Multimetallanbieter

Aurubis schüttet künftig flexibler aus

Der Wachstumskurs von Aurubis sieht Investitionen von kurzfristig 1 Mrd. Euro und in den nächsten vier Jahren von 400 Mill. Euro vor. Dafür setzt der Konzern das Ziel einer Dividendenquote von 25 % bis auf Weiteres aus.

Aurubis schüttet künftig flexibler aus

ste Hamburg

Aurubis will sein Wachstum mit drei weiteren Investitionsprojekten über insgesamt 530 Mill. Euro beschleunigen und passt die Dividendenpolitik an, um den Wachstumskurs weiterhin aus eigener Kraft finanzieren zu können. So will der Multimetallanbieter künftig „flexibler“ von Jahr zu Jahr über Ausschüttungen entscheiden und rückt von dem Ziel einer Dividendenquote von 25% des operativen IFRS-Konzernergebnisses ab, wie Finanzchef Rainer Verhoeven bei der Präsentation der Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 mitteilte.

Aurubis sei sehr robust aufgestellt. Die Eigenkapitalquote etwa lag zum Geschäftsjahresende mit 54 % (i.V. 48,9 %) deutlicher über dem Zielniveau von mehr als 40 %. Man müsse aber dafür Sorge tragen, dass man beschlossene und in der Umsetzung befindliche Investitionsprojekte auch dann durchfinanzieren könne, sollten sich aktuelle Mittelfristplanungen nicht erfüllen, so Verhoeven auf Nachfrage. Daher setze man die „starre“ Dividendenquote bis auf Weiteres aus.

Die neuen Investitionsprojekte will Aurubis im Wesentlichen aus dem laufenden Cashflow finanzieren. Eine Kapitalerhöhung mit einer Verwässerung im Anteilseignerkreis soll es nicht geben.

Erwartungen verfehlt

Für das abgelaufene Geschäftsjahr, das Aurubis mit dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte abschloss, sollen die Aktionäre – darunter der mit knapp 30% beteiligte Stahlkocher Salzgitter AG – mit 1,80 (i.V. 1,60) Euro je Aktie die höchste Dividende seit dem Aurubis-Börsengang 1998 erhalten. Zugleich entspricht der Vorschlag der Verwaltung aber einer auf 18 % sinkenden Ausschüttungsquote, nach 26 % im Vorjahr. Der Vorschlag bleibt hinter Markterwartungen zurück: Analysten hatten im Schnitt mit einer Dividende von 2 Euro je Aktie gerechnet.

Die Aurubis-Aktie, zuvor im bisherigen Kalenderjahr um 11,7% gesunken, startete am Mittwoch mit einem Abschlag von 1,6% in den Börsenhandel. Das Papier rutschte kurz darauf in der Spitze um 9,1% auf 72 Euro ab, ehe die Verluste im weiteren Tagesverlauf aufgeholt wurden. Das Analysehaus Warburg Research, das bei einem Kursziel von aktuell 79 Euro zum Kauf der Aktie rät, wertete die Prognose des MDax-Unternehmens für das Geschäftsjahr 2022/23 sowie die angekündigten Wachstumsinvestitionen positiv. Aurubis entwickle sich „zunehmend zu einer Wachstumsstory“.

Der Kupferkonzern hatte am Vorabend verkündet, das Wachstum in den USA deutlich forcieren zu wollen. So soll das im Bau befindliche Recyclingwerk Aurubis Richmond im Bundesstaat Georgia weitere rund 90 Mill. Euro für Infrastrukturanpassungen und Inflation erhalten und zudem um ein zweites Recyclingmodul mit einem Investitionsvolumen von 250 Mill. Euro erweitert werden. Erwartet wird, dass die zweite Ausbaustufe, mit der das Hamburger Unternehmen auf den Recyclingboom in den USA mit einem jährlichen Wachstum von über 5% reagiert, 2026 die Produktion aufnimmt. Zusammen mit der nun be­schlossenen Ausbaustufe, durch die die Verarbeitungskapazitäten in den USA auf 180000 Tonnen Recyclingmaterialien verdoppelt würden, rechnet Aurubis ab dem Geschäftsjahr 2026/27 mit einem zusätzlichen operativen Ergebnisbeitrag (Ebitda) von rund 170 Mill. Euro bei einem Investitionsvolumen von insgesamt 640 Mill. Euro.

Vorstandschef Roland Harings betonte, der neue Investitionsplan sei „nicht eine Entscheidung gegen Europa, sondern es ist eine Entscheidung für den Ausbau von Aurubis in Europa und in den USA“. Für Europa, wo Aurubis 1 Mill. Tonnen Recyclingmaterialien verarbeite, gehe man vom gleichen Wachstumsszenario aus.

Das zweite neue Investitionsprojekt sieht den Angaben zufolge am Standort Hamburg zur Sicherung des Kerngeschäfts rund 190 Mill. Euro für das Projekt Complex Recycling Hamburg vor. Aurubis will hier künftig rund 30000 Tonnen zusätzliches Recyclingmaterial sowie in größerem Umfang interne, komplexe Hüttenzwischenprodukte verarbeiten können. Nach geplanter Inbetriebnahme des Projekts 2025 sei ein jährlicher Ergebnisbeitrag von 40 Mill. Euro zu erwarten. Ferner will Aurubis am bulgarischen Standort Pirdop die Leistung des bestehenden Solarparks zur Eigenstromerzeugung mit Investitionen von zunächst 12 Mill. Euro um 14 auf 24 Megawatt Peak ausbauen. Die erwarteten Rückflüsse der drei Projekte führten zu einem zusätzlichen Ebitda-Beitrag von insgesamt 130 Mill. Euro, so der Konzern.

Für das laufende Geschäftsjahr stellt Aurubis einen operativen, unter anderem um Bewertungseffekte aus Metallpreisschwankungen bereinigten Vorsteuergewinn von 400 bis 500 Mill. Euro in Aussicht. Man bleibe trotz Konjunkturabschwächung und höherer Belastungen durch steigende Energiepreise optimistisch. Die operative Eigenkapitalverzinsung (Roce) wird zwischen 11 % und dem Zielwert von 15% erwartet. Für das abgelaufene Geschäftsjahr, über das Aurubis wegen einer Cyberattacke Ende Oktober zwei Wochen später als geplant berichtete, wurde infolge hoher Metallpreise und eines größeren Produktabsatzes ein im Vorjahresvergleich um 40% auf 532 Mill. Euro gestiegener berei­nigter Vorsteuergewinn verbucht. Damit lag der Konzern, der im Januar und April die Ergebnisprognose zweimal er­höht hatte, leicht oberhalb der Konsensschätzung von 524 Mill. Euro. Die Eigenkapitalverzinsung erreichte 19,9 % (i.V. 16,6%).

Aurubis
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro2021/2212020/211
Umsatz1852116300
Ebitda11481049
Ebit928830
Konzernergebnis715613
Ergebnis je Aktie (Euro)16,3714,03
Divid. je Aktie (Euro)1,801,60
Netto-Cashflow288812
Freier Cashflow3488
Investitionen362256
Roce2 (%)19,016,6
Nettofinanzposition379383
Eigenkapitalquote (%)54,048,9
Beschäftigtenzahl70897184
1) Geschäftsjahr zum 30.9.; 2) operative (bereinigte) Verzinsung des im operativen Geschäft oder für eine Investition eingesetzten KapitalsBörsen-Zeitung
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