Deutsche Post

Appels letzter Abschluss

CEO Appel verlässt die Post nach einem Rekordjahr. Den laufenden Tarifkonflikt trägt er noch aus.

Appels letzter Abschluss

Für Frank Appel war es die 16. Bilanzpressekonferenz als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post – und die letzte. Am 4. Mai wird er als CEO noch an der Hauptversammlung des Dax-Konzerns teilnehmen. Das war’s dann. Eine Rückkehr als Aufsichtsratsmitglied wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Mehrfach hat Appel deutlich gemacht, dass er nichts davon hält, wenn ehemalige Vorstandschefs nach der Cooling-off-Periode von zwei Jahren als Mitglied des Kon­trollgremiums in dem ehemals von ihnen operativ geführten Unternehmen wieder auftauchen.

Appel hinterlässt seinem Nachfolger Tobias Meyer, gegenwärtig für Global Business Services zuständig und davor bis Ende Juni 2022 Leiter des Geschäftsbereichs Post & Paket Deutschland, in gewisser Weise ein schwieriges Erbe, denn der scheidende Vorstandschef geht nach einem Rekordjahr. Zudem ist der Ausblick für 2023 verhalten und für die darauffolgenden Jahre von Unsicherheit geprägt. Gleichwohl geben sich Appel und CFO Melanie Kreis zuversichtlich, dass die Post gute Jahre vor sich hat. In der Tat spricht viel dafür, dass das Niveau von operativem Ergebnis und freiem Cashflow hoch bleiben wird.

Die Gruppe Deutsche Post DHL profitiert als Logistiker von der Globalisierung, die durch die Corona-Pandemie – entgegen manchen Erwartungen – keinen Rückschlag verzeichnete. Die Seuche beschleunigte sogar viele Entwicklungen, die für den Konzern positiv waren. Allen voran boomte der Online-Handel. Zudem trieb der Mangel an Frachtkapazitäten die Preise für Luft- und Seetransporte in die Höhe. Doch nun ist Konsolidierung angesagt – wobei die fünf Divisionen des Konzerns sehr differenziert zu betrachten sind. So ging im Vorjahr das operative Ergebnis im Geschäft mit zeit­kritischen Sendungen (DHL Express) um fast 5% zurück, doch mit über 4 Mrd. Euro stand diese Sparte fast für die Hälfte des operativen Konzernergebnisses von 8,4 Mrd. Euro.

In den Divisionen DHL Global Forwarding, Freight (internationale Luft- und Seefracht sowie das europäische Speditionsgeschäft an Land) und DHL Supply Chain (Lieferketten-Logistik) legte das Ebit hoch zweistellig zu. Zusammen mit der Sparte E-Commerce Solutions (Pa­ketgeschäft außerhalb Deutschlands) stehen die vier DHL-Sparten für 86% des operativen Konzernergebnisses. Die übrigen 14% entfallen auf den Bereich, der die Post einst ausmachte: Post & Paket Deutschland. Hier kann auf steigende Kosten am wenigsten mit Preiserhöhungen reagiert werden, da die Post per Gesetz als Universaldienstleister für die Brief- und Paketzustellung im Inland zuständig ist und Porto- und Gebührenanhebungen stark reglementiert sind.

Gerade deshalb sperrt sich Ap­pel im laufenden Tarifkonflikt gegen die Forderung von Verdi nach 15% mehr Lohn und Ge­halt. Jedes Prozent Lohnerhöhung belaste die Post mit rund 70 Mill. Euro, sagte Kreis. Ob­wohl sich die Gewerkschaftsmitglieder klar gegen das Angebot der Post aussprachen, das sich auf rund 11,5% belaufe, und ihre Bereitschaft zum unbefristeten Streik erklärten, ist Verdi zu­nächst zu weiteren Verhandlungen bereit. Auf ein Einknicken Appels, der das Arbeitgeberangebot als „das beste, das irgendein Unternehmen in den letzten sechs Monaten vorgelegt hat“, pries, sollte Verdi nicht spekulieren.

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