Banken werden selektiver
Die Kredithürden im Mittelstand steigen. Für Unternehmen wird es schwieriger, an Kredite zu kommen. Banken werden bei der Kreditvergabe restriktiver. Das sagen 29,9% jener Unternehmen, die das Ifo-Institut im Dezember dazu befragt hat, wie sich Banken in aktuellen Kreditverhandlungen verhalten.
Leider unterscheidet die Umfrage nicht, ob es sich bei den Verhandlungen um Neugeschäft, die Refinanzierung eines fälligen Kredits oder gar die Restrukturierung einer Finanzierung handelt. An all diesen Fronten haben Banken mindestens seit Corona, spätestens sei dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs zu kämpfen.
Beim Neugeschäft sind die Banken vorsichtiger geworden. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Bestandskundengeschäft. Die eigenen Kunden durch die Krise bringen, lautet das Mantra der Firmenkundenbanker. Mit dem bestehenden Kreditportfolio haben die Geldhäuser genug zu tun, denn im Gegensatz zu Corona betrifft die aktuelle Krise mit explodierenden Energiekosten und drohender Rezession so gut wie jedes Unternehmen.
Das große Risiko für die Banken besteht darin, dass Unternehmen ihre inflationsbedingten Kostensteigerungen nicht weitergeben können. Darunter leidet die Profitabilität, darunter dann die Bonität und die wiederum führt zu einem schlechteren bankinternen Rating-Score. Kurz: Für Banken steigen die Ausfallrisiken bei ihren Firmenkunden und für die Kunden damit rein rechnerisch zwangsläufig die Finanzierungskosten. Vertrauen ist in aktuellen Verhandlungen sehr wichtig. Diesen Vorschuss haben Neukunden naturgemäß nicht.
Das heißt aber nicht, dass Banken überhaupt keine Lust mehr auf Neugeschäft haben. Sie werden – wie Kreditfonds übrigens auch – aber immer selektiver bei der Kreditvergabe. Ist das Unternehmen gut aufgestellt und kommt aus einem gehypten Sektor, ist der Wettbewerb unter den Finanzierern unverändert groß und die Konditionen für Unternehmen sind weiterhin attraktiv.
Selbst bei den absoluten Härtefällen, den Krisenverlierern, die in den Restrukturierungsabteilungen der Banken landen, deutet das weiterhin niedrige Risikovorsorgeniveau darauf hin, dass auch für Restrukturierungsfälle bislang in den meisten Fällen noch Lösungen gefunden werden.
Das Problem ist nicht, dass Banken weniger Kredit vergeben, strengere Kreditauflagen fordern oder höhere Zinsen verlangen. Das weitaus größere Problem sind die zunehmend binären Kreditentscheidungen. Denn dadurch wird es künftig mehr Unternehmen geben, die überhaupt keine Finanzierung mehr bekommen.