Trendwende am Devisenmarkt

Yen steigt wie Phönix aus der Asche

Japans Währung zeigt enorme Kursstärke, weil die Zinsschere zwischen Washington und Tokio sich langsam schließt.

Yen steigt wie Phönix aus der Asche

Yen steigt wie Phönix aus der Asche

mf Tokio

Nach einer langen Abwärtsbewegung von rund zweieinhalb Jahren meldet sich Japans Währung mit enormer Kursstärke zurück. Am Dienstag hielt sie sich nahe der wichtigen Marke von 140 Yen je Dollar, am Vortag hatte sie mit 139,58 Yen den höchsten Stand seit Juli 2023 markiert. Ein wichtiger Faktor waren wiederholte Aussagen von Notenbankern in Japan, dass weitere Zinserhöhungen bevorstehen, wobei für das Treffen der Bank of Japan am Donnerstag und Freitag dieser Woche niemand einen solchen Schritt erwartet.

Gesunkener Anleihe-Spread

Den jüngsten Schub löste die plötzlich gestiegene Erwartung aus, dass die US-Notenbank am Mittwoch ihren Leitzins mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% um mächtige 0,5 Punkte senken wird. Diese Perspektive schwächte den Dollar und ließ den Renditeabstand zwischen japanischen und US-Staatsanleihen stärker schrumpfen als bisher erwartet. Dieser Abstand beeinflusst den Yen-Wechselkurs traditionell am meisten. Der Devisenmarkt nimmt den großen Zinsschritt vorweg. Sollte die Fed sich dem Markt nicht beugen, dürfte sich der Yen daher zunächst wieder abschwächen.

Die Trendwende hatte bereits nach den japanischen Interventionen am Devisenmarkt von Ende Mai und Anfang Juli eingesetzt. Die Leitzinserhöhung der Bank of Japan auf 0,25% und die Ankündigung weiterer Zinsschritte Ende Juli sorgten für weiteren Auftrieb. Die Auflösung vieler Yen-Carry-Trades infolge der Aufwertung gilt als Hauptursache für den Schwarzen Montag vom 5. August an der Tokioter Börse mit zweistelligen Verlusten von Nikkei 225 und Topix.

Korrigierte Prognosen

Unterm Strich wertete der Yen in den zwei Monaten seit Mitte Juli um 13% zum Dollar und 11% zum Euro auf, eine selten hohe Volatilität für eine wichtige Währung. Entsprechend haben auch viele Forex-Strategen ihren Ausblick für die japanische Währung stark nach oben korrigiert. Zu den Yen-Bullen zählt die australische Investmentbank Macquarie, die für das Jahresende einen Wechselkurs von 135 Yen zum Dollar erwartet.

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