Wirkung von Transparenz auf Verbriefungen und Banken
Von Carina Schlam
Mit der globalen Finanzkrise 2008 haben zahlreiche Investoren das Vertrauen in Verbriefungen verloren, der Verbriefungsmarkt ist seitdem deutlich eingebrochen (siehe Grafik). Auch nach der Finanzkrise erholte sich der häufig als intransparent wahrgenommene Markt nur schwerlich. Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, startete die Europäische Zentralbank (EZB) mit der „Asset-Backed Securities (ABS) Loan-Level Initiative“ eine Transparenzoffensive. Banken, die ABS emittieren und bei der EZB als Sicherheiten für die Beschaffung von Liquidität hinterlegen, sind nun verpflichtet, vierteljährlich detaillierte Informationen über die zugrundeliegenden Einzelkredite zu melden. Diese Datengrundlage ist bisher einzigartig in Europa und ermöglicht neuartige und umfangreiche empirische Analysen zur Wirkung von Transparenz.
Marktdisziplin
Die schärferen Transparenzanforderungen versetzen Investoren in die Lage, eine genauere Risikobeurteilung der Verbriefungen vorzunehmen und informiertere Anlageentscheidungen zu treffen. Folglich können sie eine stärkere Marktdisziplin ausüben. Die empirischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Banken dies zum Anlass nehmen, ihre Verbriefungsportfolios qualitativ besser auszugestalten. Das äußert sich in geringeren Verlustquoten durch weniger Kreditausfälle und einer stärkeren Diversifikation der Portfolios.
Eine darauf aufbauende Analyse zeigt für Investoren auch positive Auswirkungen von Transparenz bei der Wiederauffüllung von Verbriefungsportfolios. Da die Laufzeit von Verbriefungstranchen teilweise länger als die der zugrundeliegenden Kredite ist, können Banken die Zins- und Tilgungszahlungen der Kreditnehmer reinvestieren und weitere Kredite in die verbrieften Portfolios während der Verbriefungslaufzeit aufnehmen. Unter schärferen Transparenzanforderungen scheinen Banken für die Wiederauffüllung im Vergleich zum initial verbrieften Portfolio qualitativ höherwertige Kredite auszuwählen. Neben Transparenz erweist sich auch der Anreiz zum Aufbau einer guten Reputation im Markt als wichtiger Einflussfaktor.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse dafür, dass Transparenz ein nützliches Instrument zum Abbau von Informationsasymmetrien und Prinzipal-Agenten-Konflikten in Verbriefungen sein kann. Wichtige Forschungsergebnisse, die einen breiteren Fokus auf das gesamte Finanzsystem legen, untermauern die Relevanz von Transparenz zur Schaffung von Vertrauen und zur Förderung der Stabilität. Gleichzeitig kann der vergleichsweise junge Trend zur Meldung granularer Einzeldaten allerdings auch eine Herausforderung für die Banken bedeuten.
Institute reagieren
Neben Transparenzanforderungen werden in zwei weiteren Beiträgen Kapitalregulierungen für Kredit- und Marktpreisrisiken in Banken untersucht. Auch hier wird deutlich, dass die konkrete Ausgestaltung der Anforderungen das Verhalten von Banken prägt.