Erneuerbarer Energien der neuen Regierung wohl nicht mehr angehören werden. Zum anderen berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Microsoft Investitionen in KI-Datenzentren deutlich zurückschraubt. Siemens Energy gilt aber als ein Hauptprofiteur des sehr hohen Strombedarfs solcher Zentren. In der Spitze stürzte die Aktie um knapp 13% ab.

Für Wirbel in der europäischen Essensliefer-Branche sorgte Delivery-Hero-Großaktionär Prosus. Dieser legte ein Übernahmeangebot für Just Eat Takeaway vor, um einen „europäischen Champion“ zu formen. Als Reaktion auf den sich anbahnenden Deal stieg die Aktie von Just Eat um fast 56%, so stark wie noch nie. Die Papiere von Delivery Hero verteuerten sich im MDax um gut 10%. Prosus verbuchte dagegen Kursverluste von rund 7%.

Am Devisenmarkt ließ die anfängliche Euphorie nach der Wahl bereits wieder nach: Der Euro, der zunächst um bis zu 0,7% auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1,0528 Dollar gestiegen war, lag am Mittag nur noch knapp im Plus. Der Dollar-Index erholte sich von seinem Zweieinhalb-Monats-Tief und notierte schließlich kaum verändert bei 106,6160 Punkten.