Leveraged Finance

Der Nimbus von Private Debt bröckelt

Jahrelang waren Debt Funds fast nicht aufzuhalten, doch im Schlussquartal 2022 zeigten sie sich auffallend zurückhaltend.

Der Nimbus von Private Debt bröckelt

Debt Funds haben seit der Finanzkrise einen kometenhaften Aufstieg gefeiert. Nicht einmal das kapitalmarktscheue Deutschland konnte den Siegeszug der Kreditfonds entscheidend stoppen. Zwar tun sich die Debt Funds weiterhin schwer, den stark bankenfinanzierten Mittelstand zu knacken. Doch wenn hinter dem Mittelständler ein Private-Equity-Investor steht, standen den Debt Funds bislang alle Türen offen.

Über Jahre sind beide Märkte einfach parallel gewachsen: der mittelständische Buy-out-Markt, also der M&A-Markt, und der mittelständische Leveraged-Finance-Markt, also der zugehörige Fremdkapitalmarkt, der die Übernahmen größtenteils finanziert. Das viele trockene Kapital für Firmenübernahmen nämlich trieb die Bewertungen für Unternehmen weit nach oben, so dass der zusätzliche Finanzierungsbedarf ebenfalls stark anstieg. Somit war Private­-Debt-Kapital gefragt. Banken konnten da nur noch schwer mitgehen, auch weil ihnen regulatorisch engere Grenzen gesetzt sind als den Kreditfonds. Fragt man die Fonds, so beruht sich ihr Erfolg selbstverständlich nicht nur auf ihren tieferen Taschen und schnelleren Entscheidungsprozessen. Nein, Debt Funds verstehen demnach Branchen einfach besser und schauen sich Sachen an, die Banken kategorisch ablehnen. Es gibt zweifelsfrei auch Debt Funds, auf die das zutrifft. Worauf sich die breite Masse der Fonds aber vor allem gestürzt hat, sind zwei Sektoren: Software/IT und Healthcare. Zwei Branchen, die gemeinhin als antizyklisch gelten und dennoch auskömmlich bis stark wachsen. Weil diese beiden Märkte in Deutschland noch stark fragmentiert sind, verfolgen Private-Equity-Investoren dort Buy-and-Build-Strategien, die einem dann doch recht einheitlichen Playbook folgen: Sie kaufen für sehr viel Geld ein Unternehmen als Plattform und tätigen dann für kleineres Geld strategische Zukäufe, um das dann größere Unternehmen für viel Geld zu verkaufen.

Für diese Operation brauchen sie allerdings viel Fremdkapital. In einem boomenden Markt waren für die Wahl des Kreditgebers vor allem zwei Dinge entscheidend: die Höhe des Leverages und die Transaktionsgeschwindigkeit. Die Corona-Pandemie konnte den Markt nicht stoppen: 2021 war ein Rekordjahr. Nun aber bröckelt der Nimbus. Insbesondere im zurückliegenden Schlussquartal, dem traditionell stärksten Jahresviertel in diesem Geschäft, zeigten sich die Debt Funds zurückhaltend bei Neufinanzierungen. Überall in Europa bis auf Deutschland ging die Transaktionsanzahl zurück, besonders stark in jenen Ländern, wo die Kreditfonds sehr hohe Markt­anteile haben. Wunder vollbringen auch die Debt Funds nicht.

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