Neue Coronavariante

Wirtschaft droht 2022 zu schrumpfen

Die deutsche Wirtschaft droht laut DekaBank 2022 zu schrumpfen, wenn die neue Coronavariante nicht beherrschbar bleibt. Dann würden auch die Aktienmärkte nochmals korrigieren.

Wirtschaft droht 2022 zu schrumpfen

wrü Frankfurt

In ihrem Basisszenario sind die Volkswirte der DekaBank für das Jahr 2022 für die Entwicklung der Weltwirtschaft positiv gestimmt und erwarten ein Wachstum von gut 4%. Auch die deutsche Wirtschaft werde mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7% im kommenden Jahr kräftig zulegen. Diese Prognose setze allerdings voraus, dass das Coronavirus mittels der bestehenden Impfstoffe beherrschbar bleibe.

So hat Chefvolkswirt Ulrich Kater beim Konjunktur- und Kapitalmarktausblick der DekaBank unter der Überschrift „Corona is back“ zu­nächst ein Worst-Case-Szenario präsentiert. Trete eine Virusvariante auf, gegen die die bisherigen Impfstoffe wirkungslos sind, sei nicht nur in Österreich oder Deutschland mit neuen Lockdowns zu rechnen, sondern weltweit. „In diesem Fall werden alle bisherigen Konjunkturprognosen über Nacht Makulatur“, erklärte Kater vor der Presse. „Wir schätzen, dass bei neuerlichen flächendeckenden ‚Omikron-Lockdowns‘ bis ins Frühjahr hinein die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr nicht um 3,7% wachsen, sondern um insgesamt 1,1% schrumpfen würde. Für die US-Wirtschaft würden die Konsequenzen wegen der geringeren Neigung zu staatlichen Kontaktbeschränkungen bedeutend milder ausfallen, aber auch hier würde nach einem Wachstum von 3,9% ein Zuwachs von nur noch 2,5% im Jahr 2022 möglich werden.“

Für die Inflation schätzt Kater die Wirkungen möglicher erheblicher Beschränkungen in den kommenden Monaten als eher entlastend ein. Zwar würden die Angebotsengpässe weitergehen. Ferner würde die Verlängerung von fiskalischen Stabilisierungsprogrammen die Überlebensfähigkeit von Arbeitsplätzen und Unternehmen weiter sicherstellen und damit die Nachfrage stabilisieren. „Wir erwarten in einem solchen Fall allerdings, dass die immense Übernachfrage der privaten Haushalte nach Gütern aus den vergangenen Quartalen aus einem Sättigungsmotiv heraus langsam ausläuft und nicht durch Investitionsnachfrage der Unternehmen ersetzt wird.“

Zunächst im Vorsichtsmodus

„Es kommt jetzt darauf an, ob die Gesundheitsbehörden und Institute in der kommenden Woche einen neuen Verteidigungsfall gegen das Virus ausrufen“, so der Deka-Chefvolkswirt. „In diesem Fall würden auch die Aktienmärkte noch deutlich stärker korrigieren, und die daran anschließende Erholungsperspektive wäre unsicherer als nach der ersten Welle.“ Trotzdem würde die Deka auch eine solche neuerliche Aktienmarktkorrektur aus langfristigen Vermögensperspektiven als Möglichkeit zum Aufbau neuer Positionen sehen. Sollte umgekehrt in den kommenden Tagen Entwarnung gegeben werden, würden die Aktienkurse schnell wieder nach oben schießen. Bis dahin bleibe in der Vermögensverwaltung der Vorsichtsmodus eingeschaltet.

Im laufenden Jahr 2021 sei der Weltwirtschaft mit einem Wachstum von voraussichtlich 5,8% die Rückkehr zum Wachstumspfad gelungen. Als Ursache für diese „überraschende Auferstehung der Weltwirtschaft“ führte Kater die enormen fiskalischen Impulse an. Die eigentliche Überraschung der Coronaökonomie sei die Stärke der privaten Nachfrage. Eine weiter Überraschung sei der „neue Elefant im Porzellanladen“, die Wiederkehr der Inflation. Da diese bisher von der Geldpolitik ignoriert worden sei, liege der negative Realzins auf Rekordniveau.

Die Inflationsrate werde zwar zurückgehen, aber in der Eurozone dauerhaft bei etwa 2% liegen und damit auf einem höheren Sockel als vor Corona. Für Euroland erwarten die Deka-Volkswirte eine Teuerungsrate von 2,6% im Jahr 2022 und 1,5% 2023. Mit dem höheren Inflationssockel beginne die Arbeit für die EZB erst. Dabei geht die Deka von einem gemächlichen Ausschleichen aus dem unkonventionellen Instrumenteneinsatz der EZB aus. Erste Erhöhungen des Einlagenzinssatzes kämen erst 2025 hinzu.

Somit bleibe der Realzins negativ. „Die zwanziger Jahre werden das zweite Jahrzehnt eines negativen Realzinses werden“, erklärte Kater. Damit würden sie auch zu einem Jahrzehnt der Sachwerte.

„Mit Aktien ist der Anleger am besten durch die Coronakrise gekommen“, erläuterte Deka-Kapitalmarktstratege Joachim Schallmayer. Dies sei auch aufgrund der deutlich gestiegenen Unternehmensgewinne fundamental begründet. Die Ausgangslage für Staatsanleihen für das kommende Jahr bewertet Schallmayer als „schlecht“. Bei Bunds erfolge kein Ausgleich mehr durch Kupons. Bei Unternehmensanleihen böten die Kupons noch einen gewissen Schutz gegen Zinsanstiege, so dass der Stratege hier die Ausgangslage als „gemischt“ einstuft.

Gute Aussichten für Aktien

„Die Ausgangslage für Aktien ist gut“, analysierte Schallmayer. Dabei rät die Deka, die moderat bewerteten Aktienmärkte in Deutschland, Europa und Japan zu bevorzugen. Aufgrund der aufgestauten Nachfrage sowie der Normalisierung der Lieferketten geht die Deka für 2022 von einem kräftigen Wachstum der Unternehmensgewinne aus. Dabei seien die Konsensus-Prognosen der Analysten zu niedrig angesetzt.

Für den Dax prognostiziert Schallmayer per Ende 2022 einen Stand von 17500 Punkten. Dabei werde der deutsche Leitindex von steigenden Dividendenausschüttungen unterstützt. Die Dividendenrendite des Dax liege derzeit mit rund 2,7% auf sehr gutem Niveau. Schallmayer wörtlich: „Für Anleger mit Sorge vor dauerhaft höherer Inflation führt an der Aktie kein Weg vorbei.“

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