Digitale Vermögenswerte

Zwischen Hype und Paradigmen­wechsel

Digitale Vermögenswerte haben das Potenzial, das Leben im 21. Jahrhundert nachhaltig zu verändern. Es sind aber noch große Herausforderungen zu bewältigen.

Zwischen Hype und Paradigmen­wechsel

Wir neigen dazu, die Wirkung einer Technologie kurzfristig zu überschätzen und langfristig zu unterschätzen. Dieses Prinzip ist als Amaras Gesetz bekannt und beschreibt ein Muster bei vielen Innovationen der vergangenen Jahrzehnte. Beispiele für diese Faustregel sind die GPS-Navigation, das Internet oder die Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz.

Sehr volatile Anlagen

Gilt Amaras Gesetz auch für die Blockchain-Technologie? Seit der anonymen Veröffentlichung eines Dokuments mit dem unscheinbaren Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ im Oktober 2008 hat die Welt der Kryptowährungen eine enorme Entwicklung durchlaufen. Auf dem Weg zu breiterer Akzeptanz, zur Erschließung neuer Anwendungsfelder und zu den Vorstellungen einer umfassenden Token-Ökonomie ließen sich wiederholt Hypezyklen beobachten: große Versprechungen, gepaart mit großem Enthusiasmus, gefolgt von Enttäuschungen mit extremen Markteinbrüchen. Bis heute zählen Bitcoin, Ethereum und andere digitale Vermögenswerte weltweit zu den Anlagen mit der höchsten Volatilität.

Langfristig hat die Blockchain-Technologie das Potenzial, unser Leben im 21. Jahrhundert nachhaltig zu verändern. Immer mehr Menschen interessieren sich für Kryptowährungen und die ihnen zugrundeliegende Idee von dezentralen Wirtschaftsprozessen. Da­bei werden Vermögenswerte, beispielsweise Geld, Wertpapiere oder vertragliche Vereinbarungen, direkt unter Nutzern ausgetauscht, ganz ohne Banken oder Anwälte als Intermediäre und Aufseher.

Im Zeitalter der Globalisierung und des Internets mit seiner enormen Skalierungskraft ist es schwer vorherzusehen, welches Potenzial die Blockchain entfalten wird. Fest steht jedoch, dass das Konzept bereits heute in Form von Kryptowährungen, Smart Contracts (zum Beispiel für die Stromversorgung zwischen privaten Haushalten) und digitalen Wertpapieren seine Funktionsfähigkeit im Alltag beweist.

Fest steht auch, dass noch große Herausforderungen zu bewältigen sind, bevor die Blockchain-Technologie für die breite Anwendung reif ist. Eine davon ist der Energieverbrauch. Das ursprüngliche „Proof of Work“-Verfahren zur Validierung von Bitcoin-Transaktionen benötigt derzeit mehr Elektrizität als Finnland, und die Energie dafür wird überwiegend aus fossilen Brennstoffen bezogen.

Der mögliche Wechsel einiger Anwendungen zum energiesparsameren „Proof of Stake“ ist unter Nachhaltigkeitsaspekten sinnvoll, bleibt aufgrund wirtschaftlicher Ungleichstellungen jedoch kontrovers. Weitere Hindernisse sind technische Engpässe wie die Begrenzungen von Transaktionskapazitäten. Dazu kommt noch das Kräftemessen zwischen Regulierern und der Kryptobranche, wie es aktuell in China zu beobachten ist.

Die Blockchain-Technologie stellt viele fundamentale Konzepte unserer Wirtschafts- und Geldpolitik, die Rolle von Aufsichtsbehörden und sogar Autoritäten im Allgemeinen in Frage. Sie beinhaltet einen Dezentralisierungsgedanken und setzt auf die „Macht der Zahlen“ (lateinisch „vires in numeris“, das inoffizielle Bitcoin-Motto).

Wird die Blockchain eine Randerscheinung bleiben oder einen Paradigmenwechsel für das weltweite Wirtschaftssystem einläuten? Dazu muss das Phänomen auch in den Kontext der traditionellen Finanzmärkte eingeordnet werden – als neue Art von Währungen oder aber als digitales Gold und Investment-Diversifizierer. Gleichzeitig entstehen mit Tokens und Decentralised Finance (DeFi) Blockchain-Anwendungen, die die Zukunft des Kreditwesens neu gestalten könnten.

Dieser und vieler weiterer Trends haben wir uns bei der Fürstlich Castell’schen Bank angenommen und einen umfassenden Bericht erstellt. Basierend auf eigener Recherche und in Zusammenarb­eit mit ausgewiesenen Experten geben wir eine Einführung in die Welt der digitalen Vermögenswerte und bieten Orientierung für Anleger, die dieses spannende Zukunftsthema verfolgen.

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