Die beste Zeit für Aktionäre
In wenigen Wochen beginnt die beste Zeit für Aktionäre in Deutschland. Denn hierzulande schütten die börsennotierten Aktiengesellschaften in der Regel wenige Tage nach der Hauptversammlung (HV) eine Dividende aus. Und diese Ausschüttungen fallen bei einigen Dax-Werten in diesem Jahr recht üppig aus, so dass es im Geldbeutel der Anteilseigner richtig rappeln wird. Obwohl seit inzwischen fast einem Jahr Krieg in der Ukraine herrscht und die Konjunktur sich abgeschwächt hat, steht der Dax vor einem neuen Dividendenrekord.
„Die Ausschüttungssumme der Dax-Konzerne wird im laufenden Jahr voraussichtlich um 8,6% von 50,2 Mrd. Euro auf 54,5 Mrd. Euro ansteigen“, hat Frank Klumpp, leitender Aktienmarktstratege der LBBW, errechnet. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die DekaBank: „Die Dax-Unternehmen werden rund 3,6 Mrd. Euro mehr Dividende an ihre Aktionäre ausschütten als 2022“, so Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie. Positiv sei, dass die Gewinne bereits seit 2019 stärker stiegen als die Ausschüttungen. Die Unternehmen seien trotz Pandemie erstaunlich gut durch die Krisen gekommen und hätten ihre Erträge gesteigert. Schallmayer wörtlich: „Die Dax-Konzerne haben 2022 so viel Geld verdient wie noch nie.“
Aktuell werden die Prognosen der Finanzprofis durch erste Ausschüttungen und durch die Ergebnisse der Bilanzsaison untermauert. Gerade haben die Mercedes-Benz Group und die Allianz Steigerungen ihrer Dividenden bekannt gegeben. So wird der Dividendenaristokrat Allianz, der eine satte Dividendenrendite von 5,3% aufweist, seine Ausschüttung von 10,80 Euro auf 11,40 Euro je Aktie anheben. HV der Allianz ist übrigens am 4. Mai, rund die Hälfte der 40 Dax-Werte hält ihr Aktionärstreffen im Mai ab. Die Mercedes-Benz Group hebt ihre Dividende von 5,00 auf 5,20 Euro an (HV am 3. Mai) und die Deutsche Börse hat eine Steigerung ihrer Ausschüttung an die Aktionäre von 3,20 auf 3,60 Euro angekündigt (HV am 16. Mai). Und auch die Deutsche Telekom hat bereits im Rahmen ihrer Berichterstattung zum dritten Quartal mitgeteilt, dass die Dividende von 64 Cent auf 70 Cent je Aktie steigen soll (HV schon am 5. April).
Ohnehin hat dieses Jahr für den Geldbeutel der Aktionäre erstklassig begonnen. Anfang Januar hat Volkswagen nach dem erfolgreichen Porsche-IPO eine Rekordsonderausschüttung von 19,06 Euro je VW-Aktie getätigt. Inklusive der VW-Sonderdividende würde sich nach den Berechnungen der LBBW gar eine Dividendensumme der Dax-Konzerne von 64 Mrd. Euro ergeben. Und gerade hat Siemens eine von 4,00 auf 4,25 Euro je Aktie erhöhte Dividende an seine Aktionäre ausgeschüttet.
Deutlich besser geht es übrigens inzwischen auch den Banken. Daher zahlt der wahrscheinliche Dax-Aufsteiger Commerzbank jetzt wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie (HV am 31. Mai). Und die Deutsche Bank hat eine Erhöhung ihrer Ausschüttung von 20 auf 30 Cent je Aktie angekündigt (HV am 17. Mai).
Neue Rekorde in der Dividendensaison 2023 sind schön und gut, doch wie geht es weiter? Deka-Stratege Schallmayer erwartet keinen Einbruch der Dividenden. „Die langfristigen Geschäftsperspektiven und damit auch die Dividendenaussichten sind stabil.“ Bessern sich die Konjunkturperspektiven, wonach es derzeit ausschaut, dürften die Dividenden im kommenden Jahr noch einmal höher ausfallen und dann ein neuerlicher Rekord erzielt werden.
Da der Dax ein Performanceindex ist, fließen die Dividenden in ihn als wesentlicher Treiber ein. Überhaupt wird die Rolle der Dividende als Wertschaffer meist unterschätzt. Nach einer Untersuchung des Flossbach von Storch Research Institute resultieren satte 52% der Wertschaffung bei deutschen Aktien in den vergangenen 20 Jahren aus Dividenden. Alles in allem bestehen also gute Chancen, dass der Höhenflug des Dax mit der Unterstützung der üppigen Dividenden anhält.
