KfW-Mittelstandspanel

Energiekrise trifft deutschen Mittelstand heftig

Die Folgen des Ukraine-Kriegs treffen den deutschen Mittelstand mit voller Wucht. Die Unternehmen haben ihre Investitionspläne im Jahresverlauf so stark angepasst wie selten zuvor.

Energiekrise trifft deutschen Mittelstand heftig

ba Frankfurt

Der deutsche Mittelstand hat die Corona-Pandemie zwar ganz gut verdaut, auch finanziell. Die Folgen des Ukraine-Kriegs, allen voran die Energiekrise, treffen die Unternehmen aber heftig. Und dabei werden die Preiseffekte wegen langfristiger Lieferverträge erst mit Verzögerung voll durchschlagen. Dem KfW-Mittelstandspanel zufolge sei „schon jetzt ein Teil der Unternehmen finanziell überfordert“, erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Dazu würden sich Sorgen über einen erneuten Pandemieherbst, allgemein gedämpfte Wachstumsperspektiven, eine anhaltend hohe Inflation, steigende Zinsen und andauernde Lieferengpässe gesellen. „Nach einem sehr guten Jahr 2021 zeichnet sich für das laufende Jahr das Platzen von Investitionsplänen, Druck auf die Eigenkapitalquoten und ein erschwerter Kreditzugang ab“, mahnte Köhler-Geib.

2021 war für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ein „sehr gutes Jahr“, wie es bei der KfW heißt. Umsatz und Beschäftigung seien weitestgehend wieder auf das Vorkrisenniveau gestiegen, die Profitabilität sei trotz der Krisenauswirkungen weiter sehr gut. Auch die Eigenkapitalquote hat sich überraschend schnell und deutlich erholt und liegt laut der KfW fast auf dem Vorkrisenniveau.

Die Umsatzerwartungen allerdings trüben sich mittelfristig wieder ein, vor allem wegen der Sorgen um den Ukraine-Krieg und dessen Folgen. Die Energiepreise gelten als Unsicherheitsfaktor Nummer 1. 53% der Mittelständler gehen derzeit davon aus, die hohen Energiekosten auch langfristig tragen zu können – doch 13% sehen sich auf Dauer überfordert. „Vor allem für energieintensive Unternehmen des mittelständischen verarbeitenden Ge­werbes ist die Belastung hoch“, betont Köhler-Geib – und damit ein Teilsegment des Mittelstands, dessen gesamtwirtschaftliches Gewicht mit Blick auf Beschäftigung, Umsätze oder Investitionen beträchtlich über seinem reinen Anteil an der Anzahl der Unternehmen liegt. Wenn eine Vielzahl gerade dieser Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage geriete, wären die Auswirkungen entsprechend überproportional, mahnte die KfW-Chefvolkswirtin. Ihrer Ansicht nach ist daher in diesem Teilbereich eine Entlastung notwendig, „um die Wirtschaft insgesamt zu stabilisieren, allerdings kombiniert mit Anreizen für die Transformation zur Klimaneutralität“.

59 Mrd. Euro fehlen

Wegen der hohen Unsicherheit und der Sorge vor einem wirtschaftlichen Abschwung haben die KMU ihre Investitionspläne im Jahresverlauf 2022 so stark angepasst „wie selten zuvor“: Nur noch knapp die Hälfte der Befragten will in diesem Jahr alle Vorhaben wie geplant umsetzen, während 18% der Firmen sogar alle Vorhaben aufgeben – beides Rekordwerte. Für das Gesamtjahr 2022 geht Köhler-Geib davon aus, dass 59 Mrd. Euro an Investitionen verloren gehen. In einem normalen Jahr hingegen ist mit Planrevisionen von etwas über 40 Mrd. Euro zu rechnen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.