"Wir sind vorsichtig"
Die wirklich gute Zeit an den Märkten ist nach Meinung des Chefstrategen von Natixis vorbei. Er rät, für 2019 vorsichtig zu sein und die günstig bewerteten Aktienmärkte in Europa und den Schwellenländern zu bevorzugen. Bei Anleihen sollten Anleger teure Hochzinspapiere und Unternehmensanleihen meiden. wrü Frankfurt – Das Umfeld für die Kapitalmärkte ist in den vergangenen Monaten deutlich schwieriger geworden und wird auch 2019 schwierig bleiben. Dies erläuterte David Lafferty, Chefstratege bei Natixis Investment Managers, vor der Presse in Frankfurt. “Gute Nachrichten sind inzwischen schlechte Nachrichten und Bad News bleiben Bad News”, so Lafferty wörtlich. Soll heißen, dass zum Beispiel positive Daten zum US-Wirtschaftswachstum inzwischen zu einer negativen Marktreaktion führen, weil sie stärkerer Zinsanhebungen durch die US-Notenbank erwarten lassen. Und schlechte Nachrichten blieben nach wie vor schlecht. Die Phase, in der Aktien günstig bewertet seien und man gierig sein dürfe, sei jedenfalls vorbei. Angesichts einer hohen Bewertung an den Aktien- und Anleihemärkten sowie gestiegener Risiken sagt der Stratege: “Wir sind für 2019 nicht bearish gestimmt, aber wir sind vorsichtig.” Es wird schmerzhafterDie ökonomische Aktivität bleibe kurzfristig zwar robust, doch schwäche sich das weltweite Wirtschaftswachstum 2019 ab. Die Fed werde die Zinsen weiter anheben, und mit jeder Erhöhung werde es schmerzhafter für das Wachstum, weil die reale Fed-Fund-Rate bald positiv werde. Darüber hinaus belasteten der Handelskrieg, Zölle und Unsicherheit auf der Währungsseite. Wobei Lafferty aufgrund der Zinsdifferenzen von einer weiteren Befestigung des Dollars gegenüber dem Euro ausgeht. Darüber hinaus werde in den USA der durch die Steuersenkung ausgelöste Stimulus für die Unternehmensgewinne mit der Zeit immer kleiner. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei der Brexit. Hier ist Lafferty persönlich der Meinung, dass es aufgrund der kaum zu lösenden Nordirlandfrage schwierig werde, einen Hard Brexit zu vermeiden.Das Problem an den Märkten sei nun, dass hohe Wachstumserwartungen für Aktien und Credits eingepreist seien. Dies erhöhe das Risiko von Rückschlägen. “Es gibt wenige Assets in der Welt, die wirklich günstig sind”, analysiert der Stratege. So sei insbesondere der amerikanische Aktienmarkt im historischen Vergleich mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,6 teuer. Aber auch US-Hochzinsanleihen sowie amerikanische und europäische Unternehmensanleihen seien hoch bewertet. Zehnjährige Bundesanleihen mit äußerst mageren Renditen von 30 oder 40 Basispunkten natürlich sowieso. Höhere UnsicherheitDie wirklich gute Zeit an den Märkten, die durch eine extrem niedrige Volatilität geprägt gewesen war, sei vorbei. Das Regime habe sich seit 2018 geändert. Die Gefahr höherer Inflationsraten und Leitzinsanhebungen führe zu einer zunehmenden Unsicherheit und Fragilität der Märkte. Die Folge sei eine höhere Volatilität, die bei den Korrekturen im Februar und im Oktober 2018 bereits zu sehen gewesen war. Darüber hinaus nehme die Dispersion zu. Es entwickelten sich zum Beispiel nicht mehr alle Aktien positiv, sondern die Unterschiede zwischen den einzelnen Titeln nähmen je nach Unternehmensentwicklung zu. Aktives Management beginne sich wieder zu lohnen.Doch was sind die Konsequenzen aus diesem Szenario? Lafferty rät, vorsichtig zu agieren und auch ein wenig mehr Cash zu halten. Vor allem sollten Anleger Aktienmärkte bevorzugen, die günstig bewertet seien und Value böten. Daher favorisiert der Stratege europäische Titel und Aktien aus den Schwellenländern. US-Aktien verfügten zwar über stärkeres Wachstum als europäische Titel, doch sei dieses bereits weitgehend eingepreist.Auf Sektorebene hat Natixis in den vergangenen Jahren vor allem Technologietitel und Finanzwerte favorisiert. Diese verfügen laut Lafferty auch weiterhin über gute Chancen. Doch empfiehlt er nun eine breitere Aufstellung und auch in günstig bewertete nicht zyklische Branchen zu investieren.Laut dem Natixis-Strategen hat sich die Qualität der Banken weltweit und auch in Europa verbessert. Dies sollte eigentlich auch in höheren Kurs-Gewinn-Verhältnissen zum Ausdruck kommen. Doch strahlten in Europa die Probleme der Deutschen Bank auch auf die Bewertungen anderer Institute aus. Gelinge es aber der Deutschen Bank, sich zu befestigen, werde dies allen europäischen Instituten helfen.Auch am Anleihemarkt sollten Anleger vorsichtiger agieren und strukturierte Papiere oder Floater gegenüber Hochzinspapieren bevorzugen. Bei Unternehmensanleihen sei trotz der jüngsten Spreadausweitung noch immer wenig Value gegeben. Hingegen seien qualitativ hochwertige öffentliche Anleihen wie US-Treasuries in den vergangenen Monaten attraktiver geworden.