Bayer rechnet 2023 mit Ergebnisrückgang
Bei Bayer wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Nach einem wachstumsstarken Geschäftsjahr, in dem vor allem die Pflanzenschutzsparte auftrumpfen konnte, rechnet der Agrar- und Pharmakonzern für den neuen Turnus mit einem Rückgang im Ergebnis, wie der im Mai scheidende Vorstandschef Werner Baumann bei der Bilanzvorlage sagte. Hintergrund für die schwächere Entwicklung sind inflationsgetriebene Kostensteigerungen und eine Normalisierung der Preise für glyphosatbasierte Herbizide.
Die Prognose kam an der Börse nicht gut an. In der Spitze gab die Aktie um 5,4 % nach. Mit 57,18 Euro, entsprechend einem Tagesverlust von 2,4 %, landete die Aktie am Dax-Ende. Und das obwohl Bayer die Dividende für den abgelaufenen Turnus um ein Fünftel auf 2,40 Euro anheben will, entsprechend 2,36 Mrd. Euro in Summe.
Konkret erwartet Bayer für das neue Geschäftsjahr einen währungs-und portfoliobereinigten Umsatzanstieg um 2 bis 3 % auf 51 bis 52 Mrd. Euro auf Basis konstanter Wechselkurse sowie einen Rückgang im bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) auf 12,5 bis 13 Mrd. Euro. Im abgelaufenen Turnus hatten die Leverkusener die Erlöse wechselkursbereinigt um fast 9 % auf 50,7 Mrd. Euro und das bereinigte Ebitda um satte 20,9 % auf 13,5 Mrd. Euro ausgebaut. Einen kleinen Lichtblick gibt es bei den Sondereinflüssen, die sich nach – 2,2 Mrd. Euro im abgelaufenen Turnus auf – 1 Mrd. Euro belaufen sollen.
Auch mit Blick auf den Free Cashflow wird mit einem Rückgang auf 3 (2022: 3,1) Mrd. Euro gerechnet. Zugleich wird bei der Nettoverschuldung, die zum Bilanzstichtag auf 31,8 Mrd. Euro gesunken war, mit einem Anstieg auf 32 bis 33 Mrd. Euro kalkuliert. Kritik daran wollte Finanzchef Wolfgang Nickl nicht gelten lassen. 2022 habe Bayer bei dieser Kennzahl deutlich besser abgeschnitten als erwartet. Zudem gelte es zu berücksichtigen, dass im erwarteten Free Cashflow von etwa 3 Mrd. Euro die erwarteten Auszahlungen für Rechtsvergleiche von 2 bis 3 Mrd. Euro bereits berücksichtigt seien. „Wir sind nach wie vor committet, die Zahl unter 30 Mrd. Euro zu bekommen im Jahr 2024“, sagte Nickl. Ohnehin sei bei der Bewertung der Verschuldung der Leverage – hier wird das bereinigte Ebitda in Relation zur Nettoverschuldung gesetzt – die wichtigere Kenngröße. Mit einer Verschuldungsrelation von 2,8 habe Bayer das für 2024 gesteckte Ziel bereits 2022 erreicht.
Das größte Wachstum wird im neuen Turnus dem Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten, also der kleinsten Sparte Consumer Health, zugetraut. Hier steht ein Erlösplus von währungsbereinigt 5 % in der Planung sowie ein Margenzuwachs auf 23 (22,5) %. 2022 hatte die Division den Umsatz währungsbereinigt um 8,4 % auf 6,1 Mrd. Euro ausgebaut.
Um eine von Investoren geforderte Zerschlagung von Bayer zu vermeiden, wird Consumer Health gemeinhin als Spin-off-Kandidat gehandelt. Darauf angesprochen ließ sich Spartenchef Heiko Schipper jedoch nicht in die Karten schauen. Er bestätigte zwar, dass die Industrie in Bewegung sei und es einige Spin-offs gegeben habe. Zugleich hob er aber die Bedeutung der Bayer-Marke für das Geschäft hervor. „Wir sind operativ gut unterwegs. Das zeigen die Ergebnisse“, sagte Schipper. Auch was die Cashflow-Generierung anbelange, sei Consumer Health sehr attraktiv.
Die Sparte Cropscience, die im zurückliegenden Turnus vor allem von steigenden Glyphosatpreisen profitierte und den Umsatz um 15,6 % steigerte, soll 2023 um etwa 3 % wachsen. Zugleich wird jedoch mit einem Margenrückgang auf 25 bis 26 % gerechnet nach 27,3 % im Vorjahr. Darin spiegelt sich die erwartete Preisnormalisierung im glyphosatbasierten Herbizidgeschäft. Für dieses wird ein Erlösrückgang um 15 bis 20 % erwartet. Die von Patentabläufen und sinkenden administrierten Preisen gedeckelte Pharmasparte soll den Umsatz um 1 (1,1) % ausbauen. Die Marge wird bei etwa 29 (30,5) % gesehen.
An der Rechtsfront ist dagegen etwas Ruhe eingekehrt. Von den 154 000 anhängigen Klagen im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Roundup sind mittlerweile 109 000 Fälle abgearbeitet. Für 2023 wird mit weiteren Auszahlungen von bis zu 1,7 Mrd. Euro kalkuliert. Das Rückstellungspolster ist 6,4 Mrd. Dollar schwer. Noch nicht beendet ist der Rechtsstreit bezüglich der von BASF erworbenen Geschäfte. Die Ludwigshafener reichten im November einen Aufhebungsantrag gegen das Schiedsurteil ein.