WSF–Hilfen

Bei Galeria Kaufhof droht Milliardengrab

Mit rund 680 Mill. Euro hat der Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof unter die Arme gegriffen. Es könnte der dramatischste Ausfall in der Geschichte des Fonds werden.

Bei Galeria Kaufhof droht Milliardengrab

sar Frankfurt

Lockdowns während der Corona-Pandemie, dann Konsumflaute aufgrund hoher Inflation: Galeria Karstadt Kaufhof muss nach 2020 nun zum zweiten Mal den Weg zum Insolvenzrichter antreten. Die Restrukturierung umfasst auch zwei Staatshilfen: 460 Mill. Euro bewilligte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im Februar 2021, ein Jahr später kamen noch einmal 220 Mill. Euro hinzu. Die Mittel unterliegen nun der Insolvenzordnung, je nach Absicherung könnten auf den WSF aber umfassende Abschreibungen zukommen. Auch eine Beteiligung des Bundes über einen Debt-Equity-Swap, bei dem für bestehende Verbindlichkeiten Anteile gewährt werden, könnte eine Option sein.

 Mit insgesamt 680 Mill. Euro zählt Galeria zu den größten Posten im Corona-Hilfsprogramm des WSF, der künftig eingesetzt werden soll, um die Folgen der hohen Energiekosten abzufangen. Im Zuge der Corona-Pandemie hat der WSF bis zum Ende der Gewährungsphase am 30. Juni dieses Jahres insgesamt Stabilisierungsmaßnahmen über mehr als 9,6 Mrd. Euro für 25 Unternehmen bewilligt. Den größten Anteil daran hatte die Lufthansa, die sämtliche Staatshilfen zurückgezahlt hat.

Die Mittel von Galeria dagegen stehen nun im Feuer. Bislang ist der WSF bei Abschreibungen recht glimpflich davongekommen. Im Geschäftsjahr 2021 fielen dem Geschäftsbericht zufolge Abschreibungen auf stille Beteiligungen und Nachrangdarlehen über insgesamt 350 Mill. Euro an. Anteilig wertberichtigt wurden dabei stille Beteiligungen und Nachrangdarlehen bei dem Touristikkonzern FTI, der Schlote Holding, der Global Retool Group und auch schon bei Galeria. Die genauen Zahlen dazu nennt der WSF im Bericht jedoch nicht.

Ausfälle durch Insolvenzen

Die ausgezahlten Mittel für die Bekleidungskette Orsay und den Zulieferer A-Kaiser musste der WSF 2021 nach Insolvenzanträgen vollständig wertberichtigen. Dabei ging es aber um kleinere Summen: Orsay hatte 33 Mill. Euro erhalten, A-Kaiser 12,5 Mill. Euro.

Jüngster Ausfall in der Liste der WSF-Begünstigten ist die Schuhhandelskette Ludwig Görtz. Sie hatte im April 2021 rund 28 Mill. Euro bewilligt bekommen. Wie es um diese Mittel steht, ist bislang nicht bekannt. Einen weiteren Sanierungsfall hat der WSF dagegen ohne Ausfälle überstanden: Die Adler Modemärkte hatten im Mai 2021 rund 10 Mill. Euro zugesprochen bekommen und damit als erstes Unternehmen während eines laufenden Insolvenzverfahrens Hilfsmittel erhalten. Nach der Übernahme durch die Zeitfracht-Gruppe im August 2021 hat sich Adler gefangen. Im Juni dieses Jahres kündigte die Modekette an, die Mittel vollständig zurückzuführen.

Und auch im Fall der MV Werften, die Anfang dieses Jahres Insolvenzantrag gestellt haben, kam es nicht zum schlimmsten Szenario. Die Werft hatte erstmals im Oktober 2020 Mittel gewährt bekommen. Im Juni 2021 wurden die Hilfen dann auf ein Volumen von 300 Mill. ausgeweitet. Alle zuvor bereits ausgezahlten Mittel zahlte die Werft im Zuge dieser neuen Finanzierungsstruktur vollständig zurück. Dass die frischen Mittel nicht in die Wirren der Insolvenz gezogen wurden, hat einen einfachen und für den WSF vorteilhaften Grund: Die im Jahr 2021 gewährten 300 Mill. Euro kamen laut WSF–Geschäftsbericht nie zur Auszahlung.

Beim Warenhauskonzern Galeria, dem in einem ersten Schutzschirmverfahren 2020 bereits 2 Mrd. Euro an Schulden erlassen wurden, steht nun ein erneuter harter Schnitt an. Gespräche über weitere Staatshilfen wurden erfolglos beendet. Der Agentur dpa zufolge hätte der Konzern weitere 200 Mill. Euro benötigt.

Wertberichtigt Seite 2

Vereinbarte Hilfen des WSF
                Empfänger      Höhe*Maß­nahmen
Deutsche Lufthansa5 847
Tuiges. 12412
Galeriages. 6802
FTI Touristik ges. 603 3
UEE Holding (Enercon)      500
*) in Mill. Euro, Quelle: WSF Börsen-Zeitung
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