Bieterkampf um DFL bahnt sich an
Der jetzt startende Verkauf einer milliardenschweren Beteiligung an den Medienrechten der Bundesliga stellt eine abermalige Kehrtwende der DFL (Deutsche Fußball-Liga) dar, die die beiden höchsten deutschen Fußballligen betreibt. Schon vor zwei Jahren führte das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt Gespräche mit Buy-out-Firmen über einen möglichen Medienrechte-Deal, bevor diese Gespräche im Mai 2021 abgebrochen wurden, nachdem die Mitgliedsvereine dagegen gestimmt hatten.
Bis Ende März sollen nun die dieses Mal interessierten Private-Equity-Häuser vorläufige Gebote abgeben. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Danach will die DFL den Bieterkreis auf zwei oder drei einengen. Organisiert wird der Prozess von Deutsche Bank und Nomura.
Mitte April soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung grünes Licht für die Fortsetzung des Bieterverfahrens geben. Die verbliebenen Bieter sollen dann bis Mitte Mai endgültige Offerten für eine Beteiligung von mindestens 15 % an den Einnahmen aus der Verwertung der Übertragungsrechte im In- und Ausland in den nächsten 25 bis 30 Jahren vorlegen. Im Juli müssen die Klubs mit Zweidrittelmehrheit entscheiden.
In den vergangenen Jahren haben sich Private-Equity-Firmen als willige Käufer der lukrativen Übertragungsrechte für den beliebtesten Sport der Welt erwiesen. Schon 2021 erklärte sich CVC bereit, 2,1 Mrd. Euro (2,2 Mrd. Dollar) für einen Teil der Übertragungseinnahmen der nächsten 50 Jahre aus der spanischen La Liga zu zahlen, nachdem ein ähnlicher Deal mit der italienischen Serie A zuvor gescheitert war. Im April 2022 erzielte CVC eine Einigung mit der französischen Ligue de Football Professionnel über eine Minderheitsbeteiligung an einer kommerziellen Tochtergesellschaft.
Beim Einnahmenanstieg aus der Verwertung der Übertragungsrechte hinkt die Bundesliga den Ligen in England und Spanien hinterher. 2020/21 führte laut Unternehmensberatung Deloitte die Premier League (5,5 Mrd. Euro) das Ranking der umsatzstärksten Fußballligen an (+8 %). Dahinter folgt die Bundesliga mit 3 Mrd. Euro (−6 %), die sich im internationalen Vergleich vor der spanischen La Liga mit 2,9 Mrd. Euro (−5 %) behaupten konnte. Wie in den Vorjahren hatten die Medienerlöse mit 55% und 1,7 Mrd. Euro den größten Anteil am Umsatz der Bundesliga 2020/21, stiegen jedoch im „Big-Five“-Ligen-Vergleich am geringsten an (+169 Mill. Euro bzw. 11 %).
Darüber hinaus gelang es der DFL, durch den Abschluss des Bieterprozesses für den Medienrechtezyklus der kommenden vier Jahre (2021/22 bis 2024/25) im Sommer 2020 den Clubs mitten in der Pandemie eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Die Rechte wurden für durchschnittlich 1,1 Mrd. Euro pro Saison veräußert. Dies entspricht einem Minus von 5 % im Vergleich zur vorherigen Periode.
Dennoch erhofft sich die DFL im Verkaufsprozess eine Bewertung von 15 Mrd. bis 18 Mrd. Euro, so dass die 36 Profivereine mit mindestens 2,3 Mrd. Euro rechnen könnten – beim Verkauf von 20 % wären sogar 3,6 Mrd. Euro realistisch. Von den anfänglich acht Interessenten sind laut Nachrichtenagentur Reuters mit Bain Capital und Silver Lake offenbar bereits zwei aus dem Rennen. Bei den Verkaufsgesprächen 2021 hatte sich auch BC Partners interessiert, die jetzt nicht dabei war. Neben den Branchenriesen KKR, Blackstone, EQT, Advent und CVC ist die britische Bridgepoint noch im Rennen.
Die Betreiber der europäischen Top-Fußballligen öffnen ihre Türen für Finanzinvestoren, da sie versuchen, die durch die Covid-19-Krise angeschlagenen Finanzen zu sanieren. Laut Deloitte stieg das Verhältnis von Löhnen zu Einnahmen in der Bundesliga 2019/20 auf 56 % – der höchste Stand seit 20 Jahren.
Die im Dezember eingesetzte Interimsführung der DFL, Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg), will den Einstieg der Investoren bis zum Ablauf ihrer Amtszeit Ende Juni unter Dach und Fach bringen. Zur Diskussion steht zudem die sogenannte 50+1-Regel des deutschen Fußballs, die verhindert, dass ein kommerzieller Investor mehr als 49 % der stimmberechtigten Anteile an einem Verein hält. Die seit 1998 geltende Regelung schreckt ausländische Investoren ab.