IT-Dienstleister

Der Druck wird größer

Interessenten für die Cybersicherheits-Sparte, die Atos abspalten will, gibt es einige. Doch keiner von ihnen ist bereit, viel Geld auf den Tisch zu legen, um dem angeschlagenen IT-Spezialisten zu helfen, dafür aber keine Kontrolle zu bekommen.

Der Druck wird größer

Es war ein Flirt, der einem Strohfeuer glich. Nur wenige Wochen nachdem Airbus dem IT-Dienstleister Atos ein unverbindliches Angebot für eine Minderheitsbeteiligung an der abzuspaltenden Cybersicherheits-Sparte Evidian vorgelegt hat, macht der Luft- und Raumfahrtkonzern wieder einen Rückzieher. Für die angeschlagene Atos ist das ein herber Rückschlag. Denn der früher von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton geleitete Konzern ist in den letzten Jahren wegen schwacher Zahlen, Gewinnwarnungen und Führungskrisen an der Börse unter Druck geraten.

Vor allem aber gefährdet die Absage die Pläne, mit deren Hilfe Atos die Kehrtwende schaffen und die für die Restrukturierung ihres lahmenden traditionellen Geschäfts notwendigen 1,6 Mrd. Euro finanzieren will. Dafür will der IT-Dienstleister bis Juni die attraktiven Bereiche Cybersicherheit, Big Data und Digitalisierungsdienstleistungen abspalten und einen Minderheitsaktionär an Bord holen. Die Zeit drängt. Und der Druck auf Atos steigt, wie die Reaktion der Börse nach der Absage von Airbus gezeigt hat. Dort ist die Aktie des IT-Dienstleisters um fast 17 % eingebrochen. Sie hat innerhalb von einem Jahr rund 60 % an Wert verloren. Der Einstieg von Airbus bei Evidian hätte Investoren beruhigt, da der Abfluss von Barmitteln dadurch zumindest kurzfristig gelindert worden wäre.

An Interessenten für die Cybersicherheits-Sparte mangelt es eigentlich nicht. Auch der Telekommunikationsriese Orange und der Rüstungselektronik- und Avionik-Konzern Thales waren interessiert, genauso wie der Digitalisierungsspezialist Onepoint, der im September 4,2 Mrd. Euro für Evidian geboten hat, aber abgewiesen wurde. Jedoch ist keiner von ihnen bereit, viel Geld auszugeben, um dem defizitären Unternehmen zu helfen und sich dafür mit einer Minderheitsbeteiligung an Evidian zufriedengeben zu müssen. Auch Airbus nicht. Der Konzern verhandelt nun mit Atos über andere Optionen. Derweil wittern andere Interessenten wie Onepoint eine zweite Chance, dass der IT-Dienstleister doch noch die Kontrolle über die Cybersicherheits-Sparte abgeben könnte.

Airbus muss sich nun den Vorwurf gefallen lassen, sich dem Druck des Hedgefonds TCI gebeugt zu haben. Dieser hält rund 3 % des Kapitals und hatte gefordert, der Konzern solle die Pläne für eine Minderheitsbeteiligung an Evidian aufgeben, da es nicht an ihm sei, die politisch motivierte Rettung von Atos zu finanzieren. Auch zehn Jahre nach der Neuordnung des Kapitals und der Reduzierung der staatlichen Beteiligungen ist Airbus noch immer kein normales Unternehmen. Sonst hätte der Konzern jetzt anders reagiert.

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